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nmz-archiv
nmz 2006/06 | Seite 45
55. Jahrgang | Juni
Noten
Begleitung mal aus der Konserve, mal menschlich
Neue Flötenliteratur für Unterricht und Konzert
Play along Flute. World Music Klezmer
Universal Edition 31570 copyright 2004
Vorliegendes Notenheft mit beigefügter CD ist in der Reihe
„World Music“ herausgegeben worden von Yale Strom.
Von den fünf Titeln hat Strom drei Traditionals arrangiert,
zwei stammen aus seiner Feder. Als Geiger hat er zusammen mit
anderen Musikern die ansprechende CD aufgenommen.
Der Schwierigkeitsgrad der Stücke lässt sich Ende der
Unterstufe einordnen. Der Tonumfang umfasst fast durchweg die
erste und zweite Okta-ve. An einigen Stellen kann man „ad
libitum“ oktavieren. Rhythmisch stellen sich keine nennenswerten
Hürden, die Melodien sind eingängig.
Auf der CD sind die Werke mit zwei Tracks eingespielt: als Vollversion
und als Play Along. Hilfreich sind die Metronomangaben, so dass
man sich als Spieler im voraus auf das Tempo der CD einstellen
kann und nicht gleich frustriert aufgibt. Das Heft umfasst zweimal
den Notentext:
Erstens für den Melodiespieler mit Angaben zu den Tracks,
zweitens für einen potentiellen „Begleiter“ mit
Akkordsymbolen (vorgeschlagen werden Klavier oder Akkordeon, auch
Gitarre wäre denkbar).
Aber was tun, wenn ich mich im Unterricht nicht nur mit der CD
begnügen möchte sondern mit „menschlicher“
Begleitung spielen möchte, die die Symbole nicht oder nicht
fließend beherrscht?
Eine ausführliche Stimme für Klavier/Akkordeon wäre
für den Laien ganz nützlich. Einige Eigenarten der Klezmermusik,
wie die (eingetragenen) Glissandi, sehr gut von Klarinette und
Geige auf der CD vorgespielt, werden gerade auf der Flöte
der zusätzlichen Übung bedürfen, falls überhaupt
authentisch realisierbar. Vorliegende Lieder sind ebenfalls unter
anderer Editionsnummer als Ensemblenoten herausgegeben worden,
für zwei Melodieinstrumente, Akkordeon, Bass und Drums plus
CD.
mini pops Nr.1, Bettina Lometsch (1989): „Für Annette“.
Miniatur für Flöte und Klavier
edition mf 1990, Edition Dohr 2002, E.D. 22974
Bettina Lometsch hat eine Miniatur in dreiteiliger Form komponiert.
Es beginnt mit einem etwas melancholischen Klaviersolo im 6/8-Takt.
Die Flöte setzt bei der Wiederholung eine Oberstimme, dazu
allerdings mit einigen „Reibtönen“. Der schnellere
Mittelteil im 3/4-Takt mutet wie Minimal Music an. Das Klavier
wiederholt oktaviert vier fast identische Takte in kleinen Intervallschritten.
Das Chaos wird perfekt, wenn die Flöte im Kanon für
weitere neun Takte dazu einsetzt. Dann versucht die Flöte
über den motorisch weitertreibenden Achteln des Klaviers
eine Melodie zu spielen, die aber im Zusammenspiel eher atonal
wirkt. Beruhigt wird der Zuhörer durch die Wiederholung des
ersten Teils. Das Werk ist „mini“ in der Länge,
aber erfüllt nicht die Erwartung an Pop(-musik), da die Komponistin
die Harmonie im Klavier durch die Flötenstimme verfremdet.
Auf mich wirkt das Werk etwas zerrissen. Der Schwierigkeitsgrad
für die Spieler: leicht/Unterstufe.
Betsy Jolas (2000), Petite Fantaisie pour Lèo. Für
Flöte solo
2003 by Alphonse Leduc
Diese Fantasie ist eine echte Miniatur. Sie dauert circa 55 Sekunden.
Es geht mit einer leisen Melodie in der tieferen Lage los, über
fünf Takte, die in ähnlicher Struktur wiederholt wird,
um sich dann in die Höhe und ins Forte zu schwingen, wo sie
im Piano abbricht. Kleine Tempowechsel zwischen Modéré
und Presto, wie ein Frage-Antwortspiel dahin getupft, beenden
die Fantasie. Betsy Jolas (geb. 1926) studierte unter anderem
Komposition bei Messiaen und Milhaud. In dieser Tradition sind
in diesem kleinen Solo die Harmonien für unser Ohr gefällig,
nicht avantgardistisch. Eben Französisch.
Einzig ein wenig Flatterzunge wird als erweiterte Technik benutzt.
Der Spieler sollte eine flüssige Fingertechnik und dynamische
Bandbreite bis in die dritte Oktave beherrschen. Schwierigkeitsgrad:
mittelschwer
Will Offermans, Made in Japan. Sechs Lieder aus Japan für
Flöte mit CD-Begleitung Verlag Zimmermann ZM 34950
Will Offermans stellt mit „Made in Japan“ ein weiteres
asiatisch geprägtes Werk vor. Vier der sechs Lieder sind
originär japanisch, zwei weitere sind von Offermans komponiert.
Offermans: „Mein Wunsch war es, Neues und Altes, Digitales
und Analoges miteinander zu kombinieren ... die künstliche
Komponente (CD), das Natürliche (Flöte) ... und damit
eine Art virtueller Realität.“ Die Begleit-CD mit digital
bearbeiteten Synthesizerklängen versucht die Atmosphäre
des modernen Japans, die wundervolle Landschaft, das „honigsüße
Gefühl“ einzufangen. Dazu spielt die Flöte ihre
Stimme in normaler Notation (mit entsprechenden Anmerkungen zu
Verfremdungen).
Damit man sich nicht verliert, insbesondere bei einigen Improvisationsmöglichkeiten,
sind im Notentext entsprechende Zeitangaben eingetragen, die man
auf dem Display mitverfolgen kann. Man hört sich aber nach
einiger Zeit gut in die Harmoniefolgen ein. Für uns Westeuropäer,
die wir nicht hautnah tagtäglich mit japanischer Musik und
Lebensgefühl konfrontiert sind, ist es eine Möglichkeit,
sich der anderen Kultur anzunähern. Der Flötenspieler
sollte Flatterzunge, Portamento, Geräuschtöne und andere
erweiterte Techniken für die Realisation beherrschen.