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nmz-archiv
nmz 2006/10 | Seite 33
55. Jahrgang | Oktober
Arbeitskreis
Musik in der Jugend
Wege, Hintergründe
Zehn Jahre Chorleiter-Forum
Die erfolgreiche Arbeit mit einem Chor steht und fällt mit
der Literaturauswahl durch den Chorleiter. Viele Chorleiter/-innen
sind aufgrund ihrer Ausbildung gut informiert über Chorliteratur
aus unserer musikalischen Vergangenheit von Renaissance, Barock,
Klassik bis zur Romantik. Mit zeitgenössischer Literatur dagegen
haben sie – aus welchem Grund auch immer – häufig
wenig Kontakt. Auch die Literatur aus den Bereichen von Jazz und
Pop et cetera ist für viele ein unbekanntes Terrain. Zeitgenössische
Chorliteratur kennen lernen ist daher einer der wichtigsten Inhalte
der Fortbildung für Chorleiter jeglicher Kategorie von Chören.
Nur derjenige, der ein Gespür hat für Qualität und
angemessenen Schwierigkeitsgrad der Werke, die er bei seiner Programmplanung
auswählt, kann seine Chormitglieder und sein Publikum zufrieden
stellen und auch von zeitgenössischer Literatur begeistern.
Dabei ist der effektivste Weg, um neue Literatur kennen zu lernen
und für den eigenen Gebrauch richtig einzuschätzen, das
aktive Ansingen von Partituren und der Erfahrungsaustausch mit Chorleiterkolleginnen
und -Kollegen.
Aus dieser Erkenntnis heraus wurde vor zehn Jahren in Zusammenarbeit
zwischen dem Arbeitskreis für Musik in der Jugend (AMJ) und
dem Deutschen Centrum für Chormusik in Limburg das „Chorleiter-Forum“
gegründet, dem in der Zwischenzeit circa 800 Chorleiter als
aktive Mitglieder beigetreten sind. Es handelt sich dabei um eine
Arbeitsgemeinschaft, die über die Grenzen von Chorverbänden
hinweg für alle interessierten Chorleiter offensteht. Die Anbindung
an den AMJ und an das Centrum für Chormusik hat rein organisatorische
beziehungsweise musikalische Hintergründe. Bei den alljährlichen
Arbeitswochenenden, zu denen mittlerweile jeweils mehr als 100 Chorleiter
nach Limburg kommen, um sich von Referenten und Komponisten über
Neues in der internationalen Chorszene informieren zu lassen, geht
es ausschließlich um die Chormusik selbst. Dabei wird die
einmalige Sammlung von Chorliteratur aus aller Welt, die im Centrum
für Chormusik in Limburg, einem Haus voller Chorpartituren,
zur Ansicht zur Verfügung steht, von vielen Teilnehmern als
wertvolle Informationsquelle für interessante neue Literatur
durchsucht. Renommierte Komponisten und international bekannte Chorleiter
- darunter Namen wie zum Beispiel Knut Nystedt, John Rutter, Vytautas
Miskinis, Vic Nees, Alfred Koerppen, Wolfgang Stockmeier, Wolfram
Buchenberg, Morten Lauridsen oder Robert Sund, Bo Johansson, Frieder
Bernius, Matthias Becker – waren bisher zu den Tagungen eingeladen.
Die Kompositionen werden in Auszügen im Sinne einer reading
session von den teilnehmenden Chorleitern angesungen. Die Komponisten
erläutern inhaltliche und persönliche Hintergründe.
Die Referenten zeigen methodische Wege der Erarbeitung auf. Die
Chorleiter informieren sich in Gesprächen gegenseitig über
ihre speziellen Erfahrungen mit Chorliteratur. Bei jedem Jahrestreffen
wird ein Chor eingeladen, der in einem abschließenden Konzert
neue Literatur vorstellt. So gab es unter anderem Konzerte mit dem
„Kammerchor Stuttgart“, dem Frauenchor „Concentus“
aus Norwegen, dem „Nordic Chamber Choir“, den Chören
„Cant‘ Ella“, „Carpe Diem“ und „Cantabile“
und mit „Klangfarben Gießen“. Es wurden Schwerpunkte
gesetzt wie zum Beispiel Skandinavische Chormusik, unbekannte Chorwerke
der Romantik, Jazzchor-Literatur. Es gab Diskussionsrunden über
den Deutschen Chorwettbewerb und Informationen über juristische
Fragen der Beschaffung und Benützung von Chormaterial. Der
amerikanische Spezialist Stan Engebretson referierte über seine
Methode, Chöre zu jazziger Phrasierung zu führen. Manfred
Bender gibt regelmäßig neueste Informationen über
das von ihm gegründete und geleitete Deutsche Centrum für
Chormusik. Das nächste Wochenendtreffen des Chorleiter-Forums
findet statt vom 19. bis 21. Januar 2007 in Limburg. Vorgesehen
sind reading sessions mit den Komponisten Yaakko Mäntyjärvi
(Finnland) und Max Beckschäfer (München) in Zusammenarbeit
mit dem Chorleiter Kurt Suttner. Raimund Wippermann wird in einem
Workshop aufzeigen, wie er mit seinem Mädchenchor am Essener
Dom eine Komposition von Rolf Rudin erarbeitet und wird im traditionellen
Chorkonzert mit seinem Chor unter anderem eine Auftragskomposition
von Mäntyjärvi uraufführen. Gabriel Dessauer wird
Chormusik des englischen Komponisten Karl Jenkins vorstellen.
Infos sind erhältlich in einem Sonderprospekt (Tel. 05331/460
16) und im Internet unter www.amj-musik.de
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