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nmz-archiv
nmz 2006/06 | Seite 32
55. Jahrgang | Juni
Jugend musiziert
„Solche Gastfreundschaft haben wir nie erlebt“
Einladung zum Wettbewerb „Östliches Mittelmeer“:
vier junge Saxophonisten auf Türkeireise
In der nmz 3/06 feierte die
Deutsche Schule Helsinki zehn Jahre ”Jugend musiziert“
an den Deutschen Schulen Nördliches Europa. Während dessen
folgte das Saxophon-Quartett mit Christoph Konnerth aus Neu-Ulm,
Christopher Hupe aus Langenau-Göttingen, David Ritscher aus
Blaustein und Manuel Sperle aus Ulm einer Einladung zum Landeswettbewerb
„Östliches Mittelmeer“, den die Deutsche Schule
Istanbul ausrichtete. Die Reise wurde mit Unterstützung des
Goethe-Instituts und dem Bundesministerium für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend finanziert. Die vier jungen Saxophonisten konzertierten
im Rahmenprogramm und kehrten begeistert von der Atmosphäre
des Wettbewerbs zurück. Hier der Reisebericht:
Gewannen
neue Eindrücke und neue Freunde: die vier Saxophonisten
auf Konzertreise in Istanbul.
Foto: “Jugend musiziert“
Vorab möchten wir allen herzlich danken, die uns diese wunderbare
Reise ermöglicht haben. Besonders hervorheben möchten
wir auch das Engagement unseres Saxophonlehrers Dieter Kraus von
der Musikschule Ulm, der seine Freizeit für beinahe tägliche
Proben opferte.
Als wir am Donnerstag zu Beginn unserer Reise nach etwa zweieinhalb
Stunden Flug in Istanbul angekommen waren, wurden wir bereits von
Schülern der deutschen Schule in Istanbul erwartet und herzlich
empfangen. Nachdem dann kurze Zeit später auch die ”Jugend
musiziert“-Teilnehmer aus Ägypten eintrafen, brachte
man uns in Bussen zur Schule im Stadtteil Beyôglu. Dort wurden
die anderen Teilnehmer in ihre Gastfamilien eingewiesen und uns
zeigte man unser Hotel: Das Hotel, nahe der Schule und direkt an
der Flaniermeile Beyôglus gelegen, war sehr gepflegt und wir
hatten gut ausgestattete Zimmer.
Bei der Eröffnungsveranstaltung im Saal des Clubs „Teutonia“
am Abend mit sowohl traditioneller türkischer Musik von einem
Ensemble der Schule, als auch moderner Soul- und Popmusik, ebenfalls
von Schulbands und -ensembles vorgetragen, lernten wir Herrn Auris
kennen, der uns die weitere Planung für unseren Aufenthalt
vorstellte.
Am nächsten Morgen konnten wir im Kaisersaal des Generalkonsulats
eine Anspielprobe durchführen, um uns mit dem Saal und der
Akustik vertraut zu machen. Wir alle waren begeistert von dem prunkvollen
Gebäude und dem schönen Saal. Die geringen Probleme mit
dem Hall sollten sich dann am nächsten Tag beim Konzert auch
von selbst lösen, als sich der Raum mit Publikum füllte.
Das Konzert war so gut besucht, dass die Sitzplätze nicht einmal
ganz ausreichten. An dieser Stelle „Danke“ an die Organisatoren,
die scheinbar viel Werbung gemacht und sogar Busse organisiert hatten,
die die Schüler und ”Jugend musiziert“-Teilnehmer
zum Generalkonsulat brachten.
Das Konzert war ein voller Erfolg und wurde vom Publikum mit Begeisterung
aufgenommen. Wir spielten unter anderem Stücke von Jean-Baptist
Singelée, Astor Piazzolla, Michael Nyman und Mike Mower und
wollten mit unserem Programm, das von klassischer Musik über
Tangos und Auszüge aus Filmmusiken bis hin zu moderner Jazz-
und Funkmusik reichte, eine möglichst große Bandbreite
an musikalischen Stilrichtungen abdecken. Dies schien beim Publikum,
das überwiegend aus dem deutschen Kulturkreis in Istanbul und
Mitgliedern der Schule bestand, gut anzukommen. Beim anschließenden
Empfang mit Getränken und allerlei türkischen Leckerbissen
wurden wir von zahlreichen Leuten angesprochen und führten
kurzweilige Unterhaltungen über die Musik und über Istanbul.
Noch später am Abend wurden wir dann von Herrn Auris, der während
der Reise zu einem guten Freund wurde und von anderen Istanbulern
in das Nachtleben eingeführt. Bei Live-Musik in einem Jazz
Club und kühlen Getränken konnten wir den Abend beziehungsweise
die Nacht in gemütlicher Runde ausklingen lassen.
Umso schwerer fiel es uns am nächsten Morgen rechtzeitig aufzustehen.
Doch die Überwindung zahlte sich aus, denn es stand eine aufschlussreiche
und interessante Stadtführung von Herrn Çelik auf dem
Programm. Er erzählte uns viel über die türkische
Kultur und brachte uns das Leben in Istanbul ein Stück näher.
Nachmittags hörten wir uns dann ein Wertungsspiel des Landeswettbewerbs
an und nach kurzer Erholungspause im Hotel gingen wir zur Preisbekanntgabe
der Wettbewerbsteilnehmer in den Saal der Teutonia, wo anschließend
gemeinsames Abendessen angesagt war. Beim Rockkonzert, das für
die ”Jugend musiziert“-Teilnehmer am Abend in der Turnhalle
der Schule stattfand, konnten wir uns erstmals mit einigen Schülern
und Teilnehmern bekannt machen und Kontakte knüpfen. Anschließend
wurde uns von Herr Auris eine hervorragende Bar im siebten Stock
eines Gebäudes in einer Seitenstraße gezeigt (wer sich
in Istanbul nicht auskennt, dem entgeht das Beste), von wo aus wir
einen wunderbaren Ausblick über die Stadt und ausgezeichnetes
Essen genießen konnten.
Bei der Bosporusrundfahrt zusammen mit allen anderen ”Jugend
musiziert“-Teilnehmern am nächsten Tag bekamen wir dann
die schöne Landschaft der Türkei zu Gesicht und als wir
an der Endhaltestelle der Fähre, die immer abwechselnd auf
der asiatischen und der europäischen Seite anlegte, kurz vor
dem Schwarzen Meer an Land gingen, erwartete uns ein steiler Aufstieg
zu einer Burgruine, für den wir mit einem atemberaubenden Ausblick
über den Bosporus und die weite Küstenlandschaft belohnt
wurden. Am Abend spielten wir noch einmal Stücke aus unserem
Konzertprogramm bei einem gemeinsamen Abschlussabend mit musikalischen
Vorträgen, gutem Essen von den Köchen der Schule und wenigen
Reden und Danksagungen. Anschließend hatte die Gastschwester
einer ”Jugend musiziert“-Teilnehmerin für alle
Jugendlichen eine Party in einer Disco organisiert, bei der noch
ein letztes Mal ausgelassen gefeiert wurde, bis in die späte
Nacht hinein. Am nächsten Morgen fiel es allen, die da waren
schwer, sich wieder auf die Heimreise zu machen. Nicht nur aus Müdigkeit,
sondern auch, weil sich viele gute Freundschaften entwickelt hatten
und allen ausschließlich schöne Erinnerungen an Istanbul
blieben.
Der Landeswettbewerb ”Jugend musiziert südöstliches
Mittelmeer“ war ein außergewöhnliches Erlebnis,
bei dem das Musizieren zwar im Vordergrund stand. Ein mindestens
ebenso wichtiger Grund für die Teilnehmer aus der Türkei,
Ägypten, Griechenland, Italien und für uns war, die wunderbare
Zeit in Istanbul zu genießen. Die Verbundenheit zwischen allen
Teilnehmern, die sich teilweise schon von vielen Wettbewerben zuvor
kannten, haben wir bei „Jugend musiziert“ in Deutschland
in dieser Form noch nicht erlebt.
Wir fanden viele Freunde, mit denen wir weiterhin in Kontakt stehen
und freuten uns besonders über die Einladung von Ralph Auris
und dem Schulleiter Peter Born, irgendwann noch einmal nach Istanbul
zu kommen und dort eventuell ein Konzert in einem der vielen schönen
Säle Istanbuls zu spielen. In den Genuss einer derartigen Gastfreundschaft,
wie wir sie an der Deutschen Schule erlebten, kamen wir noch nie
zuvor. Man kümmerte sich um alles, zeigte uns die Stadt, fuhr
uns überall hin oder organisierte Taxis und wenn wir etwas
kaufen wollten oder etwas brauchten, begleitete man uns sogar, um
uns alles zu zeigen und bei Verhandlungen mit dem Verkäufer
behilflich zu sein.
Wir möchten noch einmal insbesondere Herrn Auris und Herrn
Çelik danken, die sich besonders um uns bemühten.