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nmz-archiv
nmz 2006/10 | Seite 39
55. Jahrgang | Oktober
Rezensionen
Kurz vorgestellt
DVDs
Modest Mussorgsky: Boris Godunow.
TDK DVWW-OPBORIS
Der Ur-Boris von 1869 (ohne Polenakt und Revolutionsszene), den
Willy Decker zunächst für Amsterdam, dann für Barcelona
inszenierte, lebt von der szenischen Konzentration auf einprägsame
Bilder (der riesenhafte Zarenstuhl, das Porträt des ermordeten
Dimitrij) und von ausgezeichneten Sängerleistungen: Matti Salminens
Boris, Philip Langridges Shuisky, Eric Halfvarsons Pimen und Anatoly
Kotchergas Warlaam füllen Mussorgskys immer wieder verblüffend
moderne Musiksprache mit Leben und Charakter. Sebastian Weigle ist
ein gewissenhafter Dirigent ohne übertriebenen Drang zur Selbstdarstellung,
der Chor könnte differenzierter, klangschöner sein.
Hans Van Manen: Black Cake & Concertante.
Arthaus 100 422
Zwei Ballette des großen Hans van Manen, vom Bayerischen
Staatsballett herausragend getanzt: Im leichtfüßigen,
wunderbar ironischen Geburtstagsgruß Black Cake werden drei
Variationen über den Paartanz von zwei Ensembles eingerahmt,
die das Auf- und Abtreten auf ganz eigene Weise mit in die Choregorafie
einbeziehen. Dazu die strenge, neoklassische Concertante zu Frank
Martins Petite Symphonie. Ein Genuss.
Nina Simone: Live at Montreux 1976.
Eagle Vision EREDV520
Die unnahbare Nina Simone bei einem optisch überragend eingefangenen,
eher aufgrund seiner Exzentrik, denn der musikalischen Qualität
denkwürdigen Auftritt. Das bisweilen verrätselte verbale
Mitteilungsbedürfnis scheint größer als das sängerische,
ohne dass die Ausstrahlung darunter zu leiden hätte. Als Bonus
weitere Montreux-Mitschnitte mit zwei Highlights von 1987: „Someone
to watch over me“ und ein leicht verstörendes „My
baby just cares for me“. Verzichtbar dagegen die aufgeblasenen
Arrangements von 1990.