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nmz-archiv
nmz 2007/02 | Seite 15
56. Jahrgang | Februar
Kulturpolitik
Wo die Neue Musik zur TransMusic wird
Die Ensemble-Akademie nimmt im März ihre Arbeit auf
„ensemble 07“ – das klingt ein bisschen, als sei James
Bond unter die Musiker gegangen. Mit künstlerischen Ambitionen
des Geheimdienstmannes, der bekanntlich viel lieber Solo spielt,
hat das „ensemble 07“ jedoch nichts zu tun, sondern
mit denen einer neu gegründeten „Europäischen Ensemble-Akademie“.
Die vereint insgesamt vier musikalische Formationen, neben dem „ensemble
07“ noch das „ensemble perspektiv“, das „European
Movement Jazz Orchestra“ sowie das „Basement Pop“.
Im Herbst vergangenen Jahres initiierte der Deutsche Musikrat das
Projekt, das wesentlich von der Kulturstiftung des Bundes gefördert
wird. Anlass war die seit dem 1. Januar 2007 laufende, sechsmonatige
EU-Ratspräsidentschaft Deutschlands, zudem die Tatsache, dass
es in diesem Zeitraum den 50. Jahrestag der Unterzeichnung der
Römischen Verträge zu feiern gilt. Mit ihnen wurde die
Europäische Wirtschaftsgemeinschaft und damit die Grundlage
für die EU geschaffen.
Bei
der Ensemble-Akademie dabei: Die Komponisten Johannes Motschmann,
Nana Forte und Luis Antunes Pena. Foto: Deutscher Musikrat
In Schengenland verschwinden die Schlagbäume, in der Europäischen
Ensemble-Akademie die Grenzen der Stile – hoffen jedenfalls
die Initiatoren. Rund 60 junge Musiker und Musikerinnen aus Deutschland,
Portugal und Slowenien wurden eingeladen, in den diversen Ensembles
zusammenzuarbeiten, zunächst in der jeweils eigenen Stilrichtung,
dann stilübergreifend. Für die künstlerische Leitung
konnten jeweils renommierte Dozenten gewonnen werden. Das „ensemble
perspektiv“ widmet sich unter Leitung von Mauricio Kagel
und der britischen Komponistin Sian Edwards der Neuen Musik, das „European
Movement Jazz Orchestra“ probt mit dem Trompeter Manfred
Schoof, das „Basement Pop“ errichten der Schlagzeuger
(und Vizepräsident des DMR) Udo Dahmen sowie der Produzent
und Musiker Henning Rümenapp. Im letztgenannten Ensemble wird
die Vereinbarkeit von deutschen Hip-Hop, portugiesischem Fado und
slowenischem Hardrock getestet. Alle Stilrichtungen vereinen oder
besser: auflösen soll dann das „ensemble 07“.
Für die bunte und ungewöhnliche Besetzung dieses Orchesters
wird der Komponist Moritz Eggert eines seiner Werke neu instrumentieren.
Doch auch für die Überwindung der Stile ist der passende
Stilbegriff bereits gefunden: „TransMusic“. Neben Kompositionen
und Arrangements etablierter Künstler werden die einzelnen
Ensembles auch Werke jüngerer Komponisten einstudieren oder
uraufführen.
Kompositionsaufträge gingen an Komponisten
der beteiligten Länder. Ihre konkrete Arbeit nimmt die „Europäische
Ensemble-Akademie“ im März 2007 auf. Vom 15. bis 24.
März proben die Musiker aus drei Nationen im Bildungszentrum
Eichholz bei Bonn, danach stehen Konzerte in Berlin, Bremen, Brüssel,
Köln, Lissabon, Ljubljana, Zagreb und Rom im Kalender. Die
Gründung des „ensemble 007“ allerdings muss der
Agent Seiner Majestät wohl doch selbst übernehmen.