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nmz-archiv
nmz 2007/02 | Seite 19
56. Jahrgang | Februar
Hochschule
Eine Bank bezahlt die Ausbildung der Stars von morgen
Das SPARDA-PreCollege der Musikhochschule Karlsruhe stellt sich
vor – erweitertes Angebot für Vorschüler
Seit November 2006 ist die Hochschule für Musik Karlsruhe
um eine Einrichtung reicher: Das SPARDA PreCollege bietet besonders
begabten Vorschülern eine umfassende musikalische Ausbildung.
Bisher konnten Schüler vor dem Abitur an der Hochschule nur
in einem Fach Instrumentalunterricht nehmen. Schüler, die
an dem neu eingerichteten PreCollege teilnehmen, werden jetzt auch
in den Nebenfächern Musiktheorie und Improvisation unterrichtet.
Wahlweise können sie außerdem Klavier- oder Gesangsstunden
nehmen. Finanziell unterstützt wird dieses Studienangebot
von der SPARDA-Bank.
Der
17-jährige PreCollege-Student Benedict Klöckner
spielte David Poppers „Ungarische Rhapsodie op 68“.
Foto: Eva Lichtenberger
Schon einen Monat nach Unterrichtsaufnahme stellte sich das PreCollege
am 15. Dezember 2006 in einem Konzert der Öffentlichkeit vor.
Zu diesem Anlass organisierte die Neue Musikzeitung als offizieller
Medienpartner der Hochschule eine Podiumsdiskussion unter dem Titel „Wo
Begabungen wachsen. Hochschule und Hochbegabung“ Vertreten
waren Professor Michael Moriz (Prorektor und Leiter des SPARDA
PreCollege), Thomas Renner (stellvertretender Vorstandsvorsitzender
der SPARDA-Bank Baden-Württemberg e.G.), Professor Sontraud
Speidel (Professorin für Klavier), Benedict Klöckner
(Schüler am PreCollege) und Andreas Kolb (Redaktionsleiter
Neue Musikzeitung).
Diese Zusammenarbeit zwischen Hochschule und privatwirtschaftlichem
Sponsoring ist in Deutschland bislang ungewöhnlich. Doch die
Diskussion zeigte, dass das Modell Zukunft haben könnte. Die
staatliche Förderung sei nur eine Grundvoraussetzung für
ein breit gefächertes Kulturangebot, so Professor Michael
Moriz. Ein aufwändiges Vorstudium wie das PreCollege aber
sei erst durch zusätzliche finanzielle Unterstützung
aus der Wirtschaft möglich. Laut Moriz müssen die Jungstudenten
auf diese Weise auch langfristig keine Studiengebühren zahlen.
Das Vorstudium sei nicht nur Vorbereitung auf ein späteres
Musikstudium, sondern gerade im Bereich Musiktheorie würden
schon Inhalte vorweggenommen. „So lässt sich die spätere
Studienzeit verkürzen“, erklärte Moriz.
Auch der
Sponsor erhofft sich von dem Projekt eine positive Wirkung. Für
die SPARDA-Bank gehöre Sponsoring zur Unternehmensphilosophie,
sagte Thomas Renner. Neben den wirtschaftlichen Interessen wies
er auf die gesellschaftliche Verantwortung seines Unternehmens
hin, die er mit der Finanzierung des PreCollege übernimmt.
Aber es sind nicht nur pragmatische Gründe, die für das
neue Karlsruher PreCollege sprechen. „Früher waren die
Vorschüler Einzelkämpfer. Der Blick über den Tellerrand
ergab sich nur beim Wettbewerb 'Jugend Musiziert‘.
Jetzt treffen sie auch andere junge Leute mit der gleichen Begabung,
sie musizieren zusammen und tauschen sich aus“, beschrieb
Professor Sontraud Speidel die Vorteile des PreCollege. Der 17-jährige
Cellist Benedict Klöckner stimmte ihr zu. Er verspricht sich
vom Vorstudium nicht nur musikalisch-technische Fortschritte, sondern
auch Inspiration durch den Kontakt mit Gleichgesinnten.Im Anschluss
an die Podiumsdiskussion gaben einige der Vorschüler Kostproben
ihres Könnens. Mit überraschender Selbstverständlichkeit
wagten sich die jungen Musiker an die große Virtuosenliteratur.
Unter anderem spielte Benedict Klöckner die Ungarische Rhapsodie
von David Popper, die 14-jährige Magdalena Müllerperth
begeisterte mit Chopins Scherzo Nr. 2 und Frank Düpree, 15
Jahre alt, versetzte zuletzt mit Franz Liszts Mephistowalzer das
Publikum in großes Staunen. Man darf gespannt sein, wie diese
Talente erst nach beendetem Studium spielen werden.
Almut Ochsmann, Hendrik Kirchhof
Video-Stream über Podiumsdiskussion und Konzert unter www.nmzmedia.de