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nmz-archiv
nmz 2006/12 | Seite 6
55. Jahrgang | Dez./Jan.
Magazin
Gehe nach Leipzig und nehme viele Geigen mit
Zwei neue Musikspiele im Test: „Der Notenbaum“ und
„Der Leipziger Musikus“
Gesellschaftsspiele haben trotz Konkurrenz elektronischer Medien
glücklicherweise nicht an Attraktivität verloren. Kinder
brauchen soziale Kontakte; sie brauchen Mitspieler, keine Gegner.
Die Kombination von spielen und lernen ist zudem höchst aktuell.
Die Notwendigkeit ergibt sich in der Praxis, bei der Vorbereitung
auf den Unterricht. Die Ideen beschert der Alltag. Die Leipziger
Musikpädagogin Ursula Nawroth beschritt neue Wege und überraschte
ihre Schüler mit ungewöhnlichem Unterrichtsmaterial. Dieses
wurde so euphorisch angenommen, dass die Pädagogin gedrängt
wurde, ihre Spiele „gesellschaftstauglich“ zu machen.
Die Vervielfältigung konnte natürlich nur mit einem fertigen
Konzept, welches auch ästhetischen Ansprüchen genügte,
und mit Hilfe kompetenter Partner, dem Grafiker und Designer Jörn
Konrad sowie der Drechslerwerkstatt Schaarschmidt im Erzgebirge,
verwirklicht werden.
Der Notenbaum: Ein vergnügliches Musikspiel für
Familie und Schule, ab 7 Jahre, für 2-4 Mitspieler
Ziel des Spiels ist das Lösen einer musiktheoretischen Aufgabe.
Zu Beginn zieht jeder Mitspieler ein Holzkärtchen mit der darauf
notierten Aufgabenstellung. Der Notenbaum, farbig aufgezeichnet
auf ein Holzbrett in der Größe 50x50 cm, fungiert als
Spielgrundlage. Die am Baum hängenden Notenfrüchte sind
verschiedenfarbige zylindrische Spielkörper mit aufgedruckten
Notennamen, Vorzeichen, Würmchen oder Schmetterlingen, die
verdeckt im Spielfeld versenkt werden. Auf einer Holzleiter muss
nun jeder Spieler reihum auf den Baum steigen.
Das Tempo bestimmt der Intervallwürfel, das heißt bei
einer gewürfelten Terz dürfen drei Sprossen (die erste
mitgerechnet) nach oben geklettert werden. Auf dem Baum angekommen,
beginnt nun das Ernten. Nacheinander werden Früchte abgenommen
und geprüft, ob sie für die eigene Aufgabe (z.B. Tonleiter)
taugen. Erhält man beispielsweise den Ton es, welchen man nicht
benötigt, kann dieser am Brettrand „zwischengelagert“
und später beim Ziehen eines Auflösungszeichens in ein
e umgewandelt und so für die Lösung verwendet werden.
Nun kann man auch Pech haben und ein Würmchen ziehen. Schade,
denn dieses muss man im Holzkörbchen am Boden ablegen und erneut
über die Intervallleiter auf den Baum klettern, um weiterpflücken
zu können.
Erscheint jedoch ein Schmetterling, so kann mit ihm (Joker) ein
dringend benötigter Ton ersetzt werden. Die gezogenen richtigen
Tonfrüchte reiht der Spieler auf seiner eigenen Leiter auf.
Zur Kontrolle gibt es auf der Rückseite der Kärtchen die
Lösung in Form des Notenbildes. Wenn der Baum abgepflückt
ist, besteht auch noch die Möglichkeit zum Tausch von Noten.
Hier wirken die Mitspieler wie kleine Strategen, denn schon während
des Spiels muss beobachtet werden, bei wem die begehrten Noten gebunkert
wurden. Gewinner ist, wer zuerst seine Tonleiter, den Dreiklang
oder Liedanfang in der vorgegebenen Tonart richtig zusammengesetzt
hat. Auf zur nächsten Runde!
Der Leipziger Musikus: Ein Spiel zu Musikgeschichte,
Instrumentenkunde, Formenlehre, Musiktheorie und über die
Musikstadt Leipzig, für 2-6 Spieler, ab 10 Jahre
Kaum eine andere deutsche Stadt kann so viele musikhistorische
Stätten vorweisen wie Leipzig. Jedes dieser Gebäude wird
zudem mit berühmten Namen in Verbindung gebracht. Für
ein Musik-Quiz scheint dieser Ort also bestens geeignet. Auf seinem
Rundgang durch Leipzig bleibt der Besucher an der Thomaskirche,
dem Opernhaus, Gewandhaus, den musikalischen Ausbildungsstätten,
der Musikbibliothek, der Musikalienhandlung oder dem Alten Rathaus
stehen und macht schließlich auch einmal Pause im altehrwürdigen
Coffe Baum. Dieser Stadtrundgang beginnt am Bahnhof und endet auch
wieder dort, das heißt wer mit den meisten richtigen Antworten
dort ankommt, hat gewonnen. Auf dem Spielfeld (Größe
50x75cm) befinden sich die oben genannten Stationen, die über
eine Klaviatur angesteuert werden. Zu Beginn des Spiels wählt
jeder Spieler ein Liedblatt und eine Spielfigur. Das Spielmaterial,
kleine Holzgeigen, die Fragekärtchen, Spielfiguren und Intervallwalze
liegen in einem kleinen Holzflügel.
Etwas
für den homo ludens: das Musik-Quiz „Der Leipziger
Musikus“. Foto: Anke Kies
Darum kümmert sich ein zuvor bestimmter Instrumentenwart.
Die Intervallwalze gibt auch hier das Tempo für den Rundgang
an. Ein farbiger Punkt an der Taste bezeichnet die Musikeinrichtung.
Man nimmt vom zugeordneten Stapel eine Karte mit der Frage und den
Lösungsmöglichkeiten. Die richtige Antwort mit ausführlichen
Erläuterungen steht in einem der elf Lösungshefte und
wird laut vorgelesen. Da kommen die Spieler ins Gespräch, amüsieren
sich, diskutieren und stellen auch mal stolz fest, dass sie die
Antwort gewusst hätten. Natürlich muss auch einfach mal
geraten werden und wer die Aufgaben zu spezifisch findet, kann Karten
vor dem Spiel aussortieren, es gibt ja 700! Hat nun ein Spieler
die Frage richtig beantwortet, bekommt er vom Instrumentenwart so
viele kleine farbige Holzgeigen, wie auf der Karte angegeben. Diese
werden auf den Vordrucken des eigenen Liedblattes platziert. Erscheint
auf der Walze eine Kaffeetasse, so heißt es pausieren. Hierbei
nimmt man den nächststehenden Spieler mit zum Kaffeeklatsch.
Dabei kann man sich dann darüber Gedanken machen, wen beispielsweise
Bach als „Zippelfagottist“ verspottete … Wer zuerst
am Bahnhof angekommen ist, erhält so viele Geigen, wie es Mitspieler
gibt, die nachfolgenden je eine weniger. Nach dem Vorsingen des
Liedes auf dem Blatt verdient man sich drei weitere Geigen. Als
Sieger geht der Spieler mit den meisten Geigen hervor.