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nmz-archiv
nmz 2007/04 | Seite 13
56. Jahrgang | April
Kulturpolitik
Netzwerk Neue Musik: Zwischenstand der Ausschreibung
Bis zum 15. Mai will die Jury der Kulturstiftung des Bundes ihre
Entscheidung treffen
Mit Spannung sieht die Neue Musik-szene der Entscheidung zur
Ausschreibung Netzwerk Neue Musik der Kulturstiftung des Bundes
entgegen. Wurden
doch Projektmittel bis zur Höhe von maximal einer Million
Euro pro Antrag in Aussicht gestellt – bei einer Förderung
bis Ende 2011. Bis zum 15. Februar 2007 wurden Anträge zugelassen,
die die Ansprüche des umfangreichen Anforderungskatalogs der
Ausschreibung erfüllen konnten.
Auch
das gehört zur Musik: Paul Schwers Licht-Klirr-Installation „petit
lait“ in Donaueschingen. Foto: Charlotte Oswald
Insgesamt 81 Projektanträge sind auf die Ausschreibung Netzwerk
Neue Musik hin bei der Kulturstiftung des Bundes eingegangen. Regionale
Tendenzen sind nicht auszumachen, wenngleich sich die traditionellen
Zentren der Neuen Musik auch in der Bewerberlage wieder finden.
Dennoch: die Streuung ist vielfältig und alle Bundesländer
sind vertreten.
Zur Erinnerung: mit den drei Schwerpunktthemen Vernetzung, Vermittlung
und Neue Musik zielte die Ausschreibung der Kulturstiftung des
Bundes primär darauf, die bereits bestehenden und vielfältigen
Einzelinitiativen nicht noch weiter zu mehren, sondern zu bündeln.
Ausgangsüberlegung für dieses Initiativprojekt war: was
ist nötig? was existiert bereits? worin besteht der Mangel?
Mit einem statistischen Mittelwert von 1,7 Uraufführung pro
Tag liegt der Mangel sicherlich nicht in der Förderung und
Vergabe weiterer Kompositionsaufträge. Vielmehr will das Netzwerk
Neue Musik die Wahrnehmung der Neuen Musik im öffentlichen
Kulturleben verstärken und für das Publikum eine Orientierung
schaffen. Die Ausschreibung hat bewusst darauf verzichtet, allzu
große Einschränkungen aufzuerlegen etwa im Hinblick
auf Genres und wollte verwandte oder angrenzende Musikstile unbedingt
zulassen. Die gesamte und auch historische Breite der Neuen Musik – nicht
nur der Komponierten, sondern auch der Improvisierten und der Experimentellen
und des Jazz - sollte als Projektionsfläche dienen. Es sollte
vor allem um innovative Wege der Musikvermittlung gehen.
Die 81 Anträge liegen nun vor, und nun geht es in einem ersten
Schritt um die Sichtung aller eingereichten Kurzkonzepte und deren
formale Überprüfung. Ein fünfköpfiges Kuratorium
wird bis 15. Mai 2007 eine Entscheidung über die Vergabe der
Fördermittel treffen. Zwei bereits nominierte Mitglieder des
Kuratoriums mussten wieder ausscheiden, weil sie sich in gestellte
Anträge involviert sahen. Nun setzt sich das Kuratorium zusammen
aus Prof. Beat Furrer (Professor für Komposition an der Hochschule
für Musik und Darstellende Kunst in Graz), Renate Liesmann-Baum
(ehemalige Leiterin des Musikreferats im Kulturamt Köln),
Christian Scheib (Redakteur für Neue Musik beim ORF, Programmdirektor
des ‚Musikprotokolls‘ des Festivals ‚steirischer
herbst‘, Wien/Graz), dem Musikwissenschaftler Prof. Dr. Matthias
Henke (Universität Kassel) und der Musikjournalistin Julia
Spinola (FAZ).
Beworben haben sich sowohl Städte beziehungsweise vernetzungswillige
Akteure aus diesen, als auch Regionen und Bundesländer. „Erfreulich“,
so der Künstlerische Leiter Bojan Budisavljevic, „wie
jeweils individuell der Vernetzungsgedanke produktiv ausgestaltet
wurde“. Und weiter: „In der Regel ist die Qualität
der eingegangenen Anträge recht hoch“. Wieviele davon
aufgefordert werden, für die zweite Phase in diesem Antragsverfahren
erweiterte Unterlagen nachzureichen – dies dann bis 15. August
2007 –, hängt von der ersten Kuratoriumssitzung im Mai
ab. In dieser Stufe wird es vor allem um die künstlerische
Qualität gehen, in der zweiten dann mehr ums Geld. Voraussetzung
für die Förderung ist eine regionale Co-Finanzierung
von 50 Prozent der Kosten – bei Gemeinden mit über 150.000
Einwohnern; 30 Prozent bei solchen mit weniger Einwohnern. Da heißt
es für alle Antragsteller Farbe bekennen und reell kalkulieren,
wie sich die Kosten genau zusammensetzen und decken lassen.
Bojan Budisavljevic, Künstlerischer Leiter und Vorstand des
eigens gegründeten Vereins Netzwerk Neue Musik e.V. sieht
seine Aufgabe mehr im Sinne eines Moderators, der zwischen den
Antragstellern und dem Kuratorium den Kommunikationsfluss steuert.
Budisavljevic war zuletzt als Musikdramaturg und Produktionsleiter
für die Konzertprogramme der RuhrTriennale zuständig.
Nun wird er im Dialog mit den Antragstellern die Inhalte ausloten
und die Entscheidung des Kuratoriums vorbereiten.
Das Netzwerk Neue Musik wird in den nächsten fünf Jahren
begleitende Publikationen zu den kuratierten Maßnahmen herausgeben,
eigene Veranstaltungen initiieren, Forschungsprojekte und ein eigenes
Internetportal ins Leben rufen. Im Moment ist das noch Zukunftsmusik.
Für die Antragsteller bietet sich mit dieser Einrichtung ein
kompetenter Partner, der Hilfestellungen und Ratschläge in
der Projektumsetzung bieten kann. Bleibt nur noch abzuwarten, wer
das dann auch in Anspruch nehmen darf.