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nmz-archiv
nmz 2006/10 | Seite 14
55. Jahrgang | Oktober
Kulturpolitik
Lernziel Pop
Die D-A-CH-Tagung des DTKV im Kloster Banz
Die Klavierpädagogin, die mit Jazzstückchen nach Noten
den Schüler indirekt fürs klassische Repertoire motivieren
möchte, oder der Querflötist, der mit populärem Repertoire
das tiefere Interesse seiner Schüler für die E-Musik wecken
will, das ist die Vergangenheit der Instrumentalpädagogik.
Heute ist Popularmusik selber Repertoire geworden. Für den
Instrumentalpädagogen ist die Auseinandersetzung mit diesen
populären Musikströmungen ein Muss geworden.
Einen Erfahrungsaustausch auf wissenschaftlicher Ebene bot dazu
die jüngste D-A-CH-Tagung des Deutschen Tonkünstlerverbandes
(DTKV): Referenten aus Praxis und Hochschule gingen für drei
Tage ins Kloster Banz in Klausur, um sich mit den Teilnehmern über
das Thema „Populäre Musik im Spannungsfeld zwischen Ausbildung,
Wirtschaft und Kultur“ auszutauschen.
Meister – Meisterschüler: das war über Jahrhunderte
das bewährte System der Musikausbildung. Erst seit Mitte des
19. Jahrhunderts etablierten sich Konservatorien. Der erste reine
Popstudiengang war seit 1982 der Kontaktstudiengang Popularmusik
an der Hochschule für Musik in Hamburg und seit 1994 existierte
an der Berufsschule für Musik Dinkelsbühl ein grundständiger
Ausbildungsgang. Seit 2003 gibt es die Popakademie Mannheim, deren
Direktor Udo Dahmen die Tagung mit einem Vortrag über Best
Practice eröffnete. Er verwies auf die enormen Unterschiede
zwischen künstlerischen und auch musikpädagogischen Laufbahnen
im Klassik- und Popbereich: Im Zweiten sei die so genannte Patchwork-Karriere
kein Mangel, sondern gewissermaßen ein Gütesiegel für
Kompetenz in Sachen Pop. Vor genau 25 Jahren hat das Institut für
Popularmusik an der Universität für Musik und Darstellende
Kunst Wien seine Arbeit aufgenommen – die künstlerischen,
wissenschaftlichen und pädagogischen Perspektiven eines solchen
Institutes zeigte dessen Leiter und gleichzeitig Präsident
des Österreichischen Musikrates, Harald Huber, auf. Das dritte
Institut, das sich exemplarisch mit dem Schwerpunkt Musikpädagogik
vorstellte, war der Studiengang Jazz/Pop an der Musikhochschule
Lübeck, der von dem Klarinettisten und Komponisten Bernd Ruf
geleitet wird. Bernd Schweinar, Bayerischer Rock-intendant, und
Mini Schulz, künstlerischer Leiter des Popbüro Region
Stuttgart, demonstrierten ihre jeweiligen Erfolgsprojekte in der
Popförderung, berichteten aber auch offen von den Problemen
des Berufs Pop- und Rockmusiker.
Am Samstagnachmittag moderierte nmz-Redaktionsleiter Andreas Kolb
eine Diskussionsrunde mit dem Titel „Lernziel Popmusik –
Pop zwischen Pädagogik und Markt“. Mit auf dem Podium:
Dirk Hewig (Vize-Präsident DTKV und 1. Vorstand des Landesverbandes
Bayern), Hanspeter Krüsi (Gitarrist, Pianist, Instructor der
Online Schule guitartricks.com, Aathal-Seegräben, CH), Mag.
Günther Wildner (Generalsekretär des Österreichischen
Musikrates, Wien; Wildner Music Publishing), Prof. Udo Dahmen (Künstlerischer
Direktor und GF Popakademien Ba.-Württ., MG des Aufsichtsrates
der DMR Projekt GmbH) und Bernd Schweinar (Bayerischer Rockintendant,
Rock.Büro SÜD/ABMI e.V. Alt-eglofsheim).
Eine „taktlos spezial“-Reportage über diese Veranstaltung
wird ab dem 11. Oktober als Stream zum Download bereitstehen.