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nmz-archiv
nmz 2007/02 | Seite 45
56. Jahrgang | Februar
Rezensionen-CD
Elegie für Entwurzelte
Eleni Karaindrou: Elegy of the Uprooting, ECM New Series 1952/53
Wer schon einmal bei einem der deprimierend schönen Filme
von Theo Angelopoulos weinen musste (ohne sich dafür zu schämen),
kann dafür ganz sicher die Musik von Eleni Karaindrou verantwortlich,
wenigstens mitverantwortlich machen. Die griechische Komponistin
und Pianistin hat mehrere Filme ihres Landsmannes mit berückend
melancholischen und in ihrer Behutsamkeit und dunklen Schönheit
scheinbar wenig griechischen Soundtracks verwoben.
Auch auf der 2005 live im Athener Megaron aufgenommenen „Elegie
für Entwurzelte“ steht eine Komposition zu einem Angelopoulos-Film
im Mittelpunkt neben einer weiteren, die ungefähr zeitgleich
zu einer verfilmten Euripides-Adaption – „Trojan Women“ – entstanden
ist. „Ich war schockiert“, erzählt Karaindrou, „weil
es sich im Kern um die gleiche Geschichte von Ausbürgerung
und Entgrenzung handelte, nur eben 2.500 Jahre später.“
Diese Verbindung nutzte sie, verknüpfte die beiden Kompositionen
zusammen mit weiteren und schuf „eine neue Einheit“.
Diese machte sie mit großem Orchester, Chor, Solisten wie
dem Oboisten Vangelis Christopoulos und der Sängerin Maria
Farantouri als Idee einer modernen Odysee zu einem bewegenden Erlebnis
voller Eindringlichkeit und Suggestivität. Entrückte
Klänge, die dennoch nah und präsent sind, voller Pathos,
das in Chorpassagen auch schon mal am Kitsch entlangschrammt.
In der Verbindung von traditionellen und klassischen Instrumenten,
Mythen und Themen, die zur bestürzenden Seite der Menschheitsentwicklung
gehören, ist Karaindrou ein einzigartiges Werk gelungen, das
aus der Perspektive der Gegenwart das traditionelle Erbe Griechenlands
in eindringliche Klänge fasst.