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Ausgabe 2007/07
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Konzerte für KinderKonzerte für Kinder

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nmz 2007/07 | Seite 11
56. Jahrgang | Juli/Aug.
Praxis: Konzertvermittlung

In Berlin sollen die Vermittlungsfäden zusammenlaufen

Gerald Mertens über Aufgaben und Ziele des neu gegründeten „netzwerk junge ohren“

Nach der Gründung eines Vereins im Mai 2007 nimmt das „netzwerk junge ohren“ (njo) im Sommer seine Arbeit auf. Gerald Mertens, Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung (DOV) und Vorsitzender des Vereins, sprach mit Barbara Stiller über die Grundidee des Netzwerks und deren Umsetzung.

neue musikzeitung: Die Idee des njo besteht schon seit geraumer Zeit. Wie ist es Ihnen gelungen und welche Schritte waren erforderlich, um das Vorhaben jetzt in die Tat umzusetzen?
Gerald Mertens: Ausgangspunkt war der Kooperationsvertrag der Jeunesses Musicales Deutschland (JMD) und der Deutschen Orchestervereinigung vom 29. April 2004: Neben der Initiierung von Orchesterpatenschaften zwischen Berufs- und Jugendorchestern in der sehr erfolgreichen Aktion „tutti pro“, neben der Ausschreibung und Vergabe des „Junge-Ohren“-Preises für hervorragende Musikvermittlungsprojekte hatten beide Verbände auch die Schaffung eines „Kontaktbüros Netzwerk Musikvermittlung“ vereinbart. Die Idee wurde unter anderem von der Bundespolitik begrüßt, Geld wollte man aber nicht bereitstellen. Nach einer erfolglosen Odyssee durch verschiedene Förderantragsverfahren haben die DOV und die Jeunesses entschieden, eine private Finanzierung auf die Beine zu stellen und hierfür weitere Verbände als Partner zu gewinnen. Die Deutsche Phonoakademie mit ihrem Vorsitzenden Michael Haentjes war sofort zur Mitarbeit bereit. Auch der Deutsche Musikverlegerverband (DMV) und der Verband deutscher Musikschulen (VdM) konnten für das Projekt begeistert werden. Die Anregungen aus Österreich und der Schweiz, doch auch diese Länder einzubeziehen, haben wir gerne aufgegriffen und mit dem Schweizerischen Musikerverband (SMV) und der österreichischen Kulturgewerkschaft zwei internationale Partner eingebunden. Gründungsmitglied ist schließlich auch die Landesmusikakademie Berlin. Besonders dankbar bin ich dem Beirat der GVL, der uns im Februar 2007 eine namhafte Anschubfinanzierung für die Grundausstattung und den Aufbau der Netzwerkstruktur gewährt hat. Diese Hilfestellung war mit eine wesentliche Voraussetzung für unsere Vereinsgründung am 7. Mai 2007 in Berlin.

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Gerald Mertens Foto: Deutsche Orchestervereinigung

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Bild vergrößernGerald Mertens Foto: Deutsche Orchestervereinigung

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nmz: Wer trägt und leitet die in Berlin ansässige Geschäftsstelle und was muss die Person mitbringen, die sich für diese Aufgabe interessiert? Für wann ist die Eröffnung der Geschäftsstelle geplant?
Mertens: Die Geschäftsstelle des Netzwerkes wird in der Landesmu-
sikakademie Berlin eingerichtet werden. Wir mieten dort geeignete Räume. Die Landesmusikakademie ist ja selbst schon seit mehreren Jahren in der Musikvermittlung aktiv, bereits bestehende Strukturen können vom Netzwerk mitgenutzt werden. Das Bü-
ro soll ab August 2007 eingerichtet werden. Die Bewerbungsfrist für die Geschäftsführung beziehungsweise Projektleitung endet am 31. Juli. Wir suchen hierfür eine Persönlichkeit mit erster Berufserfahrung in der Projektleitung und Vereinsgeschäftsführung. In Betracht kommen vor allem Menschen aus dem Kulturmanagement, die Bezug zur Konzertpädagogik und zur Musikvermittlung haben. Ich hoffe, dass wir ab Herbst 2007 voll arbeitsfähig sein werden.

nmz: Welche Serviceleistungen bietet das njo und welche konkreten Angebote erhält ein njo-Mitglied?
Mertens: Wir unterscheiden zwischen Mitgliedern und Teilnehmern. Mitglieder können nur Verbände und Institutionen werden, die das Netzwerk inhaltlich und finanziell tragen. Bei den Teilnehmern, also den Nutzern, unterscheiden wir zwischen Einzelpersonen, einzelnen Konzertpädagogen, Musiklehrern und so weiter und korporativen Teilnehmern, Opern- und Konzerthäusern, Musikverlagen, Musikschulen, Tonträgerherstellern, Veranstaltern et cetera. Alle Teilnehmer sollen sich innerhalb ihrer Sparte, aber eben auch spartenübergreifend zusammenfinden. Das heißt, dass das Netzwerkbüro zunächst von sich aus aktiv bestehende Angebote einzelner Orchester, Verlage oder Musikschulen erfasst, bündelt und dokumentiert und dann zielgerichtet allen weiteren Teilnehmern passgerecht für deren Bedürfnisse zur Verfügung stellt. Dies wird über Datenbanken und Newsletter, aber auch über regelmäßige Workshops, Weiterbildungen und Kongresse erfolgen. Der echte Mehrwert für alle Beteiligten soll darin bestehen, dass zum Beispiel bei einem ganz konkreten Musikvermittlungsprojekt eines Konzerthauses der örtliche Konzertpädagoge mit einem Musikverlag und einem Tonträgerhersteller zusammenarbeiten, vermittelt durch das Netzwerkbüro. Das Büro soll vor allem als zentrale Beratungs- und Koordinierungsstelle fungieren.

nmz: Wie steht es um die Finanzierung? Sollen die Mitgliedsbeiträge auf langfristige Sicht das gesamte njo tragen?
Mertens: Die Sicherung einer nachhaltigen und dauerhaften Finanzierung ist und war neben Satzungsfragen die wichtigste Aufgabe in der Vorbereitungsphase. Neben der Anschubfinanzierung durch die GVL werden die Mitgliedsverbände jährlich einen Grundbeitrag von 1.000 Euro und nach Maßgabe ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit freiwillige Ergänzungsbeiträge leisten. Wenn es uns gelingt, weitere Mitgliedsverbände, vor allem aus Österreich und der Schweiz zu gewinnen, wird es für alle erschwinglicher. Der Jahresbeitrag für ein korporatives Mitglied beträgt 240 Euro, für ein Einzelmitglied erschwingliche 60 Euro, jeweils steuerlich absetzbar, sobald das Netzwerk vom Finanzamt als gemeinnützig anerkannt ist.

nmz: Konzertpädagogische Arbeit für junge „Ohren“ ist ein weites Feld, das nach einem enorm breiten Know-how in vielen Bereichen der Musikvermittlung verlangt. Wer sind die Menschen, die in erster Linie vom njo profitieren können?
Mertens: Gerade zu Beginn des Netzwerkaufbaus werden wir besonders darauf achten, dass alle Verbände, aber auch interessierte Teilnehmer ihre Ideen und Vorstellungen einbringen können. Es wird also kein „von oben herab“ geben, sondern ein prozessstrukturiertes Entwickeln von Inhalten und Vernetzen von Teilnehmern. Ein Beispiel: Ein Orchester will ein bestimmtes Kinderkonzertprojekt gemeinsam mit einer Musikschule durchführen. Beide sind Teilnehmer des Netzwerkes und können nun über das Netzwerkbüro die vorhandenen Angebote verschiedener Musikverlage oder von anderen Orchestern oder Musikschulen durchgeführte Projekte und bereits ausgearbeitete Materialien, vielleicht sogar Videodokumentationen abfragen und anfordern.

nmz: Sollen rund um das Thema „Konzerte für Kinder“ auch künstlerisch-praktische Begleitveranstaltungen stattfinden?
Mertens: Ganz richtig. Ohne den Überlegungen von Fachbeirat, Mitgliederversammlung und Vorstand vorgreifen zu wollen, müssen wir voraussichtlich im Frühjahr 2008 eine erste größere Veranstaltung durchführen, um möglichst viele potenzielle Netzwerkteilnehmer der verschiedenen Sparten direkt anzusprechen. Danach kann man zur Workshop- und Projekt-
arbeit übergehen. Der Netzwerkgedanke geht aber weit über „Konzerte für Kinder“ hinaus; denken Sie an das Projekt „School Tours“ der Deutschen Phonoakademie, das in das Netzwerk eingebracht werden könnte, oder an bereits bestehende Projekte aus dem Musikschulbereich. Hier kann und soll das Netzwerk ganz unterschiedliche Partner zusammenbringen, die dann aus ihrer Kooperation bestehende Musikvermittlungsprojekte ausbauen und neue entwickeln.

nmz: Sie haben bereits im vergangenen Jahr in Kooperation mit JMD und der „Initiative Hören“ den „Junge-Ohren“-Preis ausgelobt. Werden Sie diesen Preis auch im Rahmen des njo weiter ausloben und wie gedenken Sie das Bewerbungs- und Ausschreibungsverfahren dafür zu gestalten?
Mertens: Die aktuelle Ausschreibung für Projekte aus der Spielzeit 2006/2007 läuft ja noch nach den alten Bedingungen. Zukünftig soll der Preis aber vom Netzwerk direkt ausgeschrieben werden. Ich denke, dass dabei der Fachbeirat zukünftig auch die Aufgabe der Jury übernehmen könnte. Aber das wird demnächst mit den Partnern abgestimmt und entschieden werden müssen. Das Bewerbungsverfahren, also Einreichen ei-nes Projektberichtes mit Begleitmaterialien und einer Videodokumentation, wird sich wohl nicht wesentlich ändern. Ich hoffe, dass zukünftig noch mehr Orchester, Konzerthäuser und einzelne Musikvermittler ihre Produktionen einreichen werden.

nmz: Aus Ihrer Sicht als DOV-Geschäftsführer: Möchten Sie die Orchester zwangsverpflichten, Mitglied im njo zu werden?
Mertens: Es geht nicht um Zwangsverpflichtung, es geht um die innere Überzeugung von der Notwendigkeit von mehr Musikvermittlung. Und diese Erkenntnis wächst. Wie anders ist es zu erklären, dass die musikpädagogischen Angebote allein von deutschen Orchestern innerhalb von nur 2 Spielzeiten um 75 Prozent gestiegen sind? Die Zahl von Workshops und Instrumentenpräsentation in Schulen hat sogar um 128 Prozent zugenommen.

nmz: Es herrscht nach wie vor einhelliger Konsens darüber, dass es vielerorts an dem nötigen Qualitätsbewusstsein mangelt. Welche Instrumente zur Qualitätssicherung haben Sie angedacht?
Mertens: Der „Junge-Ohren“-Preis ist ja bereits ein Schritt in die Richtung einer Entwicklung qualitativer Maßstäbe. Ich weiß aber aus eigener Anschauung und vielen Konzertbesuchen mit meinen eigenen Kindern, welche guten und teilweise auch unbrauchbar schlechten Versuche es beim Bemühen um das junge Konzert- und Opernpublikum gibt. Das Netzwerk kann und wird hier nicht den Oberlehrer spielen. Aber in Tagungen und Workshops wird zwangsläufig zunehmend auch die Qualitätsdiskussion eine wichtige Rolle spielen. Ziel wird sein, das Bewusstsein für gute und weniger gute Projektarbeit zu entwickeln. Man muss ja auch bedenken, dass sehr viele Musikvermittlungsprojekte vor Ort zunächst einmal aus gutem Willen, aber mit wenig pädagogischem und handwerklichem Know-how geschaffen werden. Da dann über Selbstreflexion und -erkenntnis der Ausführenden eine Verbesserung herbeizuführen, könnte eine weitere der herausragenden Funktionen des Netzwerkes sein.

nmz: Das njo ist in erster Linie für Praktiker und potenzielle „Macher“ gedacht. Welchen Rolle spielt bei Ihnen die Wissenschaftlichkeit, ohne die eine wünschenswerte Basis gesicherter Erkenntnis im Bereich der Konzertpädagogik wohl nicht wird wachsen können?
Mertens: Die wissenschaftliche Seite werden wir nicht vernachlässigen dürfen, wenn wir dauerhaft glaubwürdig sein wollen. Hier wird aber viel von den Kooperationsmöglichkeiten seitens der Universitäten und Hochschulen abhängen. Das Netzwerk alleine wird die Aufgabe wissenschaftlicher Begleitung nicht stemmen können. Wenn sich aber Hochschulpartner für Projekte und Studien anbieten, wird man hierfür gewiss auch Wege finden.

nmz: Es war schon von Datenbanken die Rede: Was sollen diese konkret beinhalten?
Mertens: Als Musikvermittlungsnetzwerk sind die Aufgaben breit angelegt. Für das Thema Datenbanken bedeutet das: Recherchemöglichkeiten nach bestimmten Musikstücken, Partituren, Noten- und Begleitmaterial, aber auch nach Verlagen, Kontaktadressen, Ansprechpartnern. Die größte inhaltlich-technische Herausforderung wird sein, neben der Schaffung einer eigenen Infrastruktur, bereits bestehende Datenbanken und -sammlungen zu verknüpfen.

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