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nmz-archiv
nmz 2006/11 | Seite 42
55. Jahrgang | November
Noten
Zaubersprüche und Capricen
Sechs neue Ausgaben für Flöte allein, mit Klavier und
mit CD
François Borne: Fantaisie brillante sur
L‘ Africaine pour Flûte et Piano. Zimmermann 35270 copyright
2006
Henrik Wiese hat mit Akribie und Sachverstand dieses bisher unbekannte
Werk von François Borne im Urtext herausgegeben. Wie schon
die „Carmen-Fantasie“ ist auch diese Fantasie hoch
virtuos und erfordert ein brillantes Spiel. Ich denke, dass das
Werk aber nicht diese Popularität erlangen wird, da die zitierte
Oper von Meyerbeer im Gegensatz zu Bizets „Carmen“
heute in Vergessenheit geraten ist und die Melodien nicht mehr
„im Ohr“ sind. Die stilistische Anlage ist ähnlich
anderer Virtuosenpiècen der Zeit: die Flöte hoch und
runter, das Klavier bedient die rhythmisch-harmonische Ebene und
leitet zu den nächsten virtuos bearbeiteten Themen über.
Ein ausführlicher Revisionsbericht und ein einführendes
Vorwort in Deutsch, Englisch und Französisch rundet die Ausgabe
ab.Classic solos for Flute (mit CD), herausgegeben von Mary Karen
Clardy. UE 70079 copyright 2006Inhalt: J.S. Bach Partita a-Moll,
C.P.E. Bach Partita a-Moll, F. Kuhlau Divertissement 1 in G-Dur
op. 68, C. Debussy Syrinx, S. Karg-Elert Caprice No. 30 op. 107,
Hindemith aus Acht Stücke für Flöte solo No. 1–4,
T. Heinisch aus Fünf Zaubersprüche No. II. Dieses Heft
enthält eine subjektive Auswahl von Stücken, die Clardy
als klassisch empfindet. Für meine subjektive Meinung gibt
es alle Werke bereits in wundervollen vollständigen (Urtext-)Ausgaben.
Was an dem aus einem Werk herausgegriffenen „Zauberspruch
II“ von Heinisch klassisch ist, hat sich mir nicht erschlossen.
M.K. Clardy hat auf der CD leider nur Werke eingespielt, die bekannt
sind. Ich hätte mich über eine Wiedergabe von Kuhlau,
Karg-Elert und Heinisch gefreut. Viel Mühe hat sich die Herausgeberin
mit den Vitae der Komponisten und etwas oberflächlichen Werkanalysen
sowie Vorschlägen zu Artikulationen und Dynamik gegeben.
Andreas Mazur: Das Pars-pro-Toto- Spiel. Neue Klänge auf Teilen
der Flöte – eine Anleitung mit CD. Zimmermann ZM 33470
copyright 2003
Wenn man als Flötist bereits alles kann und/oder neue Wege
sucht neben ausgetretenen Pfaden der Musikindustrie und viel Freude
an experimenteller Musik hat, dann sollte man sich in diesen Band
von Andreas Mazur vertiefen. Da die Flöte aus drei Teilen
besteht, liegt es nahe, diese auch einzeln oder in anderer Kombination
zu benutzen, zum Beispiel indem man Kopf- und Fußstück
zusammensteckt. Welche Klangmöglichkeiten eröffnen sich
da! In Wort, Bild und Ton (CD) legt A. Mazur seine neu gefundene
Technik vor Augen und Ohren dar. Faszinierend, anregend, den flötistischen
Horizont erweiternd. Nur, wie gesagt, man muss viel Lust und Zeit
haben, um sich in diese Materie einzuarbeiten.
Time Pieces for Flute Volume 1. Music through the ages in three
volumes, selected and arranged by Ian Denley. The Associated Board
of the Royal Schools of Music includes CD Smartmusic copyright 1998
Dieser erste Band führt den Spieler der Unterstufe musikalisch-stilistisch
durch die Jahrhunderte von circa 1500 bis 1961. In der Mehrzahl
sind es Bearbeitungen von Klavierstücken oder Orchesterwerken.
Manche der Stückchen werden einen Aha-Effekt auslösen,
wie zum Beispiel ein Ausschnitt aus dem „Karneval der Tiere“
und der „Moldau“. Die Werke überschreiten nicht
das c³, die Klavierstimme ist durchweg leicht. Neu ist eine
beigefügte Software-CD von Smartmusic, die, auf dem Computer
richtig installiert, als „intelligentes“ Play-along
dienen kann. Mittels des Computers kann das Tempo der Begleitung
dem eigenen Können angepasst werden. Gebrauchsanweisungen
zur Installation und Anwendung auf den Innenseiten des Covers
(leider alles auf Englisch).
Ulrich Gasser: Papierblüten. 24 kurze Stücke für
Flöte als Einführung in Neue Musik. Ricordi Sy. 2710
Diese kurzen Stücke, die hervorragend als Einführung
in die Neue Musik dienen, vielfach als Solostücke bei „Jugend
musiziert“ interpretiert werden, quasi schon „Klassiker“
sind, liegen in einer überarbeiteten Fassung seit 2001 wieder
vor.
Thematisiert werden: erweiterte Techniken, metrisch freie Melodien,
Space Notation, Übeanweisungen zur Interpretation. Empfehlenswert
für Schüler ab Ende Unterstufe/Anfang Mittelstufe.
Arthur Willner: Sonate für Flöte allein op. 34 (1926),
herausgegeben von Peter Thalheimer. Zimmermann ZM 35250 reprint
2005
Die dreisätzige Solo-Sonate wurde von Arthur Willner 1926
erstmalig veröffentlicht und erfährt nun eine sorgfältige
Neuauflage unter Peter Thalheimer. Willner studierte Komposition
und Klavier bei namhaften Lehrern seiner Zeit und wirkte lehrend
in Berlin und Wien, bis er 1938 nach England emigrierte. Die vorliegende
Sonate ist das einzige Werk für Flöte aus seiner Feder,
die er dem Flötisten Ary van Leeuwen widmete.
Insbesondere der zweite langsame Satz, der von den spritzigen
Ecksätzen eingerahmt wird, erinnert harmonisch und ausdrucksstark
an die expressionistische Sonata Appassionata von Karg-Elert.
Der Tonumfang umfasst die gesamte Skala, ebenso werden die dynamischen
Möglichkeiten der Flöte voll ausgeschöpft.