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nmz-news
nmz 2006/11 | Seite 4-8
55. Jahrgang | November
Nachrichten
Nachrichten aus Musikwirtschaft,
Kulturpolitik und Musikleben
Die neue musikzeitung hat ihre interaktiven Tätigkeiten ausgeweitet.
Mit dem Kulturinformationszentrum
stellen wir die engagierte Diskussion in das Zentrum der Aktivitäten
im Netz. An dieser Stelle können Fragen gestellt, Informationen
verbreitet und die Arbeiten anderer kultureller Initiativen zur
Darstellung gebracht werden.
Nachrichten aus der neuen musikzeitung 2006/11:
Über die Zukunft der Medien
Medientage München 2006 zum Thema „Medien auf Abruf“
Die Medientage München sind nach wie vor einer der bedeutendsten
Medienkongresse in Europa. Drei Tage lang, vom 18. bis 20. Oktober,
erhielten die Besucher einen kleinen Ausblick in eine mögliche
Medienzukunft. Das diesjährige Motto lautete: Medien auf Abruf
– Folgen der Individualisierung für die Kommunikationsgesellschaft.
Mit 90 zum Teil hochkarätig besetzten Diskussionsforen richtete
sich die Messe sowohl an Medieninteressierte als auch an Medienmacher.
Neben dem kostenpflichtigen Programm gab es mehrere kostenfreie
Panels und Foren, welche die tiefgreifenden Veränderungen und
Probleme der Kommunikationsgesellschaft analysierten und hinterfragten.
Zu beobachten war die Tendenz, dass immer mehr Mediennutzer zu Medienmachern
werden, indem sie Musik-, Bild- und Wortinhalte im Internet veröffentlichen.
Eine der speziell von Musikern mit Spannung erwarteten Veranstaltungen
war die Diskussion zum Thema „Kulturgut contra Handelsware“.
Da der zuständige Brüsseler Beauftragte kurzfristig absagte,
konnte mit ihm nicht über die umstrittene Regulierungsempfehlung
der EU zur „kollektiven Rechtewahrnehmung der Verwertungsgesellschaften
im Online-Bereich“ gesprochen werden.
Der dieses Forum veranstaltende Composers Club e.V. verwies auf
die Problematik, dass hierbei die möglicherweise existentiell
betroffenen Autoren erst gar nicht angehört beziehungsweise
einbezogen würden und dass Kompositionswerke von der EU nicht
als Kulturgut, sondern als Handelsware betrachtet würden. Die
regionale kulturelle Vielfalt Europas wäre gefährdet.
Für die nächsten Medientage bleibt zu wünschen, dass
– ähnlich wie bei dieser Debatte – mehr über
die Inhalte diskutiert wird und nicht nur über deren technische
Verbreitung und Vermarktung.[Christoph C.
Stechbart] Erste Liebe
„music is my first love“ nennt die Ini- tiative Jugendkulturnetz
aus Mecklenburg-Vorpommern ihre Fachkonferenz, die vom 27. bis 29.
November in Berlin stattfindet. Zu Diskussionen, Fachpanels und
Zukunftswerkstätten sind Experten und Jugendliche aus der Region
und ganz Deutschland eingeladen, um neue Arbeits- und Handlungsansätze
für die Praxis in den Bereichen Wirtschaft, Jugendarbeit und
Bildung zu erarbeiten. „Pop ist in Deutschland in der Mitte
der Gesellschaft angekommen“, postulieren die Veranstalter
und klagen ein, dass er dennoch in Politik, Wirtschaft und im Bildungsbereich
nur marginal berücksichtigt und gefördert wird. Dabei
könne Pop nicht nur soziale und integrative Beiträge leisten
sowie wirtschaftlich erfolgreich sein, sondern ebeno künstlerisch
und kulturell wertvolles Ausdrucksmittel sich wandelnder Jugendkulturen.
Unter den geladenen Fachleuten sind unter anderem Monika Griefahn,
Niels Annen, Uwe Bobsin, Sebastian Krumbiegel, DJ Mesia, Udo Dahmen
und Theo Geißler.
Gegen Webradiopiraterie
Mit 50 aktuellen Unterlassungs- und Schadensersatzansprüchen
gegen illegale Webradiobetreiber verschärft die GEMA den Kampf
gegen Musikpiraterie im Internet. Nachdem die Betreiber der unlizenzierten
Webradios die Anmeldung ihres Radios unterlassen haben, fordert
die GEMA nun anwaltlich die erforderlichen Informationen zur Musiknutzung
und die Lizenzzahlungen ein. Seit April diesen Jahres können
Webradiobetreiber im GEMA-Lizenzshop (www.gema.de/lizenzshop) rund
um die Uhr ihre Musiknutzung lizenzieren. Derzeit sind bereits über
800 Webradios bei der GEMA lizenziert.
Musikrat verabschiedet drei Resolutionen Am 20. und 21. Oktober tagte die Mitgliederversammlung
des Deutschen Musikrats im Berliner Abgeordnetenhaus. Inhaltliches
Schwerpunktthema war das „Laienmusizieren“. In einer
Podiumsdiskussion mit den kulturpolitischen Sprechern aller Bundestagsparteien
unter der Leitung von Theo Geißler ging es um das Gutachten
des wissenschaftlichen Beirats beim Bundesfinanzministerium, das
fordert, die „abgabenrechtliche Privilegierung gemeinnütziger
Zwecke“ auf den Prüfstand zu stellen.
Die kulturpolitischen Sprecher (Wolfgang Börnsen für die
CDU/CSU, Monika Griefahn für die SPD, Katrin Göring-Eckardt
für Bündnis 90/Die Grünen, Christoph Waitz für
die FDP sowie Luc Jochimsen für die PDS) waren sich einig,
dass das Papier in der vorliegenden Form keine Realisierung erfahren
dürfe. Sie sprachen sich für den Schutz der gemeinnützigen
Organisationen im Kulturbereich aus.
Die Mitgliederversammlung beschloss drei Resolutionen: Eine zum
Schwerpunktthema Laienmusizieren, in einer zweiten wurde auf Antrag
des Bayerischen Musikrats eine Resolution zum Fortbestand des Programms
Bayern 4 Klassik auf UKW verabschiedet. Das Papier bezieht sich
auf Pläne des BR, eine so genannte „Junge Welle“
auf die UKW-Frequenz von Bayern 4 Klassik zu legen.
Mit einer weiteren Resolution forderten die Mitglieder des Musikrats
einstimmig: „Die Thüringer Theater- und Orchesterlandschaft
muss erhal-ten werden.“ Anlass sind die Planun-gen in Thüringen,
die Landesförderung für die Theater und Orchester bis
zum Jahr 2009 um mehr als zehn Millionen Euro zu kürzen.
Hermann Josef Kaiser, Professor für Erziehungswissenschaft,
wurde von den Mitgliedern einstimmig zum Ehrenmitglied des Deutschen
Musikrats ernannt. Der Musikrat würdigt damit sein langjähriges
Engagement im Bereich der Musiklehrerausbildung. Darüber hinaus
gilt die Ehrung auch seinem unermüdlichen Einsatz bei vielen
zentralen Musikratsveranstaltungen, so zum Beispiel beim Kongress
„Musikvermittlung“ in Kreuth oder beim Berliner Kongress
„Musikland Deutschland: Wieviel kulturellen Dialog wollen
wir?“ im Jahr 2005.
Preise bei der Bundesschulmusikwoche
Pro Musica Viva-Preis
Der Pro Musica Viva-Preis wurde in diesem Jahr erstmals an Hans
Bäßler verliehen. Mit dem Preis der Pro Musica Viva
– Maria Strecker-Daelen Stiftung werden Persönlichkeiten
des Musiklebens für ihre herausragenden Leistungen auf den
Gebieten der Förderung der Musik, der Musikerziehung und
der Verbesserung des Stellenwertes der Musik in unserem Leben
ausgezeichnet.
Die Auszeichnung wurde am 27. September 2006 im Rahmen einer Feierstunde
in der Würzburger Residenz auf der Bundesschulmusikwoche
in Würzburg überreicht. Die Laudatio hielt der Vorstandsvorsitzende
der Pro Musica Viva – Maria Strecker-
Daelen Stiftung (Mainz), Peter Hanser-Strecker.
Inventio 2006
Doris Ahnen, Ministerin für Bildung, Frauen und Jugend des
Landes Rheinland-Pfalz, erhielt auf der Bundesschulmusikwoche
den Politikpreis des Inventio 2006. Damit ist sie die erste Preisträgerin
der Auszeichnung, die dieses Jahr ins Leben gerufen wurde. Mit
dem Preis werden engagierte Persönlichkeiten aus der Politik
ausgezeichnet, die sich insbesondere für den Erhalt und den
Ausbau des Mu-siklandes Deutschland einsetzen.
Dazu Hans Bäßler, Vizepräsident des Deutschen
Musikrates und Juryvorsitzender des Inventio: „Wir freuen
uns sehr, dass wir Ministerin Doris Ahnen in diesem Jahr als erste
Preisträgerin den Politikpreis des Inventio 2006, der vom
Deutschen Musikrat und der Stiftung ‚100 Jahre Yamaha e.V.‘
ausgelobt wird, überreichen können. Ihre brillante politische
Leistung besonders im Bereich der Förderung der musikalischen
Bildung insbesondere in den Ganztagsschulen verdient bundesweit
Anerkennung und Dank. Besonders erfreulich ist das energische
Eintreten von Doris Ahnen für nachhaltige Strukturen in der
musikalischen Breitenbildung.“
VDS-Medienpreis
Der Verband Deutscher Schulmusiker e.V. (VDS) hat 2006 zum vierten
Mal seinen Medienpreis vergeben. Damit zeichnet der VDS, unterstützt
von Pro Musica Viva – Maria Strecker-Daelen-Stiftung innovative
Produktionen und Produkte aus, die Kindern und Jugendlichen auf
besonders ansprechende und neuartige Weise Zugänge zu Musik
eröffnen und damit im weiteren Sinne musikpädagogisch
wirken.
Mit einer Empfehlung wurde „Trommelzauber“ von Johnny
Lamprecht gewürdigt, ein Buch, das Kinder und Jugendliche
an das Spielen von Trommeln heranführt und besonders auch
außerschulischer Musikpädagogik gute Anregungen zu
bieten hat (Ökotopia-Verlag, Münster). Die gleiche Auszeichnung
erhielt „Ali und der Zauberkrug“ (Schott Music, Mainz),
ein märchenhaftes, aufwändiges und sorgfältig gestaltetes
Hörbuch von Karlheinz Böhm (Text) und Enjott Schneider
(Musik).
Eine Empfehlung ging auch an den Bayerischen Rundfunk, der einzigen
öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt im Teilnehmerfeld.
Gewürdigt wurde die Hörfunkproduktion „Musik,
die aus der Kälte kommt – Einojuhani Rautavaara“
(Autor: Markus Vanhoever, Redaktion: Petra Herrmann).
In der Kategorie „Cross-Media“ ging eine Empfehlung
an die Hamburger Film- und Medienproduktionsfirma „Gateway
4M“. Das Unternehmen hatte zur Ausstrahlung der gleichnamigen
Trickfilmserie einen „Aktionstag Little Amadeus & Friends“
organisiert, an dem bundesweit rund 100.000 Grundschulkinder teilnahmen.
Einen Preis bekam das Medienpaket „SIM SALA SING“
von Lorenz Maierhofer, Renate und Walter Kern (Helbling Verlag,
Esslingen). Liederbuch, CD und CD-ROM überzeugen durch ansprechende,
sinn- und „sing“-stiftende Liedauswahl. Vorzügliche,
sach- und kindgerechte Methodenvorschläge im Begleitmaterial
bieten darüber hinaus wertvolle Vermittlungshilfen für
Lehrende.
In der Kategorie „Hörbuch“ errang die jüngste
Folge einer bekannten und beliebten Hörbuchserie von Jörg
Hilbert und Felix Janosa (Terzio-Verlag, München) den Preis:
„Ritter Rost geht zur Schule“ zeichnet sich aus durch
Phantasie und sprühenden Witz; raffinierte Songs zünden
ein wahres Feuerwerk an Einfallsreichtum und musikalischer Vielfalt.
Wettbewerb „teamwork! neue musik (er)finden“
Vergeben wurden zwei 2. Preise (je 1.000 Euro): Zum einen an das
Hochrhein-Gymnasium Waldshut, Neigungsfach 13, für das Projekt
„Vervielfältigung – Musik zu einer Vernissage“.
Zum anderen geht ein 2. Preis an das Gabriel-von-Seidl-Gymnasium
Bad Tölz, AG Moderne Musik, für das Projekt „L´eclat
c´est moi“, welches die Jury mit dem Einbezug von
Jugendkultur und aktueller politischer Thematik in einer elektroakustischen
Collage überzeugte. Einen 3. Preis bekommt das Matthias-Grünewald-Gymnasium
Würzburg, Projektgruppe 9.–12. Klasse, für die
Klangskulptur „Stimmen“, die in besonderer Weise auf
die in der diesjährigen Ausschreibung geforderte künstlerisch-bildnerische
Komponente im Bezug zur Musik eingegangen ist. Erstmalig wurde
auch ein mit 1.000 Euro dotierter regionaler Sonderpreis für
den Regierungsbezirk Unterfranken ausgelobt, den die Berufsfachschule
für Kinderpflege Aschaffenburg, Projektgruppe teamwork, entgegennimmt.