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nmz-archiv
nmz 2007/07 | Seite 29
56. Jahrgang | Juli/Aug.
Arbeitskreis
Musik in der Jugend
Deutsch, Französisch, Polnisch, Multinational
Der AMJ als Zentralstelle für internationale Chor-Begegnungsveranstaltungen
Seit vor vielen Jahren das Deutsch-Französische und das Deutsch-Polnische
Jugendwerk begründet wurden, ist der AMJ bei beiden als Zentralstelle
für die deutschen Jugendchöre geführt. Und ganz
selbstverständlich gab es auch von Anfang an enge Kontakte
zur Zentralstelle für internationalen Ensembleaustausch beim
Deutschen Musikrat, heute Abteilung Musik beim Goethe-Institut.
Die Geschäftsstelle des AMJ ist also bestens informiert darüber,
wie man Begegnungsveranstaltungen zwischen deutschen und ausländischen
Jugendchören organisiert. Für viele bedeutet das ja zunächst
einmal die Frage: Wie bekommen wir finanzielle Unterstützung?
Das ist wahrlich kein einfaches Geschäft. Jedes Jugendwerk
hat seine eigenen Richtlinien und Antragsprozeduren; und da, wo
es keine spezielle Förderstelle gibt, ist wieder alles ganz
anders. Und das Dumme ist: Wenn man als Chor seinen Antrag erst
einmal eingereicht hat und es ist ein Fehler drin, dann ist der
Antrag abgelehnt – und zwar in der Regel endgültig.
Genau da hilft der AMJ. Er kennt die Regeln genauestens und kann
Chorleiterinnen und -leiter oder Chororganisatorinnen und -organisatoren
eingehend beraten. Es gibt eigens eine Stelle für eine Bildungsreferentin
(Katrin Kleinschmit), die beim Weg durch den Paragraphendschungel
hilft. Mindestens 4 Programmtage – Alter zwischen 12 und
26 Jahren – im Programm genau die richtige Mischung zwischen
musikalischem Anspruch und Jugendbegegnung – alles wird erklärt,
mitgeplant und in Antragsform gebracht. Völlig klar: Es geht
hier nicht um die Organisation von Konzertreisen. Vielmehr wird
eine Gelegenheit der beteiligten Jugendlichen auf beiden Seiten
geschaffen, sich gegenseitig so gut wie möglich kennen zu
lernen.
Für das musikalische Programm gibt’s Tipps, die eigentlich
selbstverständlich sind: jeder Chor sollte nicht versuchen,
unbedingt schon etwas aus der Musik des Partnerlandes vorführen
zu wollen, sondern sein eigenes Land gut darstellen. So lernen
beide die jeweils andere Kultur und Tradition kennen. In gemeinsamen
Proben können dann beide vom anderen lernen. Und das geschieht
mit vollem Respekt vor der Andersartigkeit des anderen! Das „Begleitprogramm“ sollte
kein lästiges Beiwerk sein. Auch hier steht im Mittelpunkt,
neue Informationen zu bekommen – in diesem Fall über
Land und Leute, über Lebensumstände und Freizeitgewohnheiten
der Partner. Deshalb ist es nicht nur sparsam sondern beste Grundvoraussetzung
für interkulturelles Lernen, wenn die Gäste nicht etwa
in der DJH oder gar im Hotel wohnen sondern in den Familien des
jugendlichen Gastgeberchores. Aus vielen Erfahrungen weiß man
beim AMJ, dass die Jugendlichen selbst großes Interesse an
diesen persönlichen Begegnungen haben – leider müssen
sie sich ab und an erst gegen die „nur“ musikalisch
interessierten Erwachsenen durchsetzen.
Manchmal berichten Chorleiter/-innen von nicht erwarteten Problemen
bei internationalen Begegnungen. Mauersbergers „Wie liegt
die Stadt so wüst“ wurde in einem Konzert in Jerusalem
nicht besonders freundlich aufgenommen, und es dauerte, bis die
Deutschen merkten, dass es keine glückliche Wahl war, dieses
Stück im Repertoire zu haben. Oder: Deutsche Gasteltern waren
sehr erstaunt, als ein Gastchor mit wirklich bedürftigen Kindern
vom Balkan sehr schöne Kleidung, „die unsere Kinder
nur wenig getragen haben“, als Gastgeschenk ablehnten – ihr
Ehrgefühl gebot ihnen das. Wären ihnen die Sachen offiziell
als neu geschenkt worden, sie hätten sie gern genommen, so
benutzt sie auch schon waren.
Um solche offenkundigen Pannen zu vermeiden, bietet der AMJ seit
vielen Jahren spezielle Austauschprogramme für Chorleiter/-innen
an. Sie wurden unter anderem mit Israel, Ungarn oder den USA durchgeführt.
Eine Gruppe von deutschen Chorleitern und Chorleiterinnen fährt
zunächst ins Partnerland. Dort trifft man sich 10–15
Tage lang mit Kolleginnen und Kollegen. Konzert- und Probenbesuche
stehen auf dem Programm. Ein Jahr später erfolgt ein Gegenbesuch.
Während dieser Treffen können Begegnungsveranstaltungen
von Chören ausgiebig vorbesprochen und geplant werden. 2008
beginnt wieder ein solches Chorleiter-Austausch-Programm – diesmal
mit Lettland.