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nmz-archiv
nmz 2007/04 | Seite 34
56. Jahrgang | April
Musik-Termine
Wie klingen welche Strukturen?
Die Frage nach der Hörbarkeit musikalischer Strukturen prägt
die ästhetische Debatte seit Musik nicht mehr mündlich
tradiert und praktiziert, sondern mit Hilfe von Griffel, Papier,
Lineal, Rechenschieber, Bildschirm und Computer imaginiert, konzipiert,
fixiert und auf der Grundlage wie auch immer als Partituren vorliegender
visueller Resultate interpretiert oder reproduziert wird. Übersehen
werden dabei zumeist diejenigen Strukturen, welche die Produktion
und Aufführung von Musik überhaupt erst möglich
machen: Finanzierung, Organisation, Programmverantwortung, Veranstalter,
Auftraggeber, Träger, Aufführungsort, Interpreten, Publikum,
Zielgruppe, Distribution, Reichweite. Ansatzpunkte für derlei
musiksoziologische Fragestellungen bietet im April der Vergleich
von zwei ähnlichen und doch so verschiedenen Uraufführungsfestivals
in Weimar und Witten.
Die „Weimarer Frühjahrstage für zeitgenössische
Musik“ finden vom 11. bis zum 14. April erst zum achten Mal
statt. Veranstaltet werden sie ohne einen für das Programm
namentlich verantwortlich zeichnenden künstlerischen Leiter
vom Verein „via nova – zeitgenössische Musik in
Thüringen“ und der „Gesellschaft für Neue
Musik Thüringen“ in Zusammenarbeit mit dem Deutschen
Komponistenverband. Unterstützung kommt von Stadt, Land, mehreren
Stiftungen und den Medienpartnern MDR und Deutschlandfunk.
Das Festival bietet Vorträge, Diskussionsrunden, Interpreten-
und Kompositionsworkshops für Kinder und Jugendliche unter
Einbeziehung einer örtlichen Musikschule und der Hochschule
für Musik Franz Liszt sowie fünf Konzerte internationaler
aber teils wenig bekannter Interpreten aus Frankreich, Niederlanden,
Schweiz und Deutschland. Die 23 Uraufführungen stammen von
zumeist unbekannten Komponisten: Johannes K. Hildebrandt, Mario
Wiegand, Tobias Klich, Ludger Kisters, Pere Llompart, Karl Heinz
Wahren, Blazej Dowlasz, Hubert Hoche, Helmut Lange, Constantin
Popp, Christian Fischer, Falk Zenker, Eckart Beinke, Annette Schlünz,
Achim Müller-Weinberg, Diego Uzal, Olaf Tzschoppe, Baldur
Böhme, Julian Lembke, Ilias Rachaniotis und Caspar de Gelmini.
Die „Wittener Tage für neue Kammermusik“ dagegen
haben eine lange Vorgeschichte bis in die Zeit nach dem ersten
Weltkrieg. Gefördert durch Land und Landschaftsverband werden
sie seit 1969 vom Kulturforum der Stadt Witten gemeinsam mit dem
Kulturradio WDR 3 veranstaltet. Die alleinige künstlerische
Leitung obliegt seit 18 Jahren dem WDR-Redakteur für neue
Musik Harry Vogt. Die 39. Ausgabe der Frühjahrsfachmesse für
neue Kammermusik bietet vom 20. bis 22. April zwei Klanginstallationen,
ein Dialog- und Filmporträt mit und über Georges Aperghis,
drei Performances sowie sechs Konzerte international renommierter
Interpreten.
Auch die 21 Uraufführungen stammen zumeist von international
bereits bekannten Komponisten: Peter Ablinger, Oliver Schneller,
Enno Poppe, Georges Aperghis, Younghi Pagh-Paan, Isabel Mundry,
Walter Zimmermann, Vykintas Baltakas, Ivan Fedele, Klaus Ospald,
Amanda Stewart, Stephan Froleyks, Jérôme Combier,
Olga Neuwirth, Hans Thomalla, Paul Usher, Alvine Lucier, Markus
Hechtle, Sun Young Pahg, Márton Illés und Bruno Mantovani.
Rainer Nonnenmann
Weitere Uraufführungen:
5.4.: Dai Fujikura, Marco Stroppa, neue Werke zum 30-jährigen
Bestehen des Ircam Paris
13.4.: Markus Hechtle, Fresko, Kölner Philharmonie
15.4.: Jonathan Harvey, Sprechgesang für Oboe und Ensemble,
WDR Köln
18.4.: Benjamin Schweitzer, entschlackt, Klangspuren Plus im Gasteig
München
18.4.: Miroslav Srnka, neues Orchesterwerk, Heidelberger Frühling
18.4.: Sarah Bogner, Christof Dienz, Jürgen Hall, Felix Kubin,
neue Werke, opera stabile Hamburg
19.–24.4.: Musik Biennale Zagreb, neue Werke kroatischer
und slowenischer Komponisten
30.4.: Friedrich Cerha, Klaviertrio, Musikverein Wien