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nmz-archiv
nmz 2007/04 | Seite 47
56. Jahrgang | April
Bücher
Schallplatte zum Schmökern
Herfrid Kier sammelte Interpretenstimmen
Herfrid Kier: Der fixierte
Klang. Zum Dokumentarcharakter von Musikaufnahmen mit Interpreten
Klassischer Musik, Verlag Dohr, Köln 2006,
811 S. Abb., € 49,80, ISBN 3-936655-31-6
In diesem Band hat der Musikwissenschaftler und ehemalige Produzent
zahlreiche Erfahrungen mit dem Medium Schallplatte dargelegt. Die Überschriften
deuten Grundsätzliches an, etwa „Beweggründe der
Interpreten für Tonträgeraufnahmen“ oder „Tonträger
als Unterrichtsmittel“. Was auf den ersten Blick wie eine
umfassende Analyse unter medientechnischen und ästhetischen
Gesichtspunkten anmutet, erweist sich rasch als eine empirische
Erhebung anhand von Interviews, die der Verfasser über Jahrzehnte
hinweg mit verschiedenen Interpreten geführt hat und die im
zweiten Teil des Bandes, auf mehr als 300 Seiten und ohne den Mut
zu nennenswerten Kürzungen abgedruckt sind, darunter Elisabeth
Schwarzkopf, Dietrich Fischer-Dieskau und Günter Wand.
Wohl selten ist das Thema Plattenhören im umfassenden Sinne,
sind die Reize dieses Mediums so ausführlich in Interviews
mit Künstlern beleuchtet und letztlich ausgewertet worden
wie hier. Inwieweit Kiers Ergebnisse jedoch repräsentativen
Charakter haben, ist fraglich, da der Verfasser auf eine wissenschaftliche
Untermauerung seiner Ergebnisse nahezu komplett verzichtet. Auch
die Auswertung von Stellungnahmen anderer namhafter Produzenten
erfolgt eher am Rande.
Somit ist dieses Buch, trotz aller Versuche nach übergeordneten
Schlussfolgerungen, letztlich vor allem eines: eine persönliche
Bilanz der befragten Künstler und ein Überblick über
persönlich erfahrene Schallplattengeschichte zwischen den
50er- und 80er-Jahren.