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nmz-archiv
nmz 2006/11 | Seite 14
55. Jahrgang | November
Kulturpolitik
Amadeus schafft neue Koalitionen für die Musik
Interview zum zweiten bundesweiten „Little Amadeus &
Friends Aktionstag“ am 21. November
Die Zeichentrickserie „Little Amadeus“ erzielte im
vergangenen Jahr Einschaltquoten von bis zu 25 Prozent bei der Gruppe
der 3- bis 13-Jährigen und gilt bei den Verantwortlichen der
beteiligten TV-Sender KI.KA, SWR, HR und NDR als exemplarisch, was
die Erfüllung ihres gesetzlich vorgeschriebenen Bildungsauftrages
angeht. Während die Handlung sich weitgehend unabhängig
von historischen Fakten abspielt, besteht immerhin die Filmmusik
ausschließlich aus Werken Mozarts.
Bis
zum Stand 16. Oktober 2006 hatten sich bereits 224 Schulen
für den Little-Amadeus-Aktionstag angemeldet. Unser
Bild zeigt Little Amadeus (li.) mit Ludwig van Beethoven
Der Start der 2. Staffel im TV-Kinderkanal KI.KA mit 13 neuen Folgen
von „Little Amadeus – Die Abenteuer des jungen Mozart“
ist Anlass für einen bundesweiten „Little Amadeus &
Friends Aktionstag“ an deutlich über 200 Grundschulen
am 21. November. Grund für die neue musikzeitung, sich mit
Peter Will, der neben Winfried Debertin Initiator und ausführender
Produzent der Serie ist, zu einem Gespräch zu treffen.
neue musikzeitung: Wie kam es zur Idee des Aktionstages? Peter Will: Das Hauptziel, das wir mit der Entwicklung
der Fernsehzeichentrickserie „Little Amadeus – Die Abenteuer
des jungen Mozart“ von Anfang an verfolgt haben, war es, Kinder
auf eine spielerische und unterhaltsame Art und Weise für klassische
Musik zu begeistern. Schnell waren wir, Winfried Debertin und ich,
als Produzenten der Serie davon überzeugt, dass es gelingen
könnte, mit Hilfe unserer Hauptfigur „Little Amadeus“
Kinder auch außerhalb des TV-Formats mit unserer Botschaft
zu erreichen. Gemeinsam mit Otto Sauter ist daraus die Idee des
„Little Amadeus & Friends Aktionstags“ an Grundschulen
entstanden.
Besonders wichtig ist mir persönlich dabei, dass wir mit dieser
gemeinnützigen und werbefreien Aktion der Little Amadeus Stiftung
(i. Gr.) auch einen Teil dazu beitragen, Musikpädagogen bei
ihrer für die Gesellschaft so wichtigen Arbeit an Schulen zu
unterstützen.
nmz: Wie beurteilen Sie die Resonanz auf diese
Idee? Will: Sehr positiv. Sie dürfen nicht vergessen,
dass wir als eine Medienproduktionsgesellschaft keine „normalen“
Initiatoren einer derartigen Aktion sind und vielen Vertretern von
Musikverbänden im Januar 2006, als wir erstmals die Aktion
durchführten, unbekannt waren. Trotzdem hat man uns beispielsweise
von Seiten des Deutschen Musikrats, des Verbands Deutscher Musikschulen
oder der Deutschen Orchestervereinigung ein großes Maß
an Vertrauen entgegengebracht und uns bei der Realisierung der Aktion
als Partner unterstützt. Dafür möchte ich mich an
dieser Stelle bei allen unseren Schirmherren und Partnern, die uns
jetzt bereits zum zweiten Mal begleiten, noch einmal ganz herzlich
bedanken.
nmz: Wie viele Aktionstage wird es noch geben
– und wie lange wird Little Amadeus diese noch im TV begleiten? Will: Der „Little Amadeus & Friends Aktionstag“
soll mittelfristig als eine feste Institution an deutschen Schulen
etabliert werden. Dies ist auch der Grund, weshalb wir jetzt, zum
zweiten Mal innerhalb eines Jahres, zum „Little Amadeus &
Friends Aktionstag“ aufrufen. Der zweite Tag steht ganz im
Zeichen von Ludwig van Beethoven, um den Kindern einen weiteren
großen Komponisten der Musikgeschichte zu präsentieren
und nahezubringen. Im nächsten Jahr werden wir die Aktion einem
weiteren Komponisten widmen.
nmz: Wann kommt die Little Amadeus Stiftung und
was werden Ziele und Aufgaben sein? Will: Die Little Amadeus Stiftung befindet sich
zurzeit in der Gründungsphase, diese wird in den nächsten
Wochen abgeschlossen sein.
Die Stiftung soll den gemeinnützigen Aktivitäten rund
um die Figur des „Little Amadeus“ einen institutionellen
Rahmen geben und die Nachhaltigkeit aller Aktivitäten sicherstellen.
Darüber hinaus bietet die Stiftung die Möglichkeit, Kooperationspartner
noch besser als bisher einzubinden.
nmz:Was können Initiativen dieser Art im
Schulalltag bewirken beziehungsweise verändern, was kann für
mehr aktives Musizieren in diesem Sinne getan werden? Will: Sowohl unser Aktionstag als auch andere Initiativen
können und wollen keinen Musikschulunterricht ersetzen. Wir
wollen hierbei weder in Konkurrenz zu Musikunterricht an allgemeinbildenden
Schulen treten, noch uns als Wettbewerber gegenüber staatlichen
oder privaten Musikschulen betrachten.
Wir wollen Kindern, die sonst vielleicht keinerlei Zugang zu klassischer
Musik haben – sei es, weil der Musikunterricht an ihrer Schule
über Monate hinweg ausgefallen ist, sie das Interesse verloren
haben oder in ihrem Elternhaus keinerlei klassische Musik gehört
wird – einen Anstoß geben, sich doch noch einmal mit
klassischer Musik auseinanderzusetzen.
Mit „Leopolds Musikschule“ bieten wir außerdem
auf unserer Internetplattform Eltern ein Informationsangebot an,
das ihnen helfen soll, sich in allen Fragen der musikalischen Früh-erziehung
ihrer Kinder zu orientieren. Dabei versuchen wir außerdem
die Frage zu beantworten, wohin sich Eltern und Kinder wenden können,
wenn das Interesse besteht, selbst aktiv zu musizieren. Dabei verstehen
wir uns als Wegweiser zu staatlichen Musikschulen und zu Privatvereinigungen
und Zusammenschlüssen wie Musikgruppen, Kinderchören et
cetera, allesamt Stellen, an denen heutzutage mit großem Engagement
Musik vermittelt wird.
Stimmen der unterstützenden Verbände und Organisationen
zum Aktionstag
Die Deutsche Mozartgesellschaft begrüßt die Initiative
der Initiatoren des „Little Amadeus & Friends Aktionstages“,
für die Grundschulen in Deutschland einen Aktionstag mit
klassischer Musik auszurichten. Im Singen und Musizieren unserer
Kinder und Jugendlichen wird das Fundament für den Fortbestand
unserer Musikkultur gelegt.
Durch eine frühzeitige Heranführung von Kindern an Musik
und praktisches Musizieren wird ein Grundstein für weitergehendes
kulturelles Interesse gelegt. In den Schulen kann ein solcher
Musikunterricht häufig nicht oder nur in geringem Maße
angeboten werden. Wir freuen uns deshalb, dass es Initiativen
wie den Aktionstag gibt, die sich zum Ziel gesetzt haben, die
Musikerziehung in den Grundschulen zu bereichern. Prof. Dr. Andreas Eckhardt, Direktor Beethoven-Haus Bonn
Das gemeinsame Musizieren ermöglicht dem Menschen wesentliche
Erfahrungen, die durch keine andere Tätigkeit gewonnen werden
können. Deswegen kann man gar nicht früh genug anfangen,
Kinder an die klassische Musik heranzuführen. Der Deutsche
Musikrat engagiert sich mit seinem 2. Berliner Appell, allen Kindern
und Jugendlichen, unabhängig von ihrer ethnischen und sozialen
Herkunft, eine allumfassende musikalische Bildung zu ermöglichen.
Der zweite „Little Amadeus & Friends Aktionstag“
greift diese Initiative des deutschen Musikrates auf. Damit ist
zu erwarten, dass erfreulich viele Kinder erreicht werden können. Christian Höppner, Generalsekretär des Deutschen
Musikrates
Dass es derartiger Initiativen bedarf, um Kindern und Jugendlichen
die geniale und zeitlose Musik des „Little Amadeus“
nahezubringen, ist bedauerlich und eher unwürdig, dass dieses
aber an diesem Tag mit so viel positiver Resonanz bei Schülern,
Pädagogen und Eltern funktioniert, stimmt hoffnungsvoll.
Michael Haentjes, Vorstandsvorsitzender der Deutschen
Phonoakademie
Dem zweiten „Little Amadeus & Friends Aktionstag“
am 21. November 2006 – diesmal mit Beethoven im Zentrum
– wünschen wir gutes Gelingen und einen mindestens
ebenso großen Zuspruch wie beim ersten Aktionstag. Gerald Mertens, Geschäftsführer der Deutschen
Orchestervereinigung