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nmz-archiv
nmz 2006/12 | Seite 52
55. Jahrgang | Dez./Jan.
Musik-Termine
Globale Dorfmusikanten
Weltweite Informations-, Waren- und Finanzflüsse, Kommunikations-,
Transport- und Reisewege machen Fernes nah, Fremdes vertraut und
Antipoden zu Nachbarn. Die Welt wird zum „globalen Dorf“.
Auf das Schrumpfen von Raum und Zeit im Zuge der medialen Allgegenwart
von Musik sämtlicher Weltgegenden, Kulturen und Epochen reagieren
immer mehr komponierende Zeitgenossen mit stilübergreifenden,
transhistorischen und interkulturellen Werken. Auch mancher Konzertveranstalter
stellt inzwischen entsprechende Programme zusammen.
Das Japanische Kulturinstitut Köln präsentiert am 2.
Dezember neben Werken von Richard Strauss und Camille Saint-Saëns
zwei neue Stücke für dieselbe Besetzung von Michiko Kawagoe.
Die Konzertreihe „Musik der Zeit“ des WDR Köln
bietet vom 7. bis 9. Dezember im Funkhaus und der Kölner Philharmonie
unter dem Motto „Rausch und Ratio“ sechs Konzerte, durch
die alle der späte Beethoven mit seiner meisterhaften Verbindung
von Ausdruck und Konstruktion zu geistern verspricht. Die Uraufführungen
stammen von Arnulf Herrmann, Manuel Hidalgo, York Höller, Nicolaus
A. Huber, Jorge Lopez, Isabel Mundry und Emilio Pomárico.
Jörg Widmann dagegen setzt sich in seinem neuen Orchesterwerk
für die Wiener Philharmoniker unter Leitung von Pierre Boulez,
das am 27. Januar in Salzburg erstmals erklingt, mit dem dort als
Lokal-, sonst als Weltheiligen verehrten Mozart auseinander.
Die Reihe „musica viva“ des BR bietet am 12. Januar
im Münchner Herkulessaal ein internationales Programm mit neuen
Werken von Jin-Ah Ahn, Wilhelm Killmayer, Anders Eliasson und der
Zweitaufführung von „The Compass“ für Didgeridoo,
Flöten und Orchester der koreanisch-australischen Komponistin
Liza Lim. Polyglott durch den Weltkreis oder zumindest durch verschiedene
Stile, Techniken, Schau- und Probierräume des Outdoor-Ausstattungshauses
Globetrotter im Kölner Olivandenhof geht es am 21. Januar im
Raum-Klang-Licht-Installations-Konzert von Hae-Kyung Choi, das die
Landesmusikrats-Reihe „Komponistinnen aus NRW“ ermög-licht.
Paradebeispiel eines interkulturell arbeitenden Komponisten ist
der 1955 in Hiroshima geborene Toshio Hosokawa. Aufgewachsen mit
europäischer Kunstmusik ging er für das Studium nach West-Berlin
zum Exilkoreaner Isang Yun, später nach Freiburg zum Schweizer
Klaus Huber, um erst zurück in Japan die Musik seines Heimatlandes
für sich zu entdecken. Mit gleich drei Uraufführungen
ist er unangefochten der Komponist des Monats:
Am 21. Januar erklingen erstmals seine „Zwei Blumenlieder“
für Frauenchor nach Hermann Hesse im Opernhaus Hannover, am
23. folgt sein neues Stück für das Atlas Ensemble und
dessen Leiter Ed Spanjaard im Muziekgebouw Amsterdam und am 27.
Januar die Uraufführung seines neuen Werks für das Tokyo
Symphony Orchestra in der Suntory Hall Tokyo. Einen japanisch-deutschen
Schlusspunkt setzt am 31. Januar in Duisburg Gerhard Stäbler
mit einem neuen Werk für Orchester und die japanische Mundorgel
Sho.
Rainer Nonnenmann
Weitere Uraufführungen:
01.12.: Michael Pelzel, Friedrich Cerha, neue Orchesterwerke,
musica viva Herkulessaal München
03.12.: Stephan Winkler, Mutters Wunsch. Trauerspiel für
Kinder, Leibniz-Gymnasium Bad Schwartau
06.12.: Philipp Maintz, gelände/zeichnung für Klavier
und Live-Elektronik, Klangspuren plus München
07.12.: Andrea Melloni, Francesco Filidei, Érik Marty,
Noriko Baba, neue Werke für Ensemble ascolta, Theaterhaus
Stuttgart
10.12.: Mark-Anthony Turnage, Hidden Love Song für Saxophon
und Orchester, Görreshaus Koblenz
14.12.: Lera Auerbach, Doppelkonzert für Violine, Klavier
und Orchester, Liederhalle Stuttgart
18.01.: Sharokh Khajenouri, Hannes Galette Seidl, neue Werke,
Neues Museum Weserburg Bremen
19.–28.01.: Festival Ultraschall Berlin mit neuen Werken
von Unsuk Chin, Beat Furrer, Juliane Klein, Bent Sørensen
und Samir Odeh-Tamimi
24.01.: Wolfgang Heisig, August Stramm für Phonola und Sampler,
Gewandhaus Leipzig