[an error occurred while processing this directive]
nmz-archiv
nmz 2006/12 | Seite 49
55. Jahrgang | Dez./Jan.
Rezensionen
Kurz vorgestellt
Noten
Georg Druschetzky (1745–1819): Oboenquartett g-Moll für
Oboe, Violine, Viola und Violoncello, herausgegeben von Christian
Schneider. Zimmermann ZM 35350. ISMN M-010-35350-0
Auch wenn dieser böhmische Musiker 16 weitere Oboenquartette
(und viele weitere Kammer- und Harmoniemusik) hinterlassen hat,
das verfügbare Repertoire in dieser Besetzung ist nicht gerade
reichlich. Der einst erzherzogliche Komponist hat dieses dreisätzige
Quartett um 1806 in Budapest ganz in klassischer Manie geschrieben.
Dort fand sich auch die Druckvorlage. Bemerkenswert des Komponisten
Huldigung: Als Thema im variationsartigen Mittelsatz verarbeitet
er kunst- und eindrucksvoll „B-a-c-h“.
Antonio Vivaldi (1648–1741): Concerto in C con 2 Trombe,
ed. by Edward H. Tarr. Haas. ISMN M-2054-0499-4, Partitur -0498-79
Von Vivaldis einzigem Trompetenkonzert (P 75, RV 537) besorgte
Edward Tarr nach dem Turiner Autograph eine praktische Neuausgabe
mit einer vernünftigen B.c.-Klavier-Reduktion samt Solostimmen
in C und A und dazu eine Partitur samt Stimmensatz. In den –
von nur sechs kadenzartigen Largo-Takten unterbrochenen –
beiden Allegro-Ecksätzen brillieren die Solisten mal terznah
gemeinsam, mal im kurzen motivischen Wechsel. Das wirkungsvolle
Concerto dauert nicht viel mehr als sieben Minuten.
Joseph Haydn: Sechs Sonaten für Violine und Viola. Hob. VI:1–6.
Herausgegeben von Andreas Friesenhagen, Ulrich Mazurowicz, Kadenzen
von Kurt Guntner. Henle HN 216. ISMN M-2018-0216-9
Basierend auf der Haydn-Gesamtausgabe liegt hier die drucktechnisch
ausgezeichnete Einzelausgabe dieser schon in damaliger Zeit populären
Duos vor. Sie waren und sind so gefragt, dass davon auch immer
wieder andere, nicht autorisierte Duobesetzungen als Transkriptionen,
zum Beispiel für zwei Violinen oder mit Bass, kursieren.
Alle sechs in klassischem Format breit angelegten Sonaten, jede
in einer anderen Tonart stehend, sind dreisätzig, jede für
sich von eigenem Charakter und Reiz. Fünf Sonaten locken
im Adagio die Violine zu einer improvisierten Kadenz (hier kleingedruckt
Guntners Vorschlag).
Bohuslav Martinu (1890–1959): Streichquartett Nr. 6. H. 312.
Partitur. Bärenreiter Praha H 7968. ISMN M-2601-0373-3
Dieses Spätwerk entstand 1946 während Martinus Emigration
in Amerika als Auftrag der Harvard University für ein Symposium
amerikanischer Musikkritiker. Jetzt besorgten Aleš Brezina
und Ivan Štraus eine neue kritische Partiturfassung. Die
politische und gesellschaftliche Zerrissenheit dieser Jahre beeinflusste
sicherlich diese Komposition, die sich im freien tonalen und harmonischen
Klangraum bewegt, dramatisiert durch aggressive rhythmische Impulse.
Sie lebt von kleinen markanten motivischen Elementen, die sich
variationsartig durch alle drei Sätze ziehen mit einem Wechsel
impressionistischer und ebenso expressionistischer Anklänge.
Spieldauer 23 Minuten.