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nmz-archiv
nmz 2006/06 | Seite 48
55. Jahrgang | Juni
Musik-Termine
Komponist des Monats
Sagt die Dauer der Arbeit an einer neuen Komposition etwas über
die Musik? Und was sagt die Menge des Komponierten über dessen
Qualität? Oder sind Entstehungszeit und Anzahl der Werke lediglich
Folge mehr oder minder pragmatischer Umstände? Bloß äußerliche
Faktoren, die mit den fertigen Werken selbst nichts mehr zu tun
haben?
Manche Komponisten schleppen sich mühsam durch Lehrbetrieb
und/oder Broterwerb mit der Hoffnung auf freie Tage oder Wochen
im Sommer, um auf dem Land, am Meer, in den Bergen oder der Hitze
der Großstadt die zum Komponieren nötige Zeit, Ruhe und
Disposition zu finden. Andere können es scheinbar fortwährend,
immer und überall. Was für Musik entsteht dabei?
Würde das Prädikat „Musiker des Monats“
nach der Menge des Komponierten vergeben, so erhielte es im Juni
zweifellos Jörg Widmann. Der 1973 in München geborene
Klarinettist und Komponist ist so produktiv wie es sonst auf weiter
Flur nur seine Lehrer Hans Werner Henze, Wilfried Hiller und Wolfgang
Rihm waren beziehungsweise sind.
Ohne dass es sich bei ihm um einen Dammbruch nach längerer
kompositorischer Abstinenz handelt, bringt er allein in diesem Monat
innerhalb von vierzehn Tagen von sich selbst gleich drei neue Werke
für Klarinette und Orchester zur Uraufführung: am 11.
Juni in Hamburg „Notturno“, am 25. Juni „Echo-Fragmente“
in Freiburg, wo er seit 2001 als Professor für Klarinette an
der Musikhochschule unterrichtet, und am 27. Juni in Rom ein zum
Zeitpunkt des Redaktionsschlusses noch unbetiteltes neues Werk –
als Titelvorschlag zur Güte vielleicht „Echo-Echo-Fragmente“?
Unter die jungen produktiven Komponisten gehört auch Michel
van der Aa. Zur Eröffnung des Holland-Festival kommt am 2.
Juni im Amsterdamer Muziekgebouw aan ‘t IJ seine Oper „After
Life“ nach dem Film von Hirokazu Kore-Eda zur Uraufführung.
Stefano Scodanibbios Musiktheaterstück „Il cielo sulla
terra“ geht am 1. Juni erstmals über die Bühne des
Forums Neues Musiktheater der Staatsoper Stuttgart. Und von Bernd
Franke – auch wiederholt an dieser Stelle vertreten –
erklingt am 21. Juni in Zürich erstmals „Toggeli?!“
für Kammersprechchor.
Rainer Nonnenmann
Weitere Uraufführungen
5.06.: Michael Denhoff, Krzysztof Meyer, Steffen Schleiermacher,
Werke für Player Pianos, Klavier-Festival Ruhr, Zeche Nordstern
Gelsenkirchen
10.06.: Norbert Sterk, Hôtel de la Paix
für Bariton und Klaviertrio, Musikverein Wien
11.06.: Johannes Quint, Sweet Beauty, Theater im Ballsaal Bonn
11.06.: Hans Koolmees, Karol Beffa, Christian Froleyks, neue Ensemblewerke
zu Heines und Schumanns 150. Todestag, Robert Schumann Hochschule
Düsseldorf.
11.06.: Friedhelm Döhl, Gesang der Frühe für Orchester,
Lübeck
17.06.: Isabel Mundry, Werk für Violine solo, Vals Schweiz
22.06.: Nicolaus A. Huber, Barong des Méduses für
Schlagquartett, Alte Feuerwache Köln
30.06.: Caspar Johannes Walter, Totenklage nach Ockeghem, Josquin
und Nicolas Gom, und Rupert Huber, ruh al gulab – Seele
der Rose für Chor und Sufis, Romanische Nacht St. Maria im
Kapitol Köln