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nmz-archiv
nmz 2007/02 | Seite 6
56. Jahrgang | Februar
Magazin
Henry Wieniawski zu Ehren
Hundert junge Paganinis in Lublin
Um gerechte Urteilsfindung geht
es an diesem Orte weiterhin, nur nicht um Gut und Böse, sondern
um die Besten in Ton und Technik, in optimal gelungener Transmission
im Geigenspiel. Ins einstige
Tribunal der polnischen Stadt Lublin, stattlich restauriert im
Herzen der Altstadt, waren sie einbestellt: 18 Juroren aus 11 Ländern.
Es ging wie alle drei Jahre, jetzt zum zehnten Male, um ihr Qualitätsurteil über
eine Hundertschaft junger Paganinis. Zwischen 11 und 17 beziehungsweise
zwischen 17 und 25 Jahren zählen sie, angereist aus 23 Ländern,
aus vielerlei Schulen und Traditionen. Die kurzen Teilnehmerbiografien
lesen sich wie ein Katalog weltweiter nationaler wie internationaler
Jugend-Wettbewerbe, bei denen vorher die Auftritte trainiert wurden.
Dementsprechend selbstsicher, routiniert und als eindrucksvolle
Eigenpersönlichkeit überzeugten die Mehrzahl der Vorspieler.
Gefragt war das traditionelle Standard-Repertoire zwischen Bach,
Klassikern, Paganini und Wieniawski.
Jeder dritte aus Fernost
Heimvorteil hatten die 22 jungen Polen.
Wenigstens jeder dritte Teilnehmer kam jedoch aus dem Fernen Osten,
aus China, Korea, Japan
und Taiwan. Gegen sie hatten die jeweils sechs bis sieben jungen
Deutschen, Spanier und Amerikaner keinen leichten Stand. So verteilten
sich schließlich die mehrfach vergebenen Preise unter anderem
auf die Länder Polen, Japan, China und Korea: Vorne dran mit
frappierenden geigerischen und künstlerischen Leistungen,
erneut im Anspruch gestiegen – so urteilten Jurykollegen – und
deshalb mit gutem Recht mit ersten Preisen belohnt, die aus den
USA stammende, in Brüssel lebende Esther Yoo (12) – sie
erhielt den EMCY-Specialpreis „Art for Music“, der
Japaner Arata Yumi (14), der Österreicher Alexandr Sorokow
(20), Ui-Youn Hong (19) aus Korea und Stefan Tarara (20) aus Deutschland
- zufällig alles Schüler des heute wohl am meisten gefragten
Violinlehrers Zakhar Bron, der auch den Vorsitz der internationalen
Mammut-Jury innehatte. Für die weiteren zehn Träger zweiter
bis fünfter Preise, darunter Niklas Liepe (16) aus Köln,
war somit im Abschlusskonzert in Lublins Philharmonie kein Raum
mehr. Die Preisgelder sind nicht allzu üppig. Umso mehr möchte
man manchem einen solistischen Auftritt mit Orchester wünschen.
Hundert Jahre Musikgesellschaft Lublin
Das Programmbuch dieses Karol Lipinski und Henry Wieniawski gewidmeten
Violinwettbewerbes registriert in seinem Jubiläums-Pogramm
die Vielzahl der Preisträger seit dem ersten Jahr 1979, darunter
Namen wie Wadim Repin, Julia Park, Antje Weithaas. Zugleich gewürdigt
wird das nunmehr über 100-jährige Bestehen der Musikgesellschaft
von Lublin, die in den Zwischenjahren auch für den nationalen
Geigenwettbewerb und einen internationalen Sonderwettbewerb für
blinde und sehbehinderte Musiker verantwortlich zeichnet.