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nmz-archiv
nmz 2006/05 | Seite 35
55. Jahrgang | Mai
Landesmusikräte
Dreizehn Klassen im Wettstreit
Erstmals „klasse musiziert“ in NRW
13 Schulklassen aus NRW kamen in Lüdenscheid zusammen, um
in einen besonderen musikalischen Wettstreit zu treten. Sie alle
praktizieren das so genannte „Klassenmusizieren“ in
einer Kooperation von Schulmusik und Instrumentalunterricht im zweiten
Unterrichtsjahr, und alle ihre Schüler haben das Spiel ihres
Instruments im Klassenverband erlernt. Die pädagogischen Konzepte
hinter dem „Klassenmusizieren“ sind recht vielfältig,
und entsprechend groß war auch die Spannweite innerhalb der
Präsentationen, die die 13 Klassen boten.
Die Gänge des Lüdenscheider Bergstadt-Gymnasiums haben
wohl noch nie so viele Musikinstrumente an einem Tag gesehen. Man
fürchtete um Hunderte von Klappen und Wirbeln, wenn sich die
jungen Musikerinnen und Musiker zusammen mit ihrem Publikum in dichten
Trauben die Treppen hinunter zur Turnhalle schoben, doch größere
Schäden wurden nicht vermeldet. Die Musikschule Lüdenscheid
und ihr Leiter Franz Schulte-Huermann bekamen die Logistik des Wettkampfes
erstaunlich locker in den Griff.
Der Enthusiasmus wuchs stetig: Die Weite der Turnhalle, in der
je drei Orchester gleichzeitig Platz nahmen, durchdrang eine frappierende
Spielfreude und Begeisterung der Schüler, die sich auf 300
Zuhörer übertrug. Die Programme gehorchten oft kleinen
Dramaturgien, die Stringenz der pädagogischen Konzepte weitete
sich durch die Aufnahme von Bodypercussion, kleinen Samba-Ensembles,
Schülermoderationen und Schüler-Interviews. Auffallend
war, dass die Streicherklassen überwiegend eine Form des offenen
Unterrichts boten – der von der Rolland-Methode geprägt
war –, während sich die Bläserklassen bereitwilliger
in kleine Konzertdarbietungen fanden.
Bei zwei Schulen kamen Musikalität, Performance und pädagogische
Schlüssigkeit so rund zusammen, dass die Jury ihnen einen 1.
Preis mit Auszeichnung zuerkannte: Es waren die Bläserklassen
des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums Bünde (Erika Becker, 25 Punkte)
und der Gesamtschule Waldbröl (Andrea Massong, 23 Punkte).
Eine „Klasse“ rückte in doppelter Stärke an,
denn im Gymnasium St. Michael in Ahlen praktizieren Peter und Birgit
Boch das Modell des Klassenmusizierens schon so lange und so erfolgreich,
dass die vielen Anmeldungen nur noch in zwei Klassen aufzufangen
sind.
Die Jury bestand aus dem Vorsitzenden Prof. Dr. Ortwin Nimczik
sowie Klaus Ernst, Dr. Walter Lindenbaum, Martin Nieswandt, Hubertus
Schmalor und Lutz Wentscher. Die Trägerschaft teilten sich
der Regionalausschuss „Jugend musiziert“ Westfalen-West,
der Landesverband NRW des Verbands Deutscher Schulmusiker, der Landesmusikrat
NRW, der Landesverband der Musikschulen in NRW und das Landesinstitut
für Schule in Soest. Sah es zunächst so aus, als müssten
sie ihre Portokassen zusammenwerfen, um den Wettbewerb möglich
zu machen, ergab sich dann doch die Aussicht auf eine rettende Förderung
durch den Ministerpräsidenten des Landes NRW im Rahmen des
Programms „Kultur und Schule“ von Staatssekretär
Grosse-Brockhoff. Der Tag in Lüdenscheid bot eine interessante
Bilanz, die eine kritische Weiterentwicklung von Konzepten des Klassenmusizierens
ermöglicht. Es gibt kaum etwas, das wie Klassenmusizieren geeignet
ist, die musikalische Jugendbildung in unserer Gesellschaft effektiv
zu verbreitern.