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nmz-archiv
nmz 2007/07 | Seite 26
56. Jahrgang | Juli/Aug.
Deutscher
Tonkünstler Verband
Nicht allein ein bemerkenswerter Komponist
Zum Tod von DTKV-Vizepräsident Professor Jürgen Ulrich
Die Jahre des berufsqualifizierenden Musikstudiums und die anschließenden
ersten beruflichen Wirkungsstätten zeichnen bei Jürgen
Ulrich den Weg eines einfallsreichen, vielseitigen Komponisten
vor. Wiederum lassen sie erkennen, dass er sich auch immer berufen
und verpflichtet fühlt, all‘ das, was er in sich trägt,
in sich entwickeln und reifen lässt, nach außen weiterzuvermitteln.
Da ist der eine Schuloper komponierende 15-jährige Jüngling.
Der die Fächerkombination Komposition, Gehörbildung und
Theorie absolvierende Musikstudent. Der an internationalen Wettbewerben
erfolgreich teilnehmende vorwärts strebende junge Komponist.
Und schließlich der außergewöhnlich befähigte
Pädagoge.
In dieser letztgenannten Funktion wird er zunächst tätig
an verschiedenen Fortbildungsakademien, darunter an der Landesmusikakademie
Nordrhein-Westfalen, an der er Qualifizierungsmaßnahmen der
Laienmusik maßgeblich einrichtet und betreut. Gekrönt
wird dieser Zweig seines Wirkens mit der Berufung auf eine Professur
für Komposition und Musiktheorie an der Hochschule für
Musik Detmold. Gar bald übernimmt er dort die Leitung des
Studienganges für Musikschullehrer und selbständige Musiklehrer.
50-jährig wählt ihn der Hochschulsenat in das Amt des
Prorektors, das er bis zu seiner Emeritierung inne hat.
Jürgen Ulrich hinterlässt ein umfangreiches Oeuvre, das
auch eine beachtliche Reihe von Kammermusik- und Orchesterwerken
enthält, die für Laien konzipiert und von Laien ausführbar
sind und die dennoch in kompositionstechnischer wie in künstlerischer
Hinsicht höchsten Ansprüchen gerecht werden.
Der Deutsche Tonkünstlerverband verliert mit Vizepräsident
Prof. Jürgen Ulrich ein außergewöhnlich hochgeschätztes
Präsidiumsmitglied.
Auf besondere Weise verdienstvoll war sein Wirken hinsichtlich
des DTKV-Manuskriptarchivs, das er sowohl als absolut fairer und
kompetenter Gutachter mitprägte und bei dessen Ausweitung
auf die Musikwerkstatt der Humperdinck-Gesellschaft Siegburg – ein
purer Glücksfall für diesen wertvollen Notenbestand – er
eine entscheidende Mittlerrolle einnahm.
Im Auftrag des Deutschen Tonkünstlerverbandes hatte er langjährig
Sitz und Stimme im Projektbeirat „Jugend musiziert“ des
Deutschen Musikrates. Damit war ihm Einflussnahme auf die inhaltliche
wie organisatorische Gestaltung dieses größten deutschen
Jugendwettbewerbs gewährt, und zwar ganz im Sinne der durch
ihn vertretenen Verbandsmitglieder aus dem Kreis der festangestellten
wie freiberuflich tätigen Musiklehrerinnen und Musiklehrer.
Auch sahen wir uns in Präsidiumssitzungen nie gezwungen, gehörig
vertrackte, kaum lösbar erscheinende Probleme leichtfertig
vom Tisch fegen zu müssen. In solchen Situationen war es häufig
Jürgen Ulrichs Mischung aus Zurückhaltung, Witz, Ernsthaftigkeit,
Heiterkeit und tiefer Besonnenheit, die eine hintergründige
Atmosphäre schuf, in der dann doch akzeptable Lösungen
völlig überraschend möglich wurden. Er ließ sich
schlichtweg für vieles in Anspruch nehmen ...
Den Mitgliedern des DTKV wird es leicht fallen, ihren Kollegen
Professor Jürgen Ulrich in wacher und sehr dankbarer Erinnerung
zu behalten. Wir werden diese Erinnerung sorgsam pflegen.
Der Zukunft der Familie Ulrich gelten alle unsere guten Wünsche.