nmz
2007/02 | Seite 35
56. Jahrgang | Februar
Bayerische Musikschulen
Lang gehegter Traum ging in Erfüllung
Musikschule Fürth e.V. in neuem Domizil im Südstadtpark
Wenn Robert Wagner, Leiter der Musikschule Fürth e.V., sagen
soll, was ihm an dem neuen Musikschulgebäude ganz besonders
gut gefällt, dann hat er dieses Bild vor Augen: Aus allen
Himmelsrichtungen strömen die Kinder mit ihren Instrumenten
unterm Arm oder auf dem Rücken durch den Park, um umgeben
von Grün zu singen und zu musizieren. „Schöner
kann es nicht sein“, findet er.
Die vor einigen Jahren ins Leben gerufene Kulturstiftung Fürth
(ein Projekt der Firma Regionalkonzept) hat mit der Musikschule
Fürth bereits ihr zweites Bauwerk einweihen können. Eine
von der Stadt Fürth beauftragte Machbarkeitsstudie kam 2000
zu dem Ergebnis, dass die Umnutzung zweier Altbauten auf dem ehemaligen
Kasernen-Gelände zur Musikschule deutlich wirtschaftlicher
wäre als ein zu errichtender Neubau. Gleichzeitig sollte die
Musikschule zu einem belebten Mittelpunkt des neuen Fürther
Südstadtparks werden. Die Gebäude befinden sich in der
Mitte des Parks, umgeben von teilweise neuer, teilweise aufwändig
sanierter Wohnbebauung. Die Planung sah einen Neubau vor, die beide
Altbauten verbindet, eine gemeinsame Erschließung ermöglicht
und weitere Flächen für die Musikschule bereitstellt.
Nach knapp einem Jahr Bauzeit ist ein städtebauliches Kleinod
entstanden, das eine „Musikschule im Park“ beherbergt.
Der schlicht gehaltene, moderne Neubau stellt den Eingang zur Musikschule
dar, beinhaltet die Treppenhäuser für beide Altbauten
und einen großen Konzertsaal für 200 Besucher. Damit
verfügt die Musikschule über eine Besonderheit: Der Saal
lässt sich hinter der Bühne zum Park hin öffnen,
so dass Open Air Konzerte im Park möglich sind.
Die Bühnenfläche liegt über dem Niveau der umgebenden
Rasenflächen, so dass auch große Zuschauermengen einen
optimalen Blick auf die Bühne haben. Dabei wurde nicht in
die Gestaltung des Parks eingegriffen – der Verzicht auf
fest installierte Möbel wie Sitzgelegenheiten im Park bedeutet
ein Höchstmaß an gestalterischer Freiheit bei Aufführungen
und Konzerten.
Viel Zeit ist verstrichen, ehe es so weit war: Robert Wagner
und Hans Rückel, Vorsitzender des Trägervereins der Musikschule
Fürth e.V., hatten seit 1998 mit der Stadt wegen eines Alternativstandorts
verhandelt, da die alte Adresse der Fürther Musikschule den
Anforderungen an Platz und Ausstattung nicht mehr genügte.
Die Musikschule ist nun Untermieter der Kulturstiftung, die ihrerseits
das Gebäude von der Stadt mietet. 4,4 Millionen Euro kostete
die Sanierung der denkmalgeschützten Häuser. Die Stiftung
muss davon rund die Hälfte selbst aufbringen, der Rest kommt
aus öffentlichen Fördermitteln. Insgesamt stehen der
Musikschule heute über 1.500 Quadratmeter Fläche für
Saal, Übungsräume, Cafeteria, Lehrerzimmer und Aufenthaltsräume
zur Verfügung.
Mit zahlreichen Veranstaltungen hat die Musikschule Fürth
im vergangenen Herbst die Eröffnung ihres neuen Domizils gefeiert.
In seiner Eröffnungsrede betonte Oberbürgermeister Thomas
Jung, dass es entscheidend für die wirtschaftliche Entwicklung
einer Kommune sei, Kultur allen Schichten der Bevölkerung
zur Verfügung zu stellen.
Dafür sorgen in der Musikschule rund 50 Lehrkräfte, die
momentan 1.160 Schülerinnen und Schüler betreuen. Für
Musikschulleiter Robert Wagner steht die Kommunikation zwischen
den Schülern sowie die Gemeinschaft ganz oben auf der Prioritätenliste.
Da-zu gehört für Wagner auch, Familien unter die Arme
zu greifen, wenn soziale Schicksalsschläge den Musikunterricht
der Kinder gefährden.
„
Einmal haben wir sogar für die Zeit, in der der Vater arbeitslos
war, die Gebühren erlassen“, erinnert sich der Musikschulleiter.
Aber auch für die Musikschule hat sich das Entgegenkommen
gelohnt: Als die Krise ausgestanden war, bekam die Musikschule
von den Betroffenen eine Spende über 1.000 Euro als Dankeschön.
Das Singen und Musizieren in all seinen Facetten und die gemeinsamen
Begegnungen sind nun seit diesem Schuljahr im neuen Musikschulgebäude
im Südstadtpark 1 in vollem Gange: Von überall sind sie
zu hören, die Klänge und Töne von einem Schlagzeug,
dann von Violinsaiten; dazwischen wirft ein Saxophon seine fordernden
Töne und irgendwo klingt ein Klavier.
Und alle freuen sich schon auf den Sommer, wenn der Konzertsaal
seine Türen öffnen kann und die Klänge von Mozart,
Gershwin und Co. den Südstadtpark musikalisch bereichern.