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nmz-archiv
nmz 2006/12 | Seite 48
55. Jahrgang | Dez./Jan.
Noten
Katalanisches Weihnachtslied und ein Tango
Ausgaben für Cellisten aller Altersstufen von Lütter,
Battanchon, Schulze und Keusen-Nickel
Johann Lütter: Der kleine Cellist. Drei Kinderlieder für
ein Violoncello und zwei Violoncelli mit und ohne Klavierbegleitung.
Dohr, Köln E.D. 22894 (2005), ISMN M-2020-0894-2
In dieser Ausgabe findet man altbekannte Kinder- beziehungsweise
Volkslieder, harmonisiert und mit Variationen versehen von Johann
Lütter (1913–1992). Das erste „Grün, grün,
grün sind alle meine Kleider“ mit fünf Variationen
steht in G-Dur und ist geschrieben für Violoncello und Klavier,
wobei auch der Klavierpart von einem fortgeschrittenen Anfänger
zu bewältigen ist. Lied Nr. 2, „Der Mond ist aufgegangen“
in G-Dur mit fünf Variationen, und Lied Nr. 3, „Hänschen
klein“ in C-Dur mit zwei Variationen, sind für Cello-Duo
komponiert. Letzteres ist das leichteste, die Oberstimme ist ausschließlich
in der ersten Lage spielbar, für die Unterstimme wird gelegentlich
die zweite Lage weit gefordert. Für die beiden ersten Lieder
wird außerdem die vierte Lage benötigt. Alle Lieder
sind geschrieben für zwei Spieler mit etwa gleicher Spielstärke,
was mitunter etwas zu Lasten der kompositorischen Pfiffigkeit
geht. Ungeachtet dessen stellt diese Ausgabe eine dankenswerte
Bereicherung für den frühen Partner- beziehungsweise
Kammermusikunterricht dar und wird von der Zielgruppe sicherlich
freudig aufgenommen. Empfehlenswert für Unterstufe 1–2.
Felix Battanchon: Souvenir de Beethoven für Violoncello und
Klavier, op. 8. Hrsg. Holger Best. Hofmeister, Leipzig FH 2946 (2005),
ISMN M-2034-2946-3
Eigentlich handelt es sich bei dem vorliegenden Werk, uraufgeführt
1857 in Leipzig, um eine Bearbeitung, und zwar geht es auf den
Variationssatz (Thema – Andante quasi Allegretto) aus Beethovens
Streichtrio op. 8 zurück, das um 1796/97 entstanden ist.
Das musikalische Material ist bis auf das Finale identisch, während
aber bei Beethoven die Streicher ihre thematische und begleitende
Rolle wechseln, liegt das Thema bei Battanchon immer beim Cello.
Dem Notentext vorangestellt ist ein Vorwort mit biographischen
Angaben über den wenig bekannten Komponisten F. Battanchon,
im abschließenden kritischen Bericht weist der Herausgeber
sorgfältig alle vorgenommenen Veränderungen beziehungsweise
Korrekturen nach.
Das Thema mit seinen vier teils virtuos gearteten Variationen
und dem von fulminanten Arpeggien geprägten Finale verlangt
auch dem versierten Cellisten einiges Können ab. Das Werk
ist spieltechnisch jedenfalls deutlich höher anzusiedeln
als die bekannten Variationswerke Beethovens und stellt eine lohnenswerte
Herausforderung dar insbesondere für diejenigen, die schon
immer der Meinung waren, dass die Klassik eindeutig zu wenig kammermusikalische
Literatur für diese Besetzung hervorgebracht hat. Für
Mittelstufe 2/Oberstufe sehr empfehlenswert.
Tristan Schulze: Tango Apasionado für Violoncello und Klavier.
Doblinger 03831 (2005).
Mit dem vorliegenden circa fünfminütigen „Tango
apasionado“ gelang dem Komponisten ein ebenso temperamentvolles
wie kurzweiliges Stück, das alles hat, was man sich von dem
Genre verspricht: glutvolle Rhythmik, beseeltes Timing, schwülig-dichte,
bisweilen dramatische Harmonik. Durchgehend im Violinschlüssel
notiert und nur auf der A-Saite zu spielen, verlangt der Cellopart
zunächst ein sicheres Spiel in allen Halslagen einschließlich
der fünften Lage. Im weiteren Verlauf schwingt sich die Melodie
hinauf in den Tonraum bis zum a’’. Wer die Daumenlage
noch nicht beherrscht, möge eine Oktave tiefer transponieren
oder besser noch, sich spätestens jetzt motiviert fühlen,
sie anhand dieses sehr dankbaren Stückes zu erlernen –
es lohnt sich! Sehr empfehlenswert für Mittelstufe 1–2.
Ursula Keusen-Nickel: „Schwesterlein, Schwesterlein“.
Fünf Variationen über ein niederrheinisches Volkslied,
op. 15. Tonger 3277-1 P.J.T. (2004), ISMN M-005-32771-4
Die dem niederrheinischen Lied „Schwesterlein, Schwesterlein“
aus der Sammlung von Anton Wilhelm von Zuccalmaglio innewohnende,
düster-prophetische Stimmung wurde von der Komponistin in
der schlichten Ausharmonisierung des Themas ebenso wie in den
kunstvoll gestalteten fünf Variationen wunderbar eingefangen.
Vom Spieler wird die Beherrschung sämtlicher Halslagen sowie
der fünften bis siebten Lage einschließlich diverser
Flageolett-Töne erwartet, ebenso sollte er in doppelgriffigem
Spiel im unteren Lagenbereich geschult sein. Die Komponistin selbst
setzt sich für die Erhaltung der traditionellen deutschen
Volkslieder ein. Nicht zuletzt deswegen sollte dieses Werk hierzulande
seinen festen Platz in der Vortragsliteratur bekommen. Für
Mittelstufe 1–2 sehr empfehlenswert.
Ursula Keusen-Nickel: „Das Lied der Vögel“. Variationen
über ein katalanisches Weihnachtslied für Violoncello
solo, op. 4. Tonger 3206-1 P.J.T
Kein Geringerer als der große katalanische Cellist Pablo
Casals verhalf dem Lied „El Cant dels Ocells“, dem
Lied beziehungsweise Gesang der Vögel, einstmals zu weltweiter
Popularität. Ursula Keusen-Nickel, selbst Cellistin und Cellopädagogin,
hat diesem in g-Moll gesetzten Lied drei Variationen hinzugefügt,
die der zugrunde liegenden Melodie in improvisierendem Duktus
quasi nachhorchen.
Der Tonraum umfasst den Lagenbereich eins bis fünf, gelegentlich
wird auch die sechste Lage benötigt. Variation II verlangt
neben doppelgriffigem Spiel auch akkordisches Spiel über
alle vier Saiten. Alles in allem ist dieses gelungene Werk eine
sehr willkommene Bereicherung der Literatur für Violoncello-Solo.
Sehr empfehlenswert, für Mittelstufe 1.