Der Orchestervorstand der Staatskapelle
Halle äußert
sich im unten stehenden Text zum Artikel „Aus alter Last
wird neue Lust“ von Peter Dannenberg. Die Redaktion kann
aus dem Artikel die Dannenberg vorgeworfenen Fehlinformationen
nicht herauslesen. Im Gegenteil hat sich bestätigt, dass die
Zahlen exakt recherchiert sind. Der Autor beschreibt sachlich,
wie in einer Stadt mit einem problematischen Haushalt das zweitgrößte
Orchester in Deutschland formiert wurde und erhalten bleiben soll.
Dabei referiert er die Pläne der Stadt, bei weiterer dramatischer
Verschlechterung ihrer Haushaltslage (die Zwangsverwaltung durch
das Land droht) das Orchester auf 105 Musiker zu verkleinern. Und
er hält dagegen, dass bei allen diesen Rechenspielen die künstlerische
Qualität ausschlaggebend sein muss. Die nmz sieht es als ihre
Aufgabe, über kulturpolitische Diskussionen wie diese zu berichten
und sie auch mitzuführen. Lesen Sie im Folgenden die Sicht
des Orchestervorstands Staatskapelle Halle zum Thema.
Mit Befremden mussten der Orchestervorstand und zahlreiche Kollegen
der Staatskapelle Halle den oben genannten Artikel von Peter Dannenberg
in der jüngsten Ausgabe der nmz zur Kenntnis nehmen. Der Artikel
enthält sachlich falsche Informationen und vermittelt in der Öffentlichkeit
ein falsches Bild über die Entstehung und Zukunft der Staatskapelle
Halle.
Um nur einige der von Herrn Dannenberg in Umlauf gesetzten Fehlinformationen
zu korrigieren, möchten wir darauf hinweisen, dass das Orchester
des Opernhauses Halle und das Philharmonische Staatsorchester Halle
zu Beginn des Fusionsprozesses nicht 172, sondern zusammen 197
Musiker umfassten. Mittlerweile ist in der durch Fusion entstandenen
Staatskapelle Halle eine Personalstärke von 172 Musikern erreicht
worden, die laut Stadtratsbeschluss vom 25.6.2003 bis zum Ende
des Jahres 2007 auf 152 Stellen verringert werden soll. Diese Anzahl
wird in einem bis zum 31.7.2009 geltenden Haustarifvertrag bestätigt
und durch eine Klausel gegen betriebsbedingte Kündigungen
abgesichert. Zusätzlich werden die momentan noch bestehenden „Personalüberhänge“ in
einem weiteren Haustarifvertrag durch Gehaltsverzicht aller Musiker
kompensiert.
Vor diesem Hintergrund halten wir es für unverantwortlich,
wenn Herr Dannenberg schreibt, das Orchester solle „nach
der zunächst sehr großzügigen Vorgabe der Stadt
bis zum Ende der Spielzeit 2010/11 auf 130 (Stellen) reduziert
werden“. Außerdem wolle die Stadt angesichts der Haushaltslage
nun „so früh wie möglich die Orchesterstärke
auf 105 begrenzen“. Obwohl es sich bei diesen Aussagen lediglich
um Pläne handelt, die dem Stadtrat noch gar nicht zur Entscheidung
vorliegen, erweckt Herr Dannenberg den Eindruck, als sei die Entlassung
von 67 Kollegen bereits so gut wie beschlossene Sache. Er macht
sich dies zur eigenen Überzeugung, indem er schreibt, die
Staatskapelle habe „zu viele Musiker“ und es sei klar,
dass „das Orchester noch um weitere Stellen reduziert werden
muss“. Zur Entlassung von demzufolge 40 Prozent aller derzeit
in Halle engagierten Orchestermitglieder bemerkt Herr Dannenberg
lediglich: „Die Wahrung sozialer Besitzstände einzelner
Musiker kann für die Kriterien bei der Zusammensetzung des
Orchesters nicht allein entscheidend sein. Auch die Neueinstellung
begabter junger Musiker darf natürlich nicht tabu sein, will
man den künstlerischen Standard des Orchesters halten.“ Soll
also jedes Orchestermitglied auf den Prüfstand und gegebenenfalls
durch einen jüngeren Musiker ersetzt werden?
Es ist bedauerlich, dass die nmz Herrn Dannenberg eine Plattform
bietet, um einen Kulturabbau herbeizureden, gegen den der Orchestervorstand
der Staatskapelle Halle, unterstützt von Kommunalpolitikern
und engagierten Bürgern, seit Jahren ankämpft.
Mit freundlichen Grüßen
(im Auftrag) F. Hirschinger, Orchestervorstand Staatskapelle Halle