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nmz-archiv
nmz 2006/06 | Seite 46
55. Jahrgang | Juni
Noten
Austoben
Kreneks Klavierwerk
Ernst Krenek (1900–1991): Sämtliche Klaviersonaten.
Universal Edition UE 32620
An den Klaviersonaten Ernst Kreneks lässt sich die kompositorische
Entwicklung des Schreker-Schülers erkennen. Es werden verschiedene
Phasen der Musik im 20. Jahrhundert tangiert, von den ersten Kompositionen
in Zwölftontechnik, über eine Annäherung an den Neoklassizismus,
einem erkennbaren romantischen Einfluss, den die intensive Beschäftigung
Kreneks mit dem Werkschaffen Schuberts hinterließ, bis hin
zu Jazzanklängen.
Die nun erstmalig in einem Band erschienenen Klaviersonaten scheinen
sich wie ein roter Faden durch das Leben des Komponisten zu ziehen,
sie schreiben eine musikalische Biographie. Unterstützt wird
dieser Eindruck durch die Anmerkungen Kreneks in der Ausgabe, die
zu jeder Sonate vorliegen und eine kurze, prägnante Beschreibung
der jeweiligen Sonate liefern. Erstaunlich und auch amüsant
sind diese Reflexionen Kreneks. So schreibt er über die Entstehung
der ersten Sonate: „Der junge Compositeur wurde zum ersten
Mal auf den offenen Rachen der Klaviatur losgelassen und hatte sich
mit ihren damals achtundachtzig weißen und schwarzen Zähnen
auseinanderzusetzten. Er benützte die Gelegenheit, um sich
schwungvoll und vollgriffig auszutoben.“ Für Fortgeschrittene