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nmz-archiv
nmz 2006/12 | Seite 38
55. Jahrgang | Dez./Jan.
Buchumfrage
Klassisch: das Medium Musikbuch
Die Buchumfrage der neuen musikzeitung 2006
Kultur- und Bildungspolitik
George Steiner: Warum Denken traurig macht, Suhrkamp, Frankfurt
am Main 2006, 92 Seiten, 14,80 €
All – EIN – sam.
Hans-Joachim Hespos, Komponist
Andrea Hausmann: Kundenorientierung im Kulturbetrieb, VS Verlag
für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, 273 Seiten, 39,90
E
Der Sammelband enthält lesenswerte Beiträge zum Thema
„Kulturmarketing“, die auch den Praktikern, also dem
Leitungspersonal der Theater, Orchester und anderer Kultureinrichtungen
zu empfehlen sind. Bei der ihnen heute mehr denn je abgeforderten
Gratwanderung zwischen „ausverkauftem“ Populärprogramm
und ambitionierter Kunst- und Bildungsdarbietung vor dann oft
„leergespieltem“ Haus gibt das Buch in zehn Fachbeiträgen
und vier Projektbeschreibungen hilfreiche Hinweise zur Besucherorientierung
als Denk- und Führungsstil.
Stefan Meuschel, VdOWissenschaft und Forschung
Leenies Wolf: Kultur und Politik, Hauser, München, Wien 2006,
446 Seiten,
29,90 €
Zeichnet die oft problematische Beziehung zwischen Kultur(schaffenden)
und Politik nach. Insbesondere die lange (bis heute) kultivierte
Politik-Verachtung von Kulturleuten hat oft genug zu gravierenden
Desorientierungen weit über den Kulturbereich hinaus geführt.
Max Fuchs, AfS/DKR
Manfred Spitzer: Musik im Kopf, Schattauer, Stuttgart 2005, 468
Seiten, 19,95 €
… zum Platzen voll
Hans-Joachim Hespos, Komponist
Paul Virilio: Ästhetik des Verschwindens, Merve, Berlin 1986,
135 Seiten, 8,50 €
Faszinierender Versuch, ästhetische und anthropologische
Fragestellungen im Zeitalter der medialen Expansion miteinander
zu verschränken. Trotz des Erscheinungsjahres von 1986 heute
noch genauso beeindruckend wie damals.
Prof. Dr. Siegfried Mauser,
Hochschule für Musik und Theater München
Thomas Ulrich: Neue Musik aus religiösem Geist. Theologisches
Denken im Werk von Karlheinz Stockhausen und John Cage, Pfau Verlag,
Saarbrücken 2006, 258 Seiten, 25,– €
Ein nonar analytischer Ansatz zum Verständnis des Gesamtwerkes
von Cage und Stockhausen.
Dr. h.c. Heinz-Klaus Metzger,
Publizist
Speaking of Music: Music Conferences, 1835-1966, RILM (Abstracts
of Music Literature), New York 2004, für Institutionen 295,–
$, für Einzelbesteller 65,– $.
RILM Abstracts of Music Literature, das internationale Repertorium
der Musikliteratur, erhielt eine Auszeichnung von großem
Prestigewert. Der Bibliographie „Speaking of Music: Music
Conferences, 1835-1966“ wurde jetzt der „Vincent H.
Duckles Award“ für die beste Forschungspublikation
des Jahres 2004 zuerkannt und anlässlich der 75. Jahreskonferenz
der Music Library Association in Memphis, Tennessee, verliehen.
Diese kommentierte Bibliographie dokumentiert mehr als 6.000 veröffentlichte
Beiträge, die zwischen 1835 und 1966 auf 496 Konferenzen
gehalten wurden. „Speaking of Music“ ist damit quasi
ein Barometer für 130 Jahre musikwissenschaftlicher und grenznaher
Forschungstendenzen. Die Anschluss-Serie bereitet nun die Dokumentation
der Fachbeiträge seit 1967 vor.
Dr. Eckart Rohlfs, EMCY
Pädagogik/Schule
Ulrike Haage: Pianoscope, Ricordi, München 2006, 88 Seiten,
29,90 €
Vielfältige Einflüsse – klassische Elemente,
Jazz und Pop, außereuropäische traditionelle Musik
– verbinden sich in Ulrike Haages Kompositionen zu einem
unverkennbaren Personalstil, der auf Hörer und Spieler einen
hypnotischen Sog entfaltet. In „Pianoscope“ versammelt
sie 31 ihrer Klavierkompositionen für die Mittelstufe, in
denen manch erstaunlicher Klavierklang die Neugier anstachelt
und Spielräume für Improvisation und freie Melodiegestaltung
dazu einladen, den eigenen Empfindungen Raum zu geben. Nahtlos
reiht sich diese Sammlung in eine Tradition mit Béla Bartóks
„Mikrokosmos“, Debussys „Children’s Corner“
und Chick Coreas „Children’s Songs“ ein. Die
mit viel Liebe zum Detail ausgestattete Edition wird ergänzt
durch eine inspirierende CD mit allen Stücken.
Ulrike Haage,
Pianistin/Komponistin
Hans Maier: Cäcilia. Essays zur Musik, Insel, Frankfurt am
Main 2005, 214 Seiten, 16,80 €
Das Buch passt in keinen Spartenkanal. Lesen! Vor allem: „Wenn
Mozart heute zur Schule ginge“.
Prof. Karl-Heinrich Ehrenforth, VDSSachbücher
Susanne Kogler: Die Saite des Schweigens, Edition Steinbauer, Wien
2006, 320 Seiten, 25,– €
Ingeborg Bachmann war wie kaum eine andere Autorin der Musik
der Gegenwart verbunden. Dieser Band mit verschiedenen Autorenbeiträgen
untersucht dies anhand mehrerer Beispiele, hochinteressant zum
Beispiel die Analyse des Scheiterns der ersten gemeinsamen Oper
von Henze und Bachmann (das so genannte „Belinda“-Fragment)
oder auch die Interpretation von Adriana Hölszkys Bachmann-Oper
„Der gute Gott von Manhattan“.
Moritz Eggert, Komponist
Bettina Knauer/Peter Krause: Von der Zukunft einer unmöglichen
Kunst, Aisthesis, Bielefeld 2006, 220 Seiten, 34,– €
Der Band versammelt 21 Beiträge, in denen die Zukunftsfähigkeit
der unmöglichen Kunst „Musiktheater“ auf den
Prüfstein gestellt und eindrucksvoll bestätigt wird.
Es werden Visionen für das Musiktheater entwickelt, die von
den Bildungswegen ausgehen, über ästhetische Problemstellungen
und eine Befragung das Begriffes „Regietheater“. Unter
den Autoren/-innen: Peter Konwitschny mit einem Brief, Hermann
Rauhe zum Studiengang Musiktheater-Regie, Peter Ruzicka („Zweite
Moderne und Musiktheater“), Nike Wagner („Musik mit
Bildern?“), Peter Petersen zu Adriana Hölszkys ,Opern‘,
Heinz Josef Herbort („Was ist uns die Oper (noch) wert?“)
und Christoph Becher („Oper als Auseinandersetzung“).
Prof. Peter Michael Hamel
Hochschule für Musik und Theater Hamburg
Visionen der Bestie „Mensch“
Hans-Joachim Hespos,
Komponist
Stuart Nicholson: Is Jazz Dead?, Routledge, New York 2005, 270
Seiten, 19,95 $
Endlich mal wieder ein Buch über den Jazz, das nicht in
Nostalgie verfällt oder dem Retro-Jazz des Crouch-Marsalis-Clans
das Wort redet, sondern das aktuelle Themen auf erfrischend kritische
Weise anpackt, darunter die neue Welle der altmodischen jungen
Sängerinnen, die Irrungen und Wirrungen der „Jazz Education“
und die ökonomischen Probleme der internationalen Jazz-Szene
zwischen Markt und Subvention. Kein Buch über die Musik,
sondern eines über das Drumherum – was ja nicht ganz
unwichtig ist.
Prof. Dr. Ekkehard Jost,
Publizist
Der Autor beleuchtet die gegenwärtige Entwicklung des Jazz
aus einer europäischen Perspektive, fokussiert innovative
Strömungen außerhalb der USA und mischt sich mit provokanten
Thesen in die „Grundwerte“-Diskussion einer Musik
ein, die zweifelsfrei historische Modelle definieren lässt.
Bert Noglik,
Publizist
Das Buch beleuchtet aktuelle Musikvermittlungsprojekte und zeigt
eindrucksvoll die Potenziale der Educationarbeit von Sinfonieorchestern,
aber auch den Bedarf in Schulen. Absolut lesenswert.
Gerald Mertens, DOV Berlin
Dieter E. Fränzel: Sounds like Whoopataal, Wuppertal 2006,
Klartext Verlag, 328 Seiten, 29,90 €
Das Buch enthält erlebte Geschichten von den 30er-Jahren
bis heute. Zeitzeugen erzählen, Milieus werden lebendig und
Musiker portraitiert. Das Wechselverhältnis des Jazz mit
den anderen Künstlern wird beleuchtet. Satirische Texte,
Fotos und Dokumente sowie Zeichnungen und Karikaturen ergänzen
und illustrieren die Kapitel. Eine Chronologie und Discographie
vervollständigen die Wuppertaler Jazz-Geschichte, die beigefügte
CD mit ausgewählten Musikbeispielen ermöglicht eine
Hör-Reise durch die Wuppertaler Jazz-Zeit.
Peter Ortmann, DMR
25 Jahre Alte Oper Frankfurt – Eine Festschrift, Herausgegeben
Alte Oper 2006, 104 Seiten, 5,– €
Auf jeden Fall das Musikbuch-Schnäppchen des Jahre: mit
5 Euro sind Sie dabei! Im prächtigen DIN-A3-Format gehalten,
mit über 100 – teils grandiosen – Künstlerfotos
und Essays von einem runden Dutzend führender Musikjournalisten.
So hat die Alte Oper Frankfurt einen ebenso sympathischen wie
gelungenen Weg gefunden, nicht nur sich selbst, sondern auch die
Musik und die aufgetretenen Künstler mitreißend zu
feiern. Einmal mehr ein Gewinn für das Publikum und ein doppelter
Glückwunsch an die Alte Oper: zum Jubiläum und zu dieser
Festschrift!
Stefan Piendl
QuerStand 1/2 ist eine exzellente Einführung und Analyse
zu Messiaens großer Franziskus-Oper (A. Michaely). In QuerStand
3 ist Janáceks Buch zur Musiktheorie übersetzt und
kommentiert (K. Lücker), somit zugänglich gemacht und
eröffnet damit aufregende Perspektiven auf den hochbedeutenden
Komponisten.
Prof. Dr. Dieter Schnebel,
Komponist
Nach zehn Jahren ist die wichtige und aufschlussreiche Mozart-Biographie
des amerikanischen Musikwissenschaftlers Maynard Solomon mal endlich
zum Mozartjahr auch in einer deutschen Ausgabe erschienen. Solomons
sehr lesenswerte Biographie zeigt uns den Künstler und Menschen
Mozart in all seiner Zerrissenheit. Der Vater-Sohn-Konflikt Leopold-Wolfgang
insbesondere wird uns bewegend nahegebracht.
Herbert Hillig,
Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung
und Kunst
Leonid Sabanejew: Erinnerungen an Alexander Skrjabin, Ernst Kuhn,
Berlin 2005, 427 Seiten, 59,95 €
Wer hat vor 1915 gesagt „auch die Stille tönt und
hat ihren Klang“, konnte sich ein Musikstück vorstellen,
das nur aus schweigender Stille besteht? Wer hat „Fensterstimmen“
verwenden wollen, mit Medien schon transmedial gedacht, zum Beispiel
dass eine melodische Linie in der einen Kunstgattung beginnt und
in einer anderen endet? Ganz zu schweigen von gar nicht knickerigen
Licht-Visionen (keine farbigen Lämpchen bitte!!!). Ja, das
war Skrjabin. Alles nachzulesen im Buch seines langjährigen
Freundes Sabanejew – jetzt endlich in guter Übersetzung
erschienen. Ein Muss, auch für Querleser!
Nicolaus A. Huber,
Komponist
Fasziniert hat mich diese DVD, die ich erst im Mozartjahr entdeckt
habe und die seitdem mein treuer Begleiter ist. 36.000 Seiten
mit allem, was das 19. und frühe 20. Jahrhundert zu Mozart
veröffentlicht hat, der Niemetschek, der von Nissen, der
Ulibischeff, der Nohl, der ganze Abert, der ganze Einstein, alle
Werkverzeichnisse, alle Briefe und Berichte von Zeitzeugen (der
ganze Burney und der umfängliche Keyßler). Eine ganze
Mozart-Bibliothek, bei der man mit einer phänomenalen Suchfunktion
alles finden kann. Herausragend!!!
Friedrich Spangemacher,
SR Musikabteilung