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nmz-archiv
nmz 2006/05 | Seite 46
55. Jahrgang | Mai
Rezensionen
Kurz vorgestellt
Noten
Jindrich Feld (geboren 1925): Erinnerung an Mozart für Zauberflöte
solo. Zimmermann ZM 35240 (2005).
Alle erdenklichen Flötenregister und -techniken, Atem-
und Fingerkunststücke setzt der 80-jährige tschechische
Komponist ein, um Mozart und seiner Zauberflöte Referenz
zu erweisen: Vier Minuten Klangeffekte und Papageno mischt ordentlich
mit. Schon 2001 für András Adorján geschrieben
– jetzt frei gegeben und für alle zu entdecken.
Mieczyslaw Weinberg (1919–1996): Streichquartett Nr. 7 op.
59 (1959). Partitur und Stimmen. Peermusic PCH 3543, 3543 A, mit
Demo-Einspielung auf CD.
Tragik, Schmerz, persönliches Schicksal drückt sich
hier in unglaublich ergreifenden Intensität und Dramatik
aus. Eine hoher Ansprüche an rhythmische und klangliche Sensibilität
stellende Komposition, die sich stilistisch in der Nähe seines
nur wenige Jahre älteren Freundes Schostakowitsch positionieren
lässt. Der genau vor zehn Jahren verstorbene Weinberg (alias
Moishei Vainberg) zählt zu den bedeutendsten russischen Komponisten
des 20. Jahrhunderts, doch sein Opus, vor allem sein reiches vielseitiges
Kammermusikschaffen harrt im Westen noch der Entdeckung.
Carl Bohn (1844–1920): Hausmusik für zwei Violinen und
Klavier. Elite Ed. 4036, Simrock.
Als volkstümlichen Salonkomponisten tituliert Altmanns
Tonkünstlerlexikon diesen im MGG freilich ungenannten Vielschreiber
der Jahrhundertwende. Seine gefälligen Trios im Musiziergeschmack
der Zeit, den Spätromantikern nachempfunden, heben sich im
Anspruch ab von so genannter gehobener Unterhaltungsmusik: Ein
Dutzend liebevolle Charakterstücke, besetzungsmäßig
willkommene Pendants zur Triosonate, sollten mit dem nötigen
Charme und Schmalz vorgetragen werden.
John Stanley (1713–1786): Suite Nr. 1 of Trumpet Voluntaries
für zwei Trompeten (D/A) & Orgel, D-Dur, arranged by Wolfgang
G. Haas. Haas, Köln ISMN M 2054-0541-0.
Die von den originalen Orgel- abgezweigten Trompeten-Parts,
gestützt von Manualiter-Begleitung, wechseln sich imitativ
in der Stimmführung ab. Sie sind technisch fast harmlos,
an Händels Oratorienstil erinnernd, aber pompös mit
theatralischem Effekt.
Tomaso Albinoni (1671–1750/51): Drei Sonaten für zwei
Violinen, Violoncello und B.c. aus Sonate a tre op. 1, hrsg. von
Martin Lutz. Breitkopf & Härtel Musica Rara MR 2271.
Zwei schnelle Sätze, fugenhaft angelegt, mit Elan anzupacken,
wechseln jeweils mit klangberauschendem Grave. Was vor 300 Jahren
beliebt, gefragt und viel kopiert wurde, empfiehlt sich heute
(in dieser sauberen Druckversion) erneut als packendes Musiziergut
für junge Streicher. Im Continuo-Part, zurückhaltend
ausgesetzt, bleibt dem Tastenspieler dennoch viel Freiheit.
Alessandro Parisotti (1853-1913) Die schönsten Arie Antiche,
Schätze der italienischen Gesangskunst des 17. und 18. Jahrhunderts
für Gesang und Klavier. Ricordi Sy. 2768.
Ricordis Opernschatzkiste geöffnet: zweieinhalb Stunden
Auftritt, drei Dutzend Arien von Bononcini bis Vivaldi im Klavierauszug
in großzügigem Notenbild mit italienischem und deutschem
Text, und sogar der Korrepetitor (Alberto Mondini auf zwei CDs)
ist mit dabei. Welch ambitionierter Sängereleve wird sich
nicht auf eine solch kompakt zubereitete Repertoiresammlung stürzen?
Theobald Böhm (1794–1881): Drei Lieder aus dem Schwanengesang
von Franz Schubert, Ständchen, Das Fischermädchen, Am
Meer. Bearbeitet für Altflöte und Klavier, herausgegeben
von Elisabeth Weinzierl, Edmund Wächter. Zimmermann ZM 35180.
Theobald Böhm konstruierte „seine“ neue Altflöte
in G, und genau dafür brauchte er Noten, arrangiert für
dieses Instrument; hier sind sie neu herausgegeben (und nachlesbar
die Story über das Entstehen) und laden in dieser sehr sorgfältigen
Ausgabe zur Darstellung ein.