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nmz-archiv
nmz 2007/07 | Seite 40
56. Jahrgang | Juli/Aug.
Noten
Romanzen und Serenaden
Raritäten für Violine und Klavier
August Wilhelmj: Romanze, Robert Lienau Musikverlag, Frankfurt
a.M. 2005, RL 40970
Wegen Verlegergrippe, psychischer oder finanzieller Wehwehchen
sind Verlagshäuser manchmal dem Wechsel der Verleger unterworfen.
Der Robert Lienau Musikverlag übernahm einst unter anderem
den Bestand des Berliner Schlesinger Musikverlags. Die vorliegende
Romanze op. 10 in E-Dur für Violine und Klavier erschien im
Original mit Orchesterbegleitung erstmals 1872 bei Schlesinger.
Wilhelmj war als leidenschaftlicher Wagner-Anhänger Konzertmeister
bei der Uraufführung des „Rings der Nibelungen“ in
Bayreuth. In seinen Kompositionen schloss er sich der neudeutschen
Richtung an, die sich unter Führung von Franz Liszt von dem
Stil der Wiener Klassik absetzte. Ein expressives Stück bis
in die höchsten Lagen, ohne Doppelgriffe, kurz und knapp
nur eine Seite lang.
Jiri Laburda: Sonatine G-Dur
für Violine und Klavier, Edition
Dohr 2000, Nr. 22962
Als Lehrer wirkte Laburda an der Pädagogischen
Fakultät
der Karls- Universität Prag. Seine kompositorische Arbeit
stützt sich auf traditionelle Mittel und knüpft stilistisch
an den Neoklassizismus an, aber auch Aleatorik und Dodekaphonie
sind ihm nicht fremd. Diese Sonatine ist ein reizendes Stück, überwiegend
in erster Lage, abwechslungsreich, witzig, strukturiert, nur
vereinzelt chromatisch angehaucht. Sehr geeignet für „Jugend
musiziert“.
Peter Iljitsch Tschaikowsky:
Sérénade mélancolique,
Hrsg. Glenn Dicterow, International Music Company, New York 2004,
Nr. 3558
Tschaikowsky stellte diese Serenade 1875 fertig und widmete
sie dem großen Violinpädagogen Leopold Auer. Sehr düstere
Musik, nur aufgehellt von dem Mittelteil, auf den wieder das original
traurige russische Thema am Ende des Stückes folgt. Der Herausgeber
Dicterow hat sich als einer der weltweit bekanntesten amerikanischen
Violinkünstler seiner Generation etabliert. Heute arbeitet
er unter anderem als assoziierter Konzertmeister des New York Philharmonic
Orchesters und als Konzertmeister der Los Angeles Philharmonie.
Außerdem unterrichtet er an der Juilliard School und Manhattan
School of Music. Selbst für ihn sind nach seinen Worten die
Fingersätze und Bogenstriche eine Herausforderung gewesen
wegen Tschaikowskys Vorliebe für Wiederholungen. Deshalb werden
die Fingersätze bei wiederholten Phrasen oft gewechselt, um
mehr Variation und Farbigkeit des Klanges zu erreichen. So rutscht
es manchmal hin und her wie beim Schlittschuhfahren. Weiterhin
schlägt Dicterow eine Kürzung vor, die schon der gute
alte Heifetz vorgenommen hat, wohl um der Rutscherei ein gnädiges
Ende zu bereiten.