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nmz-archiv
nmz 2006/05 | Seite 44
55. Jahrgang | Mai
Rezensionen
Kurz vorgestellt
DVDs
Berlioz: Roméo et Juliette, Arthaus 102 017
Neben einem klangtechnisch problematischen Requiem aus dem Regensburger
Dom (Arthaus 102 027) ist dieser Konzert-Mitschnitt ein weiteres
Dokument dafür, welch exquisiten Berlioz-Klangkörper
Colin Davis seinerzeit aus dem Symphonieorchester des Bayerischen
Rundfunks geformt hat. Hanna Schwarz und Philip Langridge sind
hervorragende Solisten eines Dramas, das sich freilich primär
im Instrumentalen abspielt. Eine weitere bemekenswerte Berlioz-DVD
bei Arthaus (102 023) ist der Live-Mitschnitt einer Faust-Aufführung
unter Georg Solti. Neben dessen energiegeladenem Dirigat macht
vor allem Anne Sofie von Otters Marguerite diese Scheibe zu einem
Dokument.
Berg: Wozzeck, Arthaus 102 031
Ganz ohne Arme-Leut-Kolorit kommt Peter Mussbachs Frankfurter
Produktion aus. In einem quadratischen Guckkasten stellt er Menschen
aus, die von ihren Spleens und Obsessionen beherrscht werden.
Sylvain Cambrelings präzise Einstudierung unterstreicht diesen
analytischen Ansatz, der allerdings packend, mit großem
Theaterinstinkt umgesetzt ist. Schade dass Dale Duesing in der
Titelrolle und Kristine Ciesinski – stimmlich durchaus rollendeckend
– nicht die deklamatorische Präsenz des übrigen
Ensembles erreichen.
Dvorák: Rusalka, Arthaus 102 019
Wer sich nicht am englischsprachigen Gesang stört, wird
an dieser David-Pountney-Inszenierung aus der English National
Opera Gefallen finden. Psychologisierend, ohne in musikferne Bezirke
abzudriften, findet Pountney einprägsame Bilder für
dieses zeitlose Märchen. Und in der schaukelnden Wassernymphe
Eilene Hannans hat diese Produktion einen Mittelpunkt von beachtlicher
Strahl- und Ausdruckskraft. John Treleaven kommt da als Prinz
zunächst nicht ganz mit.