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VdM
nmz-archiv
nmz 2006/06 | Seite 26
55. Jahrgang | Juni
Verband deutscher Musikschulen
Musikalische Bildung von Anfang an
Bundesversammlung des Verbandes deutscher Musikschulen
Zur diesjährigen Bundesversammlung des Verbandes deutscher
Musikschulen (VdM) trafen sich die Delegierten der öffentlichen
Musikschulen vom 12. bis 13. Mai 2006 in Aschaffenburg. Die von
König Ludwig I. als das „bayerische Nizza“ bezeichnete
Stadt machte ihrem Namen in sommerlicher Atmosphäre alle Ehre.
Im Mittelpunkt der mit einer Hauptarbeitstagung verbundenen Bundesversammlung
standen die aktuelle und zukünftige Arbeit der öffentlichen
Musikschulen. Von Bedeutung war hierbei die geplante Föderalismusreform,
die als umfassendste Grundgesetzänderung seit Bestehen der
Bundesrepublik Deutschland entscheidende Auswirkungen auf die Bildungspolitik
als zentrales gemeinsames Anliegen von Bund, Ländern und Kommunen
haben kann. Aus Anlass der bevorstehenden gemeinsamen Anhörung
des Deutschen Bundestages und des Bundesrates zur Föderalismusreform
verabschiedete die Bundesversammlung des VdM die „Aschaffenburger
Erklärung“, in der sie gemeinsam mit dem Deutschen Musikrat,
dem Deutschen Kulturrat sowie dem Kulturausschuss des Deutschen
Städtetages und dem Schul- und Bildungsausschuss des Deutschen
Städtetages an Bund und Länder appelliert, die gemeinschaftliche
Verantwortung für die Bildungspolitik zu erhalten und bundesweit
geltende Bildungsstandards mit der musikalischen Bildung als festem
Bestandteil zu schaffen (siehe untenstehende „Aschaffenburger
Erklärung“).
Wichtige Inhalte der Hauptarbeitstagung und Bundesversammlung
waren in diesem Zusammenhang die „Musikalische Bildung von
Anfang an“ – bei der es unter anderem um spezielle musikalische
Angebote für Kinder schon ab den ersten Lebensmonaten geht
–, die Kooperationen von Musikschulen und allgemein bildenden
Schulen sowie die „Musikschule in der kommunalen Kultur- und
Bildungspolitik“ mit einem Vortrag des Essener Bildungs- und
Kulturdezernenten Oliver Scheytt. Auf großes Interesse stießen
ebenfalls die Erläuterungen der VdM-VBSM-Arbeitsgruppe zum
„TVöD und Berufsbild der Lehrkräfte an Musikschulen“
(ein ausführlicher Beitrag folgt in der kommenden nmz) sowie
die Vorträge und Arbeitsgruppen „Coaching und Führungsmanagement
für Musikschulleiter/innen“ des Organisationsberaters
Jochen Kloff und „Vereinsvorstände und e.V.-Musikschulen“
von Rolf Fritsch, Bildungsreferent in der BAK Trossingen, und Wolf
Steinweg, Syndikus des VdM (siehe auch Seite 49 der Verbände-Ausgabe).
Vorgestellt wurde in Aschaffenburg außerdem das vom Erweiterten
Bundesvorstand des VdM verabschiedete neue Leitbild des Verbandes,
das alle Mitgliedschulen mit dem nächsten Rundschreiben erhalten.
Doris Froese, die angesichts erheblich gestiegener Arbeitsbelastungen
als Musikschulleiterin in Herrenberg aufgrund von Umstrukturierungen
in der örtlichen Kulturverwaltung ihre weitere engagierte Mitwirkung
im Bundesvorstand im Januar 2006 aufgeben musste, wurde in der Bundesversammlung
feierlich aus dem Vorstand verabschiedet.
Als ihr Nachfolger wurde Wolfhagen Sobirey, Direktor der Staatlichen
Jugendmusikschule Hamburg, einstimmig bestätigt. Eine große
Würdigung gab es in Aschaffenburg eben-falls: Heidi Wucher,
die sich seit mehr als 40 Jahren für den VdM engagiert und
ihr Leben in den Dienst der öffentlichen Musikschulen gestellt
hat (siehe nmz 05/06, Seite 26), wurde von der Bundesversammlung
mit stehenden Ovationen zum Ehrenmitglied des VdM ernannt und mit
der Goldenen Stimmgabel geehrt.
Aschaffenburger Erklärung des
Verbandes deutscher Musikschulen (VdM) zur Föderalismusreform
Mit großer Sorge verfolgt der Verband deutscher Musikschulen,
dass der vom Bund im europäischen Kontext geförderte
Dialog und das europäische Zusammenwachsen im eigenen Staat
gefährdet werden, indem er notwendige Kompetenzen abgibt
oder sie ihm genommen werden.
Bildung muss auch im Rahmen der Föderalismusreform als
zentrales gemeinsames Anliegen von Bund, Ländern und Kommunen
verankert werden. Bildung ist Voraussetzung für gesellschaftliche
Teilhabe und ein Schlüsselthema für die weitere Entwicklung
unseres Landes. Kinder müssen daher best- und frühestmöglich
gefördert werden, ohne dass die Herkunft eines Kindes über
seine Bildungs- und somit seine Lebenschancen entscheidet.
Bildung, besonders auch die musikalische, braucht den Dialog
über Ländergrenzen hinweg mit bundesweiter Vergleichbarkeit
und geltenden Standards. Diese müssen länderübergreifend
durch Schnittstellen auf Bundesebene vereinbart, garantiert und
kommuniziert werden.
An über 4.000 Standorten sind rund 950 öffentliche
Musikschulen im Verband deutscher Musikschulen (VdM) vertreten
und bilden damit eine zentrale Schnittstelle im Bereich der Kultur-,
Bildungs-, Jugend- und Familienpolitik. Über eine Million
Kinder, Jugendliche und Erwachsene werden Woche für Woche
an den öffentlichen Musikschulen unterrichtet. Sie besuchen
damit die Bildungsinstitution, die die weitestgehende musikalische
Breiten- und Spitzenförderung in ganz Deutschland bewirkt.
Es ist wissenschaftlich belegt und allgemein anerkannt, dass
Musizieren den ganzen Menschen in seiner Persönlichkeitsentwicklung
positiv prägt, be-sonders bereits im Kindes- und Jugendalter.
Mit den Richtlinien und Rahmenlehrplänen des VdM sowie dem
gemeinsamen Strukturplan bieten die öffentlichen Musikschulen
im VdM bundesweit gleichartige, hohe Qualitätsstandards für
den Unterricht im Singen und Musizieren. Es ist ihnen damit gelungen,
dass auch ein problemloser Wechsel zu einer anderen öffentlichen
Musikschule möglich ist – bundesweit, ohne durch Ländergrenzen
entstehende Unterschiede in den Lehrplänen.
Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf kulturelle Bildung
und Teilhabe am kulturellen Leben. Der Bund kann und darf sich
trotz der föderalistischen Struktur nicht aus der Verantwortung
ziehen, dieses Recht deutschlandweit zu garantieren und zu sichern.
Als übergeordnete Instanz muss er sich dafür einsetzen,
dass weder die soziale oder wirtschaftliche Herkunft noch das
Bundesland, in dem ein Kind aufwächst, über seine Bildungs-
und damit auch Lebenschancen entscheiden. Um dieses Ziel zu erreichen,
muss als Schwerpunkt der Bildungs- und Kulturpolitik die deutschlandweite
Vernetzung durch die Bündelung von Kompetenzen weiter ermöglicht
und gesichert werden.
Die öffentlichen Musikschulen im VdM bieten als Erfolgsmodell
seit über 50 Jahren für Kinder, Jugendliche und auch
Erwachsene in ganz Deutschland Chancengleichheit und Zugangsoffenheit
für ein bundesweit gleichwertig qualitätvolles Angebot
musikalisch-kultureller Bildung.
Angesichts der gegenwärtigen Diskussion in Bundestag und
Bundesrat appelliert der Verband deutscher Musikschulen gemeinsam
mit dem Deutschen Musikrat, dem Deutschen Kulturrat, dem Kulturausschuss
und dem Schul- und Bildungsausschuss des Deutschen Städtetages
an Bund und Länder, die gemeinschaftliche Verantwortung für
die Bildungspolitik zu erhalten und bundesweit geltende Bildungsstandards
zu schaffen. Nur eine gesamtstaatliche Bildungsplanung mit der
musikalischen Bildung als festem Bestandteil vermag vergleichbare
Bildungs- und Lebenschancen für alle Kinder in Deutschland
zu gewährleisten.
Verabschiedet von der Bundesversammlung des Verbandes
deutscher Musikschulen (VdM) am 13. Mai 2006 in Aschaffenburg