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nmz-archiv
nmz 2007/02 | Seite 47
56. Jahrgang | Februar
Noten
Nachhallendes und Nachdampfendes
Neuerscheinungen als Nachtisch für große und kleine
Violinisten
Stéphane Blet: Après, op. 152, Alphonse Leduc, Paris
2004, AL 29628
Après … nach – Assoziationen von nach dem Essen … nach
einer Liebesnacht … nach dem zweiten Saunagang … wie
auch immer: In der nach-denklichen Stimmung sind mit Vorliebe Tritonüsse
zu knacken, lange Töne täuschen entspannende Ruhe nur
vor, denn in septimösen Anläufen entwickeln sich die
Nach-klänge unnachgiebig zu scharf-peitschenden Pizzikati
eines nach-barschaftlichen Disputs. Stéphane Blet hat diese „Étude
pour Violon seul“ Anne-Sophie Mutter gewidmet, sie ist aber
auch mit fortgeschrittenen Schülern zu bewältigen. Nach-fassende
Frage für Dummies: Lieber Stéphane, wie bitte soll
das kleine „f“ kurz vor Schluss gespielt werden, da
ein Tieferstimmen der Violine wegen der übrigen Akkorde nicht
möglich ist? Als Beauftragter der „Academie Nationale
du Disque Lyrique“ vielleicht die lyrisch-freiheitsbedürftigen
Nach-wehen eines der Sinnlichkeit beraub-ten Kompositionsaktes?
Fazit: Nach-dampfender Dissonanzen-Aufguss.
Festive Baroque, arr. v. Robert van Beringen, De Haske Holland
2004, 1043581
Um der häuslichen Übezeit der Kinder den Beigeschmack
der instrumentalen Kasernierung zu nehmen, hat De Haske eine neue
Silber-Frisbee-Scheibe plus Noten in barockös pompöser
Geste auf den Markt geworfen. R. v. Beringen kramte zwölf
Barockstücke aus dem angestaubten Nachlass und passte sie
in Mund-zu-Mund-Beatmung den Bedürfnissen der Violine an.
Wiederbelebung vom Feinsten. Alles kann in 1. Lage gespielt werden.
Wo dies nicht der Fall ist, wurden Alternativnoten in der 1. Lage
hinzugefügt. Die Stücke sind auf der beiliegenden CD
eingespielt. Die ebenfalls enthaltene Orgelbegleitung wurde separat
für jedes Stück aufgenommen, kann aber auch auf dem Klavier
gespielt werden. So ergeben sich viele Spielvarianten, die Musik
zu Hause oder auf der Bühne aufzuführen. Fazit: Nach-hallend
aufgepeppte Nach-kommen für die nach-folgende Generation.
Katharina Apostolidis
Johann Strauß (Vater): Radetzky-Marsch und andere beliebte
Tänze, Universaledition Wien, UE 32626
Fester Bestandteil des bürgerlichen Konzertlebens waren Ende
des 19. Jahrh. die kunstvoll stilisierten Walzer, Quadrillen, Märsche,
Polkas und Galopps. Dies ist sicherlich eng mit dem Wirken von
Johann Strauß (Vater) verbunden, der damals die Massen begeisterte
wie heute Madonna. Tja da damm, tja da damm, tja da damm damm damm… Erkennen
Sie die Melodie? Richtig geraten, 100 Punkte. Sie haben ein Wochenende
in Wien gewonnen, als Nach-tisch auch den berühmte Radetzky-Marsch
all inkusive, wunderbar arrangiert für Violine und Klavier.
Vorschlag für einen Eintrag ins Guiness-Buch der Rekorde:
Wieviele Geiger passen in´s Prater-Riesenrad und spielen
diesen Radetzky-Marsch?