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nmz-archiv
nmz 2007/02 | Seite 46
56. Jahrgang | Februar
Rezensionen
Kurz vorgestellt
Noten
Tristan Schulze: „glatt & verkehrt“ für 2
Violinen und Violoncello. Doblinger 06038, ISMN M-012-19250-3
Wie oft passiert es, die eingeladenen Musikanten sollen auch
noch unterhaltsam, lustig, volkstümlich aufspielen. Strauß’ Radetzkymarsch,
Jodlerwalzer, Hackbrett-Imitation und Variationen, nachempfunden
im Stile-Allerlei, über Themen, die einem bekannt vorkommen – das
hat Tristan Schulz für solche Zwecke arrangiert und nachkomponiert.
Hans Ludwig Schilling (*1927): Sonate en Trio für Trompete
in B, Posaune (Kontrabass) und Klavier. Tonger 2544-0
P.J.T., ISMN M-005-25441-6
Eine anspruchsvolle Klavier-Kammermusik mit vier im Charakter
recht unterschiedlichen Sätzen, stilistisch den Klassikern der Moderne
zwischen Hindemith und Fortner zuzuordnen, Eine ungewöhnliche,
aber überaus reizvollen Besetzungsmixtur, die auch die Bläser
wie den Pianisten in ihre kammermusikalische Rolle ruft, zugleich
im Zusammenwirken klanglich wie rhythmisch fordert.
Giulio Briccialdi (1818–1881): Fünf Paraphrasen nach
Verdi-Opern für Flöte und Klavier. Zimmermann ZM 34910,
ISMN M-010-34910-7
Durch Europa gurkender Virtuose Braccialdi, der auch hohen
Anteil an der technischen Weiterentwicklung und Popularisierung
der Böhm-Flöte
hatte, produzierte für seine Popularität sein eigenes
Repertoire in Anleihe an die ebenso populären Opern Verdis
wie Aida, La Traviata, Il Trovatore, Don Carlos, Macbeth. Hier
für Nacheiferer die ausgedehnten Solopassagen mit dem Klavierpart.
Dazu eine aufschlussreiche Kommentierung von Gian-Luca Petrucci.
Joseph Haydn: Sechs Divertimenti für Violine (Flöte),
Violine und Violoncello, Hob. IV:6*–11*. Urtext. Hrsg. Andreas
Friesenhagen. G. Henle HN 608, ISMN M-2018-0608-2. Dazu: Studien-Edition
(Partitur) HN 9608, ISMN M-2018-9608-3
Das bei dem mutmaßlichen aus London erbetenen und 1784 abgelieferten
Auftragswerk Haydn hier teilweise frühere Kompositionen bearbeitete,
aufbereitete und ergänzte, hat für die Spielpraxis dieser
gefälligen, vergnüglichen Kammermusik, die ausdrücklich
alternativ die German Flute vorsieht, keine Bedeutung. Auf der
Grundlage der Gesamtausgabe liegen hier die sauber gestochenen
Stimmen samt Studienpartitur vor, gerade auch Liebhabern wärmstens
zu empfehlen.
Wolfgang Amadeus Mozart: Sinfonia concertante in Es für Oboe,
Klarinette, Horn, Fagott und Orchester. KV Anh. I, 9 (297b, KV6:
C 14.01). Hrsg. Wolfgang Plath. Klavierauszug nach dem Urtext der
Neuen Mozart-Ausgabe von Martin Schelhaas Bärenreiter BA 5770a,
ISMN M-006-52681-9 (zur Partitur einschl. Aufführungsmaterial
BA 5770, ISMN M-006-52680-2).
„Die vorliegende Edition geht nicht von der Voraussetzung
aus, eine echte Komposition Mozarts zu bieten“, erklärt
der Herausgeber als Resümee der spannend nachzulesenden
Experten-Diskussion. Der Beliebtheitsgrad dieser mit Bläsern
originell besetzten Sinfonia in Konzertprogrammen ist davon
unberührt. Partitur
und Aufführungsmaterial sind jetzt durch eine transparente
Klavierreduktion des Orchesterparts ergänzt, gedruckt in
der bekannten Qualität der Gesamtausgabe.
Georg Philipp Telemann: Locke nur, Erde, mit schmeichelndem Reize!
Kantate für hohe Stimme, Altblockflöte (Violine) und
Basso continuo. TWV 1:1069. Hrsg. Franz Müller-Busch, Generalbassaussetzung
von Eckhart Kuper. Girolamo, Freiburg, Ed. G 11.010. ISMN M-50084-039-8
Diese Kantate aus dem „Harmonischen Gottesdienst“ zum
23. Sonntag nach Trinitatis mahnt mit Texten des Neuen Testaments
christlichen Wandel an, appelliert gegen Eitelkeit, Völlerei
und irdische Gelüste. Reich koloriert und sich imitierend
wechseln in den beiden Arien Vokal- und Instrumentalsoli, schmeicheln
damit den dereinst zu erwartenden himmlischen Reizen. Eine sehr
praktische Partitur- und Stimmen-Ausgabe.
Ignaz Lachner (1807–1895): „An die Entfernte“ auf
einen Text von J.W. Goethe für eine Singstimme mit Begleitung
von Pianoforte, Waldhorn in F oder Violoncello, op. 23. Dohr 23007,
ISMN M-2020-1007-5. – Otto Nicolai (1810–1849): „Die
Thräne“, Gedicht von J.F. Castelli für hohe Stimme,
Horn (oder Violoncello) und Piano. Dohr 23013, ISMN m-2020-1013-6
Die reizvolle Besetzung, in der dem melancholischen Hornklang
der passende Dialogpart zur Singstimme zukommt, mag schon zu
Lebzeiten ihre Wirkung gehabt haben. Herzzerreißend die Zweifelfrage „Denkst
du mein“ musikalisiert, oder, anspruchsvoller darzustellen,
das einzigartige Lob an die „Thräne“, – zwei
Raritäten wiederentdeckt und aufgelegt.