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nmz-archiv
nmz 2007/02 | Seite 50
56. Jahrgang | Februar
Rezensionen
Kurz vorgestellt
Soundtracks
Marie Antoinette
Verve Forecast/Universal
Zu den großen Überraschungen der vergangenen Kino-Saison
gehört zweifellos Sofia Coppolas grandiose „Marie Antoinette“-Vision.
Seit ihrem Debütfilm „The Virgin Suicides“ wissen
wir, dass Sofia Coppola sehr viel Wert auf den Soundtrack ihrer
Filme legt. Damals ließ sie Air den Score dafür komponieren.
Seit „Lost in Translation“ setzt die Coppola – wie
ihr Vater Francis – aber auf den Reiz von Song-Kompilationen.
Es sind die musikalischen Helden der achtziger und neunziger Jahre,
die den Aufstieg und Fall der letzten französischen Königin
kommentieren: Siouxsie & The Banshees, Bow Wow Wow, The Cure,
New Order oder The Strokes. Zwei Sixties-Hits, „I Want Candy“ und „Fools
Rush In“, sind die Herzstücke des Soundtracks, der wie
der Film zwischen Versailles Chic und Jungmädchenträumen
des 21. Jahrhunderts hin und her pendelt. Im Geiste von Satie hat
Sofia Coppola daneben ihr Versailles mit Vivaldi und den Ambient-Sounds
von Aphex Twin „möbliert“. Ein geglücktes
Experiment.
The Good German
Varèse Sarabande
In den Ruinen von Berlin spielt der neueste Film von Steven
Soderbergh. George Clooney glänzt darin als US-Kriegskorrespondent, der über
die Potsdamer Konferenz berichten soll. Als so genannte „temp
tracks“ verwendete Soderbergh für die Arbeitsfassung
von „The Good German“ Scores von Max Steiner. Daran
sollte sich sein Komponist Thomas Newman, der Sohn des legendären
Filmkomponisten Alfred Newman, orientieren. Newman entwickelte
daraus einen vollkommen eigenständigen, düsteren Film-Noir-Score,
der Erinnerungen wachruft an Miklós Rózsa, Franz
Waxman oder Friedrich Hollaender. Zu Recht wurde Thomas Newmans
Score soeben für den „Oscar“ nominiert. Großartig!