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nmz-archiv
nmz 2007/02 | Seite 34
56. Jahrgang | Februar
DTKV Bayern
Neues Selbstbewusstsein, internationales Flair
Tonkünstlerverband
Mittelfranken e.V.: eine Selbstdarstellung
Die Gründung des Verbandes nach dem Zweiten Weltkrieg war
genau genommen eine Neu-Gründung nach der zwangsweisen Auflösung
der Tonkünstlerverbände im Dritten Reich. Auf Vorschlag
des Landesverbandes wurde 1950 der VNTM (Verband Nürnberger
Tonkünstler und Musiklehrer) ins Leben gerufen und zwar durch
Dr. Robert Seiler, den Direktor der Fachakademie für Musik,
später bekannt als das „Meistersinger-Konservatorium
der Stadt Nürnberg“.
Facettenreich wie seine Vorsitzenden gestaltete sich auch das
Verbandsleben im VNTM. Standen soziale Belange der Mitglieder am
Anfang im Vordergrund,
so wurden mit den Vorsitzenden Dr. Dupont, Prof. Körner und
Dr. Spilling, Letzterer war Leiter des Studios Nürnberg des
Bayerischen Rundfunks, bald künstlerische und jugendfördernde
Schwerpunkte gesetzt. Unstimmigkeiten mit der Zielsetzung des Tonkünstlerverbandes
führten 1979, nach nur zweijähriger Amtszeit, zum Austritt
des damaligen Vorsitzenden und Direktors des Meistersinger-Konservatoriums,
Dr. Graetschel. Sein Ziel, die Mitglieder unter die Fittiche der
GDMK (Gewerkschaft der Musikerzieher und konzertierenden Künstler)
zu stellen, schlug nach einer Abstimmung fehl. Schon damals zeigten
sich also Bestrebungen des Ortsverbandes nach mehr Selbstständigkeit.
Bernhard Böttner, viel gepriesener Pianist und Klavierpädagoge
verstand es, das entstandene inhaltliche Vakuum mit neuem Selbstbewusstsein
zu füllen. In seiner von 1980 bis 1997 dauernden Amtszeit
gelangte der Bezirksverband zu nie dagewesener Bedeutung für
das regionale und überregionale Kulturwesen. Viel beachtet
von den bundesdeutschen Medien warnte er bei der 30-jährigen
Jubiläumsfeier 1980 vor den Gefahren einer wachsenden kulturellen
Degeneration im öffentlichen Bewusstsein aufgrund des schleichenden
Rückzuges des Staates und der Kommunen aus der Kultur- und
Ausbildungsförderung. Die Initiierung und Federführung
der „Nürnberger Klaviernacht“ am 21. Januar 1990
in Zusammenarbeit mit den „Neuen Pegnitzschäfern e.V.“,
dem Bayerischen Rundfunk und dem Meistersinger-Konservatorium ist
wohl das bis zu diesem Zeitpunkt herausragendste Beispiel für
die Kulturarbeit des Bezirksverbandes. In dieses Konzert, das unter
dem Motto „Klaviermusik im Dritten Reich“ anlässlich
des 40-jährigen Bestehens der BRD durchgeführt wurde,
konnten beinahe alle bedeutenden Pianisten der Stadt Nürnberg
eingebunden werden.
Beim Prozess der personellen und strukturellen Umwandlung des
Landes- und des Bundesverbandes DTKV, trägt der Bezirksverband in
Person seines heutigen Ehrenvorsitzenden Maßgebliches zur
Reform bei.
In diese Zeit fällt auch die Gründung des Musikinstituts
Nürnberg durch die stellvertretende Vorsitzende Susanne Dawany.
Ihr Schule machendes Beispiel, bei dem sich freischaffende, besonders
qualifizierte Lehrkräfte aller Fachrichtungen zu einer finanziell
selbst tragenden Musikschule zusammenschlossen, konnte auch den
Landesverband und seinen damaligen Vorsitzenden Dr. Stümmer
und dessen Nachfolger Dr. Messmer und Dr. Stampfl überzeugen.
Seit dieser Zeit ist die Förderung der freien Musikinstitute
ein weiterer Schwerpunkt des Landesverbandes. Der Bezirksverband
kann mit Recht stolz auf seine gerade in der Zeit des Aufbaus wichtige
finanzielle und personelle Unterstützung der Musikinstitute
sein. Seit seiner Wahl zum Vorsitzenden 1997 versucht Peter Janson
verstärkt, den Mitgliedern Impulse im konzertierenden Bereich
zu vermitteln. Hierbei werden sowohl künstlerische Auftritte
der Mitglieder selbst als auch deren Schüler vermehrt an die Öffentlichkeit
getragen. Auch die zeitgenössische Musik – speziell
Musik mittelfränkischer Komponisten – wurde in den vergangenen
Jahren, wie lange nicht mehr, einem breiteren Publikum zu Gehör
gebracht. So wurde eigens die von Prof. Lieb gegründete, zwischenzeitlich
aber aufgegebene Konzertreihe „Kammermusikalische Akademie“ in
der Nürnberger Kongresshalle dafür wieder aufgenommen,
aus der später die Reihe „tonkünstler live“ hervorging.
Hier bietet sich seitdem Mitgliedern die Möglichkeit, ihre
Konzerttätigkeit auf verschiedenen Podien des Großraumes
Nürnberg der Öffentlichkeit vorzustellen.
Die Gleichstellung qualifizierter privater Musikpädagogen
mit den städtischen und kommunalen Musikschulen wurde Anfang
des neuen Jahrtausends zum zentralen Thema der Verbandsarbeit.
Mit Frank Hartmann als Vorsitzendem des neu gegründeten Ausschusses
PML (Private Musiklehrer) an der Spitze gelang es endlich, wegweisende
Initiativen zur Förderung der Privatmusiklehrer zu ergreifen.
Ein spezielles, zusammen mit dem Landesverband entwickeltes Zertifikat
ermöglicht es nun den Privaten Musiklehrern ebenso wie den
im VBSM (Verband Bayer. Sing- und Musikschulen) organisierten Musikschulen,
an öffentlichen Regelschulen für ihre Unterrichtstätigkeit
zu werben und deren Räumlichkeiten zu nutzen.In internationales
Flair tauchte der Verband, der seit dem Jahr 2005 Tonkünstlerverband
Mittelfranken e.V. heißt, durch die Ausrichtung des „Konzertprojekts
Menschenwürde“. In Zusammenarbeit mit dem Menschenrechtsbüro
der Stadt Nürnberg entstand ein Konzert mit zeitgenössischer
Musik und Wortbeiträgen internationaler Juroren des Menschenrechtspreises,
den die Stadt Nürnberg regelmäßig verleiht. Die
Schirmherrschaft übernahm Nürnbergs Oberbürgermeister
Dr. Ulrich Maly.
In das Jahr 2006 schließlich fiel die Gründung der Reihe „Recital
Gitarre International“. Mit Kurt Hiesl als künstlerischem
Leiter wurden erstmals vier Konzerte mit internationalen Künstlern
von absolutem Weltrang veranstaltet. Ein weit über 1.000 Zuhörer
zählendes begeistertes Publikum fand bis heute seinen Weg
in die Konzertsäle.