[an error occurred while processing this directive]
nmz-archiv
nmz 2007/04 | Seite 16
56. Jahrgang | April
Hochschule
Kein Königsweg für die Musiklehrerausbildung
Bachelor- und Masterstudiengänge als neue Chance nutzen
Anfang März fand an der Universität Leipzig eine Tagung
zum Thema „Kooperation und Profilbildung in der Musiklehrerausbildung“ statt.
Eingeladen hatte dazu die „Konferenz Musikpädagogik
an Wissenschaftlichen Hochschulen Deutschlands“. Die Vereinigung,
in der bundesweit rund 50 Ausbildungsstätten für Musiklehrer
aller Schulstufen organisiert sind, versteht sich gleichermaßen
als politisches Sprachrohr und Fachgremium, und der Themenkreis
der Tagung wie auch die Berichte und Vorträge der Referenden
markierten nicht nur die Problemfelder innerhalb der Musiklehrerausbildung.
Zugleich wurde deutlich, dass der Handlungs- und Reformbedarf
im Hinblick auf die Einführung von Bachelor- und Masterstudiengängen
Chancen bietet. Davon überzeugt ist auch Birgit Jank. Die
Professorin für Musikpädagogik und Musikdidaktik an der
Universität Potsdam ist Sprecherin der Konferenz Musikpädagogik
an Wissenschaftlichen Hochschulen und Stellvertretende Bundesvorsitzende
des Arbeitskreises für Schulmusik und sie moderierte die abschließende
Podiumsdiskussion der Tagung. Jank: „Die immer wieder angeschobene
Debatte darüber, ob Musiklehrer an einer Universität
oder an einer Musikhochschule ausgebildet werden sollten, greift
meines Erachtens zu kurz. Und man muss es einmal klar aussprechen:
Es gibt keinen Königsweg für die Musiklehrerausbildung.
Dennoch ergeben sich durch die Einführung der modular aufgebauten
Bachelor- und Masterstudiengänge gerade für eine so heterogene
Ausbildung wie das Musiklehrerstudium neue Möglichkeiten.
Entscheidend ist dabei, dass sich die Musikpädagogik an den
Universitäten in der Musiklehrerausbildung nicht länger
an Ausbildungsmodellen der Musikhochschulen orientiert, die in
ihrer Gesamtheit stark auf die künstlerische Berufspraxis
abzielen.“
Mit anderen Worten: es besteht eine Diskrepanz zwischen der Ausbildung
an Musikhochschulen und den tatsächlichen Anforderungen und
Bedürfnissen von Musiklehrern im Bereich der allgemein bildenden
Schulen. Jank: „Deshalb ist es für die Universitäten
wichtig, Strukturen der Musiklehrerausbildung zu installieren,
die einerseits den jeweils spezifischen Möglichkeiten der
Einrichtung Rechnung tragen, andererseits der gesamten Palette
musikunterrichtlicher Notwendigkeiten an allgemein bildenden Schulen
gerecht werden können.“ Fragen wie „Welche künstlerische
Qualifikation braucht ein Musiklehrer?“ oder aber auch die
nach der länderübergreifenden Anerkennung von Studienleistungen
tauchten in den Diskussionen ebenso auf wie der Ruf nach Stärkung
der schulpraktisch orientierten Ausbildungsanteile. Gerade hier
gibt es laut Jank
enorme Reserven und Kooperationsmöglichkeiten: „Die
Ausbildung muss sich stärker als bisher an den Anforderungen
der Schule orientieren und direkt mit den Schulen vernetzt werden.“
Darin weiß sich die Musikpädagogin einig mit ihren Fachkollegen.
Welche neuen Wege dabei konkret beschritten werden können,
zeigt ein Blick in die Studienordnung für das Bachelor- und
Masterstudium des Instituts für Musik und Musikpädagogik
an der Universität Potsdam. Dort wird ein Modul „Musikmedien – Unterrichtsmedien“ angeboten,
in welchem die Studierenden den praktischen Umgang mit Musikmedien
und ihre Einbeziehung in den Musikunterricht erlernen. „Insgesamt“,
so Jank, „geht es darum, den Studierenden besser zu ermöglichen,
eigene Stärken zu entwickeln, die sich letztlich wiederum
positiv auf andere Bereiche auswirken.“ Das dürfte sich
jedoch nur dann verwirklichen lassen, wenn damit eine Entschlackung
der obligatorischen Studieninhalte verbunden ist. Eine Aufforderung
an Musikpädagogik, Musikwissenschaft und künstlerische
Praxis, enger aneinander zu rücken.
Zurück nach Leipzig: Neben Darstellungen zur aktuellen Situation
der Musiklehrerausbildung an Universitäten ging es um Perspektiven
für Kooperationen zwischen Musikpädagogik und Erziehungswissenschaft
(Prof. Dr. Joachim Ludwig, Potsdam) und um bislang unerschlossene
Möglichkeiten der Musiklehrerausbildung (Prof. Dr. Hermann
J. Kaiser, Hamburg). Prof. Dr. Ludwig Striegel erörterte verschiedene
Profile, wie sie das Lehramt Musik an der Universität Mainz
anbietet. Anschließend wurden in Arbeitsgruppen verschiedene,
an die Vorträge anknüpfende Fragestellungen diskutiert.
Die Ergebnisse mündeten in eine Podiumsdiskussion ein mit
dem Arbeitstitel „Wege und Perspektiven zur konzeptionellen
und institutionellen Verankerung der Musikpädagogik an wissenschaftlichen
Hochschulen“.