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nmz-archiv
nmz 2006/12 | Seite 20
55. Jahrgang | Dez./Jan.
Hochschule
„Die Zukunft ist hier“
Off-Programm „The Next Generation“ für Donaueschingen
Die Musikhochschule Trossingen veranstaltete im Rahmen der Woche
für Neue Kammermusik im Auftrag der Donaueschinger Musiktage
und in Kooperation mit der Musikhochschule Frankfurt vom 18. bis
zum 23. Oktober 2006 erstmals ein Off-Programm „The Next Generation“
parallel zum offiziellen Festival. Fast 200 Kompositions- und Musikwissenschaftsstudierende
verschiedener europäischer Hochschulen nahmen daran teil. Probenbesuche,
Komponistengespräche, thematische Workshops und Nachbereitungen
der Uraufführungen in Anwesenheit der Komponisten/-innen boten
ein breites Spektrum.
„The Future is here!“ – mit diesen Worten richtete
sich der mexikanische Komponist Julio Estrada während der Komponistengespräche
an die Studierenden. Doch auf die Frage, ob sich die jungen Komponisten
auch als „Next Generation“ fühlen, antwortete nur
einer mit einem klaren „Ja“, Johannes Kreidler, ein
junger Komponist aus Freiburg, dessen Stück „Privataufführungen“
im Abschlusskonzert des Off-Programms zur Aufführung kam. Die
meisten der Nachwuchskomponisten scheuten davor zurück, sich
eindeutig zu dieser Verantwortung zu bekennen, obwohl sie sich dieser
Rolle eigentlich bewusst sind und auch durchaus bereit sind, diese
auszufüllen, wie in den Diskussionsrunden und der kritischen
Bewertung der Festivalbeiträge deutlich wurde. Es ist genau
diese kritische Reflexion, die die Donaueschinger Musiktage so wertvoll
für die Szene macht, um nicht zu sagen: „Die Donaueschinger
Musiktage sind Abführmittel für Verkrustungen im Musikleben“,
so Armin Köhler, der Leiter der Musiktage.
Bei der Eröffnungsparty in der Fürstenberg-Brauerei
in Donaueschingen wurden die zahlreichen Studenten herzlich von
Armin Köhler, Julia Cloot, die die Gesamtleitung des Off-Programms
hatte, und Florian Hoelscher, dem Organisator der Trossinger Hochschule,
begrüßt. Die Erwartungen der Studenten reichten vom bloßen
Interesse an Neuer Musik bis hin zur Inspirationsfindung für
eigene Kompositionen. Am wichtigsten war aber wohl der Austausch
zwischen den jungen Komponisten selbst, denen die Zusammenkunft
die Möglichkeit bot, sich mit gemeinsamen Fragestellungen auseinanderzusetzen.
Leider gab es für die Festivalteilnehmer nur wenige Gelegenheiten,
über die Veranstaltungen in Trossingen und Donaueschingen hinaus
intensive Diskussionen zu führen, da sie in unterschiedlichen
Orten untergebracht waren. Dennoch haben die Organisatoren des Off-Programms
eine logistische Meisterleistung vollbracht, befürchtete Hoelscher
doch vor Beginn des Festivals, dass die Trossinger Hochschule „implodieren“
könne, da neben dem Off-Programm noch ein Projekt der Alten-Musik-Abteilung
und die Vorbereitungen für die Verabschiedung des Rektors liefen.
Die thematischen Workshops, die in der Musikschule Trossingen stattfanden,
wurden von Komponisten und Musikwissenschaftlern wie Orm Finnendahl,
Gerhard Müller-Hornbach, Younghi Pagh-Paan, Dirk Reith, Mathias
Spahlinger, Günter Steinke, Julia Cloot und Jörn Peter
Hiekel geleitet. Hier konnten sich die Mitwirkenden in Gesprächsrunden
mit den Dozenten über kompositionstechnische Fragen austauschen.
Die Stimmung nach den Konzerten des Festivals war teilweise sehr
hitzig und führte zu regen Diskussionen unter den Studierenden.
Oftmals brachte nicht einmal das anschließende Komponistengespräch
Klärung, denn selbst die „Großen Meister“
waren manchmal nicht in der Lage, klare Auskunft über ihre
Kompositionen zu geben und die bohrenden Fragen der studentischen
Teilnehmer/-innen befriedigend zu beantworten. Dennoch war die Resonanz
auf die sechs Off-Tage durchweg positiv, was vor allem an den intensiven
Begegnungen der „Next Generation“ in Trossingen lag.
Die Erwartungen der Teilnehmer wurden nicht nur erfüllt, sondern
weit übertroffen.
Teresa Dettling, unter Mitarbeit von Christoph Schanze