[an error occurred while processing this directive]
nmz-archiv
nmz 2006/11 | Seite 32
55. Jahrgang | November
Jugend musiziert
Aufmerksamkeit für ein verkanntes Instrument
Die große Marimba-Welle erreicht Münster
Eine auf sieben Jahre angelegte europaweite Promotion-Tour der
„Europäischen Union der Musikwettbewerbe für die
Jugend“ (EMCY) für das Marimbaphon ging Mitte Oktober
mit einem Wettbewerb in Münster zu Ende: Von 11. bis 15. Oktober
wurde in der Westfälischen Schule für Musik um den „Europäischen
Musikpreis für die Jugend“ gespielt. Der Gewinner heißt
Alibek Kabdurahmanov und kommt aus Usbekistan. Von den 14 Teilnehmern,
die in der 2. Runde antraten, erhielten drei einen 1. Preis, zwei
einen 2. Preis und ein Marimbist einen 3. Preis.
Das Marimbaphon genießt europaweit noch nicht die Aufmerksamkeit,
die es verdient“, so lautete vor sieben Jahren die Bilanz
des EMCY-Boards. Also schnürte man, mit Hilfe von Fachleuten,
die über „Jugend musiziert“ und diverse Verbände
in ganz Europa rekrutiert wurden, ein umfangreiches Paket mit attraktiven
Modulen für Marimbaspieler und solche, die es werden wollten:
Literaturlisten für dieses Instrument wurden vollständig
überarbeitet und durch neueste Literatur ergänzt. Die
EMCY präsentierte das Marimbaspiel im Rahmen zahlreicher Konzerte
in Europa, bot einen zweiwöchigen Meis-terkurs an. In Kooperation
mit Cornelia Monske entstanden zwei Marimba-CDs mit Literatur in
unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, die Lehrern und interessierten
jungen Leuten gleichermaßen Entscheidungshilfe und Anregung
sein sollten.
Der internationale Wettbewerb „Europäischer Musikpreis
für die Jugend“ bot die angemessene Gelegenheit, einen
attraktiven Abschluss für das Marimba-Projekt zu finden. Die
EMCY veranstaltet den Wettbewerb seit 22 Jahren für Preisträger
nationaler Wettbewerbe und in wechselnden Kategorien jährlich
in einem anderen europäischen Land. 2006 wurde er für
Marimba solo ausgeschrieben und in Kooperation mit dem Deutschen
Musikrat und seinem Projekt „Jugend musiziert“, dem
Land Nordrhein-Westfalen und der Stadt Münster durchgeführt.
Adams Musical Instruments aus den Niederlanden unterstützte
den Wettbewerb mit zwei Leih-Marimbas.
Ausgeschrieben war der Wettbewerb für Teilnehmerinnen und
Teilnehmer zwischen 16 und 23 Jahren, er wurde in drei Runden ausgetragen.
Die Bewerbung für die erste Runde erfolgte per Zusendung von
vier geforderten Wahlpflicht-Stücken auf einem Tonträger.
60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 11 Nationen hatten sich daraufhin
beworben. Eine Jury wählte auf der Basis der auf CD eingespielten
Werke 16 Kandidaten aus. Zusammen mit denjenigen Nachwuchsmusikern,
die aufgrund eines 1. Preises in einem nationalen Marimba-Wettbewerb
der EMCY eine „wild card“ erhalten hatten, wurden 22
Kandidaten für die zweite Runde zugelassen.
Vor einer international besetzten vierköpfigen Jury –
Norbert Rabanser aus Österreich, Paul Mootz aus Luxemburg,
Rüdiger Pawassar aus Kassel und dem Präsidenten der EMCY,
Hans Peter Pairott, als Vorsitzendem der Jury – fanden dann
am 11. und 12. Oktober 2006 in der Westfälischen Schule für
Musik die öffentlichen Wertungsspiele statt. Teilnehmerinnen
und Teilnehmer aus Belgien, Deutschland, Großbritannien, Luxemburg,
Polen, Russland, der Schweiz und Usbekistan spielten, nach drei
Altersgruppen getrennt, um Preise von mehr als 5.000 Euro und den
Einzug ins Finale. Schließlich standen die Preisträger
fest: In der Altersgruppe I (bis 16 Jahre) erhielt Tomasz Arnold
aus Polen einen 1. Preis in Höhe von 1.000 Euro, Fanni Rea
Müller aus der Schweiz einen 2. Preis in Höhe von 750
Euro und Sergey Mikhaylenko aus Russland einen 3. Preis in Höhe
von 500 Euro.
In der Altersgruppe II (bis 19 Jahre) vergab die Jury den 1. Preis
zweimal: ihn erhielten Alexej Gerassimez aus Deutschland und Tomasz
Kowalczyk aus Polen. Dotiert waren die Preise mit je 875 Euro. Ein
2. Preis wurde nicht vergeben, den 3. Preis mit 500 Euro erhielt
Jonas Göbel aus Deutschland. Hingegen wurden in der Altersgruppe
III (bis 23 Jahre) der 1. und 3. Preis nicht vergeben, den 2. Preis
erhielt Alibek Kabdurahmanov, Usbekistan.
Für die vier besten Marimbaspieler jeder Altersgruppe bedeutete
das Votum der Jury den Einzug ins Finale: Am Sonntag, 15. Oktober,
stellten sie sich in jeweils einem Solokonzert mit dem Sinfonieorchester
Münster unter der Leitung des 1. Kapellmeisters Hendrik Vestmann
dem Urteil des Münsteraner Konzertpublikums. Den Auftakt bildete
„Prism Rhapsody for Marimba“ von Keiko Abe, in der Interpretation
des 18-jährigen Tomasz Kowalczyk aus Polen. Es folgte zweimal
das „Concerto for Marimba“, gespielt vom 1990 geborenen
Polen Tomasz Arnold und dem 22-jährigen Alibek Kabdurahmanov
aus Usbekistan.Der 19-jährige Alexej Gerassimez aus Deutschland
spielte schließlich das „Concerto for Marimba“
von Anders Koppel. Per Stimmzettel entschieden daraufhin die Mitglieder
des Sinfonieorchesters und das Publikum im Saal über den Träger
des „Europäischen Musikpreises für die Jugend“
2006: Alibek Kabdurahmanov aus Usbekistan ging als klarer Publikumsliebling
aus der Wahl hervor. Dem strahlenden Sieger aus Taschkent sind weitere
Konzerte mit renommierten Orchestern in Aussicht gestellt, man wird
ihn noch bewundern können.