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nmz-archiv
nmz 2007/03 | Seite 1
56. Jahrgang | März
Leitartikel
Frisch verrottet
Schon wieder Deutscher Musikrat? Noch
einmal Deutscher Musikrat (DMR): Alles ist gut, und über den
friedlichen, ungetrübten Wassergräbelchen zwischen Geldgebern,
Verein und gGmbH schwebt die holde Muse samt güldener Aura.
Nachzulesen auf Seite
neun dieser Ausgabe im Gespräch zwischen
Präsident
Martin Maria Krüger und Andreas Kolb.
Eine kurze Chronik dieses gesegneten Zustandes: 18. Januar, zehnte
(außerordentliche) Sitzung des Aufsichtsrates, in dem fünf
Vertreter der Geldgeber (darunter BKM, GVL, GEMA) gemeinsam mit
sieben Präsidiumsmitgliedern des Rates (von insgesamt 19)
Aufsicht führen. Anwesend waren aus
diesem Kreis Martin Maria Krüger, Udo Dahmen (Vizepräsident)
sowie Uli Kostenbader, Ulrike Liedtke, Wilhelm Mixa und als Vertreter
der Landesmusikräte Ernst Folz. Unter Top 3 wird – dank
besonderem Schub des Präsidenten – der einstimmige Be-
schluss gefasst, den neuen künstlerischen Geschäftsführer
mit einem um zirka 20.000 Euro höheren Jahresgehalt zu bestallen,
als es Generalsekretär Christian Höppner und gGmbH-Geschäftsführer
Norbert Pietrangeli zusteht.
Letztere hatten im Vorfeld ihrem Unmut über solche Ungleichbehandlung
in unterschiedlicher Intensität Luft gemacht. Dies wiederholten
beide auch in der unmittelbar nach dieser Aufsichtsratssitzung
veranstalteten Gesellschafterversammlung des Musikrates (die wiederum
ist personell identisch mit dem Gesamtpräsidium). Obwohl Präsident
Krüger im Fall einer Ablehnung des Aufsichtsrats-Beschlusses
(insgesamt schon zum wiederholten Mal) mit seinem Rücktritt
drohte, fand der Bestallungs-Beschluss keine Mehrheit, ist folglich
obsolet, der Aufsichtsrat düpiert.
Warum solch schwer verdauliche Vereinsmeierei an dieser Stelle?
Weil sich mittlerweile der dicke Mehltau interner verbands- und
personaltaktischer Spielchen über diese letzten Endes ja auch
menschenbeschädigende, kulturlose Stümperei ausbreitet.
Vom Schaden für den Musikrat ganz zu schweigen. Der Präsident
trat nämlich angesichts des mit der Abstimmungsniederlage
verbundenen Vertrauensentzuges keineswegs zurück. Auch bei
den überstimmten präsidialen Aufsichtsrats-Mitgliedern
war keinerlei politisch-hygienisches Verhalten zu bemerken. Business
as usual im Rahmen der folgenden Präsidiumssitzung Mitte Februar
in Marktoberdorf, zu der Krüger mit einem Persilschein-ähnlichen
Brieflein der BKM-Vertreterin Sigrid Bias-Engels antanzte, dessen
Veröffentlichung wir uns und Ihnen aus Gründen verschiedener
Peinlichkeiten ersparen.
So stehen also die Dinge: Besetzung des künstlerischen Geschäftsführers
verschoben, das Amt an sich infrage gestellt, Kandidat angemackt,
internes Vertrauen zutiefst beschädigt, Außendarstellung
ramponiert, Beziehung zwischen Verein und gGmbh übel getrübt,
Verhältnis zu den Geldgebern, die zumindest seitens des BKM
den Verein „Musikrat“ auch entgegen verbal ausgeblühter
Bürger-Engagements-Floskeln am liebsten im Orkus sähen – noch
weiter erschüttert. Eine feine Bilanz. Schwamm drüber – oder?