nmz 2006/11 | Seite 2
55. Jahrgang | November
Personalia
Personalia
Die neue musikzeitung hat ihre interaktiven Tätigkeiten ausgeweitet.
Mit dem Kulturinformationszentrum
stellen wir die engagierte Diskussion in das Zentrum der Aktivitäten
im Netz. An dieser Stelle können Fragen gestellt, Informationen
verbreitet und die Arbeiten anderer kultureller Initiativen zur
Darstellung gebracht werden.
Solistin mit Klasse – Tanja Becker-Bender geht nach
Saarbrücken
Die Musikhochschule Saarbrücken hat eine neue Professorin für
Geige
Das Wintersemester 2006/2007 ist ein guter Jahrgang für junge
Geigenprofessorinnen. Julia Fischer erhielt den Ruf an die Frankfurter
Musikhochschule, Carolin Widmann einen nach Leipzig und Tanja Becker-Bender
einen an die Hochschule für Musik Saar in Saarbrücken.
Wie Carolin Widmann zählt auch Tanja Becker-Bender zu einem
neuen Typus der Solistin. Sie beherrscht die Schlachtrösser
der Konzertliteratur, sie gewann höchste Auszeichnungen bei
Wettbewerben wie dem Internationalen Musikwettbewerb in Genf, dem
Premio Nicolò Paganini in Genua, dem Bunkamura Orchard Hall
Award Tokyo, dem Premio Rodolfo Lipizer in Gorizia sowie dem Concours
International de Musique de Chimay. Doch das alles ist nur eine
Seite ihres Könnens, allein mit dieser Karriere bliebe sie
doch wieder dem Klischee des herkömmlichen Solisten verhaftet.
Zu einem modernen Typus der Geigerin muss man Tanja Becker-Bender
deshalb rechnen, weil sie sich mit diesen Erfolgen nicht zufrieden
gibt.
Einer Wissenschaftlerin vergleichbar ist Tanja Becker-Bender stets
auf Forschungsreise, egal ob sie den Klang ihrer Guarneri auslotet
oder sie beiseite legt, um auf einem Originalklanginstrument bei
Bach neue Ausdrucksmöglichkeiten zu suchen. Neben dem Konzertieren
gehörte früh die eigene Lehrtätigkeit zu ihren Passionen:
Meisterkurse gab sie als Leiterin des Violin-Programms der „European
American Musical Alliance“ an der „Ecole Normale de
Musique“ in Paris, im Rahmen von „Mit Musik Miteinander“
der Internationalen Kronberg Academy sowie auf einer Südamerika
Tournee, veranstaltet vom Mozarteum Argentino Buenos Aires. In ihren
Konzertprogrammen findet sich stets auch die Moderne, auch wenn
ihr bewusst ist, dass sie sich damit bei Konzertveranstaltern nicht
immer beliebt macht.
Tanja Becker-Bender hat sich früh auch um Kompetenz in der
Kammermusik bemüht, wohl wissend, dass ein Geiger nur dann
ein guter Solist ist, wenn er auch zuhören kann. Auch davon
werden ihre Studenten in Saarbrücken sicher profitieren. ak
EMP verstärkt
Lotte Dietzfelbinger-Roy arbeitet ab dem Wintersemester 2006/07
an der Hochschule für Musik Nürnberg/Augsburg im Lehrpraxisbereich
der EMP als Dozentin für das Arbeitsgebiet Musikalische Eltern/Kind-Gruppen.
Auf diesem speziellen Feld der Elementaren Musikpädagogik hat
sie zur Weiterentwicklung der frühen Musikpädagogik für
Kinder im Alter von ein bis drei Jahren wesentlich beigetragen.
Ihr bekanntestes Werk ist das Unterrichtskonzept für Musikalische
Eltern/Kind-Gruppen: „EULINE KLIMPERBEIN – Lauschen
und Tönen“. Nach fast 20 Jahren an der Musikschule Nürnberg
leitet sie eine eigene Musikwerkstatt in Hersbruck und sucht auch
dort weiter nach Wegen der musikalischen Förderung von Kleinkindern.
Rektoren-Wechsel in Trossingen vollzogen
Zum Wintersemester 2006/07 hat die Musikhochschule Trossingen eine
neue Rektorin bekommen. Elisabeth Gutjahr tritt an die Stelle von
Jürgen Weimer. Mehr als 25 Jahre lang lag die Leitung der Hochschule
in Weimers Händen, und solche Kontinuität ist ganz offensichtlich
unabdingbar in Trossingen – nur drei Rektoren gab es seit
der Gründung im Jahr 1948. Die Bilanz, die sich mit Jürgen
Weimers Amtszeit verbindet, könnte kaum eindrücklicher
sein: Konsequent hat er diese Hochschule nach der Prämisse
ausgerichtet, wonach die Bevölkerung in den Regionen das gleiche
Anrecht auf Hochkultur besitzt, wie das in den Zentren der Fall
ist. Nahezu 100 Konzerte werden heute alljährlich von Ensembles
und Künstlern der Hochschule in ganz Württemberg, vor
allem im Raum Baar, Bodensee und Oberschwaben durchgeführt.
Drei der vier Erweiterungsbauten, welche die Hochschule seit ihrer
Gründung erlebt hat, fallen in Weimers Amtszeit, und das vor
dem Hintergrund stetig anwachsender finanzieller Sachzwänge
in den Ländern. Heute stellt die Hochschule ein organisches
Gesamtgebilde dar, wobei sämtliche Gebäude im Stadtzentrum
konzentriert sind. Als Hochschule der Euregio Bodensee pflegt man
Partnerschaften mit bedeutenden anderen Musikinstituten –
Rom, Klausenburg, Göteborg und Bratislava seien stellvertretend
genannt. Schließlich hat man durchaus Singuläres zu bieten.
Schon früh hat man in Trossingen der Alten Musik samt der Historischen
Aufführungspraxis eine eigene Abteilung zugewiesen, und die
Rhythmik, welche an anderen Hochschulen (wenn überhaupt) nur
ein Nischendasein fristet, ist in Trossingen gleich mit zwei Professuren
vertreten. All dies vollzog sich unter der Ägide Jürgen
Weimers. Nicht geräuschvoll, sondern eher in der Stille, „fantasievoll,
klug und ausdauernd“, eben exakt so, wie er die Maximen der
Hochschule einmal formulierte. Nach außen hin eher unsichtbar
ist das Netzwerk aus politischen und gesellschaftlichen Kräften
der Region geblieben, in das Jürgen Weimer die Hochschule eingefügt
hat. Dergleichen kann, allzumal in Krisen, lebensrettend sein.
Mehr als ein Vierteljahrhundert hat Jürgen Weimer so die Trossinger
Hochschule durch die bewegten Gewässer der Kulturpolitik manövriert,
dabei nie sich selbst, sondern stets die Sache herausgestellt. In
der Verteidigung „seiner“ Hochschule konnte er beharrlich,
im Zweifelsfall auch unerbittlich sein.
Mit Elisabeth Gutjahr hat man vor wenigen Monaten seine Nachfolgerin
gekürt. Sie vertritt als Rhythmikerin exakt jenes Profil, das
sich auch mit der Alleinstellung der Trossinger Hochschule verbindet,
und das besondere Interesse wird sich auf neue Impulse durch diesen
Amtswechsel richten. Schon im Jahr 1985 begann sie ihre Tätigkeit
an dieser Hochschule, ist also mit selbiger seit mehr als zwei Jahrzehnten
in allen Details vertraut. Es war bekanntlich immer schon die Kontinuität,
welche die besondere Stärke dieser Musikhochschule ausgemacht
hat. [Hermann Wilske]
Piendl verlässt EMI
Es war eine kurze Kooperation, sie hatte in der personellen Konstellation
keine Zukunft. Der Managing-Director von EMI-Classics, Stefan Piendl,
sucht offenbar ein fruchtbareres Aufgabenfeld, er verlässt
die Firma. Der Holländer Niel van Hoff, seinerzeit noch Geschäftsführer
bei der EMI, hatte mit dem Klassik-Sektor ambitionierte Pläne
und engagierte Piendl. Hoff schied zu Beginn des Jahres. Es folgte
schon fast branchenüblich mit Birgit Adels eine Dame aus der
Modebranche (Prada). Aus Branchenkreisen verlautet, dass Stefanie
Haase die Klassik-Division künftig verwalten darf.