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nmz-news
nmz 2007/07 | Seite 4-8
56. Jahrgang | Juli/Aug.
Nachrichten
Nachrichten aus Musikwirtschaft,
Kulturpolitik und Musikleben
Die neue musikzeitung hat ihre interaktiven Tätigkeiten ausgeweitet.
Mit dem Kulturinformationszentrum
stellen wir die engagierte Diskussion in das Zentrum der Aktivitäten
im Netz. An dieser Stelle können Fragen gestellt, Informationen
verbreitet und die Arbeiten anderer kultureller Initiativen zur
Darstellung gebracht werden.
Nachrichten aus der neuen musikzeitung 2007/07:
Moderne beim Lucerne Festival
Peter Eötvös als Composer
in Residence in Luzern Das Lucerne Festival im Sommer fördert die Musik des 20.
und 21. Jahrhunderts und bietet innerhalb der Konzertreihe Moderne
ausschließlich zeitgenössische Musik. Insgesamt werden
in der Zeit vom 18. August bis 12. September 2007 unter anderem
elf Auftragswerke, darunter zwei Musiktheater-Uraufführungen,
präsentiert.
Die Ligeti’schen Klavieretüden und ihre „Vorläufer“ stehen
in Moderne 4 am 1. September 2007 im Zentrum. Im Konzert verschachtelt
angeordnet, lassen sich die Herkunftsbezüge zu diesen Klavierkompositionen,
die zu den bedeutendsten unserer Zeit gerechnet werden können,
nachvollziehen. Pierre-Laurent Aimard konnte als Interpret für
die als extrem schwer spielbar geltenden Stücke gewonnen werden.
Moderne
5 bis 7 werden von der Lucerne Festival Academy präsentiert.
Ein Hauptprogrammpunkt ist Stockhausens Gruppen, eine der innovativsten
Orchesterkompositionen des 20. Jahrhunderts, die den musikalischen
Raum auf einzigartige Art und Weise hörbar macht. Die Leitung
bei der Aufführung haben Peter Eötvös, Pierre Boulez
und Jean Deroyer inne. Jeder der drei Dirigenten leitet eines der
selbständigen Orchester, die um die Zuhörer gruppiert
sind, um so das Hörerlebnis im Raum zu ermöglichen.
Die
Lucerne Festival Academy widmet sich 2007 dem großbesetzten
Orchesterrepertoire. Rund 140 Musiker aus der ganzen Welt sind
für drei Wochen nach Luzern eingeladen, um unter der Leitung
von Pierre Boulez und den Instrumentalsolisten und Dozenten des
Ensemble Intercontemporain wegweisende Werke aus dem 20. und 21.
Jahrhundert zu studieren und aufzuführen.
Neben den bereits
angesprochenen Gruppen von Stockhausen erklingen auch Werke von György Ligeti, György Kurtág und
anderen. Das Violinkonzert Seven von Peter Eötvös (6.9.2007)
ist eine der elf oben genannten Uraufführungen.
Jugendbarockorchester „Bachs Erben“
Das musikalische Erbe von Johann Sebastian Bach wird unermüdlich
genutzt: als Vorlage für Variationen, als Filmmusik oder als
Handy-Klingelton. Die Jugendlichen, die sich unter dem Namen „Bachs
Erben“ seinen Werken und der Musik seiner Zeit widmen, interessieren
sich für die Nuancen einzelner Noten, so wie sie einst gedacht
waren. Das Jugendbarockorchester ist ein gemeinsames Projekt der
Landesmusikakademie Sachsen-Anhalt und der „Ständigen
Konferenz Mitteldeutsche Barockmusik”. Die zweite Arbeitsphase
ist vom 28. Juli bis 6. August im Kloster Michaelstein und die
anschließenden Konzerte sind zu hören in Wernigerrode,
im Kloster Michaelstein in Magdeburg und in der Nikolaikirche in
Berlin. Es wird auf modernem Instrumentarium gespielt (443 Hz).
Der Kursort ist die Landesmusikakademie Sachsen-Anhalt, Kloster
Michaelstein (Blankenburg/Harz). Die Bewerbungsvorspiele sind in
Berlin, Lörrach, Nürnberg, Wismar, Wiesbaden und nach
Vereinbarung.
Ein Auftakt mit gellendem Pfeifkonzert
Das Berliner Hauptstadtbüro der GEMA nimmt seine Arbeit auf
Eine große Party sollte es werden: die Eröffnung des
GEMA-Hauptstadtbüros in Berlin, Keithstraße. Bevor die
etwa 150 geladenen Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur und
befreundeten Verbänden den sicheren Aufzug in den siebten
Stock erreichten, mussten sie sich erst ein gellendes Pfeifkonzert
gefallen lassen (siehe unser Bild). Und von der Kammermusik der
Jugend-musiziert-Preisträger Wiebke Lichtwark (Harfe) und
Linda Fichtner (Violine) blieb nur ein optischer Eindruck – zu
hören war in dieser Lärmkulisse nichts mehr. In der Gewerkschaft
ver.di organisierte GEMA-Mitarbeiter hatten lautstark gegen die
Pläne von GEMA-Vorstand und GEMA-Aufsichtsrat protestiert,
die Tarifverträge mit ver.di dauerhaft zu kündigen. Um
im zukünftigen, durch den Gesetzgeber in Brüssel entfachten
Wettbewerb der Verwertungsgesellschaften besser standhalten zu
können, setzt die GEMA-Führung auf direkte Tarifvereinbarungen
mit den GEMA-Betriebsräten unter Umgehung des jahrzehntelangen
Tarifpartners ver.di (siehe auch Interview mit Harald
Heker in der nmz 06/07, Seite 17). Eine Personalstrategie, die nicht nur
bei den Betroffenen auf Skepsis stößt, sondern auch
in der Politik. In ihrem Grußwort wies Bundesjustizministerin
Brigitte Zypries darauf hin, dass es außer der GEMA auch
noch weitere Organisationen gebe, die wie die GEMA aus dem Solidaritätsprinzip
entstanden seien. Ein unmissverständlicher Wink an Gastgeber
und GEMA-Vorstandsvorsitzender Harald Heker, den Dialog mit den
Gewerkschaften nicht leichtfertig abreißen zu lassen.
Dass der Politik die Urheber nicht gleichgültig sind, kam
auch im Grußwort von Bundestagspräsident Norbert Lammert
sowie der Berliner Bürgermeisterin Ingeborg Junge-Reyer
zum Ausdruck. Korb II, Wertung,
GEMA-Sozialkasse und Personalia waren die Gesprächsthemen – Julia
Hülsmann und ihre Band erinnerten die Politiker und Funktionäre
im neuen Hauptstadtbüro an das, um was es ihnen doch eigentlich
gehen müsste: um Musik, die bewegt. Das Hauptstadtbüro,
das wie das Brüsseler Büro von Maren Ruhfus geleitet
wird, ist ab sofort die zentrale Anlaufstelle für Verantwortliche
in der Politik für Fragen zur Funktion und Arbeitsweise der
GEMA. ak Foto: nmz
Gesamtausgaben der Werke von J.S. Bach und W.A. Mozart abgeschlossen
Die „Neue Bach-Ausgabe“, die wissenschaftlich-kritische
Gesamtausgabe der Werke Johann Sebastian Bachs (1685–1750),
ist abgeschlossen. Als gesamtdeutsches Projekt wurde sie seit Anfang
der Fünfziger Jahre vom Bach-Institut Göttingen und vom
Bach-Archiv Leipzig erarbeitet. Das Werk umfasst 112 Bände,
davon 101 reine Notenbände. Zu jedem Band ist ein eigener
Kritischer Bericht erschienen, der das Schaffen des Komponisten
wissenschaftlich einordnet. Den meisten Raum nimmt mit allein 41
Bänden Bachs Kantatenwerk ein. Die Edition wurde vor allem
im Aka-demienprogramm gefördert und erscheint seit 1954 im
Bärenreiter-Verlag. Während eines Festakts am 13. Juni
2007 in der Thomaskirche Leipzig wurde der letzte Band symbolisch
der Öffentlichkeit übergeben.
Einige Tage nach der Präsentation der Neuen Bach-Ausgabe (NBA)
in Leipzig wurde nach 52 Jahren die Neue Mozart-Ausgabe (NMA) in
Salzburg abgeschlossen. Wie die Internationale Stiftung Mozarteum
und der Bärenreiter-Verlag in Kassel mitteilten, liegt jetzt
das gesamte musikalische Schaffen von Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791)
in einer wissenschaftlich-kritischen Gesamtausgabe von 132 roten
Leinenbänden vor. Eine Online-Gesamtausgabe steht bereits
seit Dezember 2006 jedermann zum privaten und wissenschaftlichen
Gebrauch zur Verfügung (http://dme.mozarteum.at).
Mozart-Sänger
Die drei Preisträger vom 9. Internationalen Mozartwettbewerb
2006 in Salzburg in der Sparte Gesang präsentieren sich mit
Ausschnitten aus Mozarts Opern auf einer von der Uni-versität
Mozarteum herausgegebe-nen CD: Die Australierin griechischer Herkunft
Elena Xanthoudakis, auf die man mit ihrem Sopran auch in Montréal
aufmerksam wurde und mittlerweile auch in Covent Garden und in
Bath verpflichtet war, die Sopranistin Bénédicte
Tauran aus Frankreich, die auf verschiedenen europäischen
Bühnen und Konzertsälen erfolgreiche Rollen absolvierte,
der Bariton Arttu Kataja aus Helsinki, jetzt Ensemblemitglied der
Deutschen Staatsoper Berlin. Zusätzlich zu hören sind
die drei Sonderpreise Sofia Fomina aus Russland und die beiden Österreicher
der Tenor Daniel Johannsen, jetzt im Ensemble des Luzerner Theaters,
und der Bariton Daniel Schmutzhard, hier mit der Uraufführung „Epistel
an den Herrn Abbate Giambattista Casti“ des österreichischen
Komponisten Ernst Ludwig Leitner.
Gitarrenwettbewerb
Goran Krivokapic (Serbien und Montenegro) und Kyu-Hee Park (Südkorea)
heißen die Gewinner des zweiten großen internationalen
Gitarrenwettbewerbs im rheinischen Heinsberg. Im Finale stellten
sich fünf Kandidaten/-innen der elfköpfigen internationalen
Jury, die sich am Ende für eine Teilung des ersten Preises
zwischen dem virtuosen Überflieger Krivokapic und der traumhaft
subtil und farbig aufspielenden Koreanerin entschied, die auch
den Publikumspreis errang. Der zweite Preis wurde András
Csáki (Ungarn) zugesprochen, die „Junior-Jury“ vergab
ihren Preis an den Niederländer Marlon Titre.
Das Heinsberger Gitarrenfestival kombiniert den Wettbewerb mit
Konzerten etablierter Gitarristen und einem Programm, das zum Großteil
aus zeitgenössischer Gitarrenmusik besteht.
http://www.guitar-festival.com