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nmz-archiv
nmz 2007/10 | Seite 6
56. Jahrgang | Oktober
Magazin
Aeolus macht den Bläsern Wind
In Düsseldorf startet ein neues Wettbewerbs-Konzept, das eine
Marktlücke schließen will
In Zusammenarbeit mit der Düsseldorfer Musikhochschule startete
ein neuer Wettbewerb, der sich weltweit an den professionellen
Bläsernachwuchs wendet, die Privatinitiative von Dr. Sieghardt
Rometsch, einem erfolgreichen Bankier. Ihn bat die nmz, sein Konzept
zu erläutern.
neue musikzeitung: Was kann einen Banker bewegen,
sich als Manager in Sachen Musik betätigen?
Sieghardt
Rometsch. Foto: Archiv
Sieghardt Rometsch: Die bloße Fortsetzung einer Betätigung
im Wirtschaftsleben – „more of the same“ – schien
mir nicht sonderlich reizvoll.
nmz: Ihre musikalischen Früherfahrungen holten Sie ein?
Rometsch: In meiner Schulzeit
besuchte ich das Konservatorium in Osnabrück mit dem Ergebnis, dass ich zu meinem Abitur als
Solist das Hornkonzert von Mozart musizierte, aufgrund einer leider
nur mittelmäßigen Begabung mit ebenso mittelmäßigem
Erfolg. Eine Einsicht, der ich mich zwar widerwillig, letztendlich
aber die Wirklichkeit akzeptierend gebeugt habe. Ich entschied,
Wirtschaftswissenschaften zu studieren. Die Liebe zur Musik hat
darunter nicht gelitten – sie blieb mir eine wichtige Begleiterin.
nmz: Da nahmen Sie sich vor,
sich für die Förderung musikalischer
Hochbegabungen einzusetzen?
Rometsch: Als Betreuer der Vermögensverwaltung
zahlreicher Stiftungen habe ich festgestellt, dass in unserer
Gesellschaft die Förderung des wissenschaftlichen
Nachwuchses weithin als notwendig anerkannt ist. Gleiches gilt
aber keinesfalls für den hochbegabten künstlerischen
Nachwuchs. Daraus ergab sich mein Anliegen, einen Beitrag zu einer
ausgewogeneren Balance zwischen wissenschaftlicher und künstlerischer
Erziehung zu leisten. Was lag vor dem Hintergrund meines eigenen
Werdeganges näher, als den Versuch zu unternehmen, die Fähigkeiten,
die ich im Wirtschaftsleben erworben habe, in den Dienst der Musik
zu stellen.
nmz: So kamen Sie zu dem Konzept
eines recht speziellen Musikwettbewerbes, der offensichtlich
weltweit Widerhall fand?
Rometsch: Am Anfang des Projekts „Förderung der Musik“ bestand
die wichtige Aufgabe, ein „Business Modell“ zu entwickeln,
wie man es im Wirtschaftsleben bezeichnen würde. Ich führte
viele Gespräche mit Experten aus Musikhochschulen, mit Intendanten
von Musikfesten und Organisatoren von Musikwettbewerben, die ich
als Gasthörer besuchte. Das Fazit: das Engagement sollte sich
auf den hochbegabten musikalischen Nachwuchs konzentrieren und
da es für Klavier, Streichinstrumente und Gesang bereits genügend
derartige Angebote gibt, entschied ich mich, in Verbindung mit
meiner eigenen Vorliebe einen Musikwettbewerb für alle Blasinstrumente
ins Leben zu rufen.
nmz: Dafür holten Sie sich den Rat von Experten?
Rometsch: Professor Ralph Manno
in Köln war unser Kompass
in einem Reich, von dessen Ordnung, Gesetzen und geltenden Regeln
wir keinen „blauen Dunst“ hatten. Von ihm kamen wegweisende
Entscheidungen: zum Beispiel für ein anspruchsvolles Repertoire
als Hürde, die nur die besten ihres Faches überspringen,
und für die Zusammenstellung einer jungen, hochkarätigen
fachübergreifenden Jury, für deren Beurteilung die künstlerische
Persönlichkeit und die musikalische Gestaltung ausschlaggebend
sind und deren Juryordnung von Transparenz und Integrität
geprägt ist.
nmz: Ehrgeizige junge Musiker
fragen natürlich auch, was beim
Wettbewerb bestenfalls „herauskommt“?
Rometsch: Neben ansehnlichen
Preisgeldern in Höhe von 30.000
Euro (übrigens in ähnlicher Höhe wie beim ARD-Wettbewerb)
stehen Stipendien von der Dr. Meyer-Struckmann-Stiftung zur Verfügung,
die den Preisträgern nachfolgende Konzertengagements in Kooperation
mit einer Konzertagentur ermöglichen.
nmz: Der Durchführungsplatz Düsseldorf erscheint wohl
als Glücksfall?
Rometsch: Es ist dankenswerterweise
gelungen, die Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf, die bisher noch keinen Wettbewerb beherbergt,
und die Düsseldorfer Symphoniker als Kooperationspartner zu
gewinnen, dazu den Deutschlandfunk als Medienpartner, der das Preisträgerkonzert
deutschlandweit sendet.
nmz: Ein solcher Wettbewerb kostet
eine Kleinigkeit. Die öffentlichen
Kassen sind leer. Trotzdem können Sie nach Düsseldorf
einladen?
Rometsch: Wirtschaftliche Grundlage
für den gesamten Wettbewerb,
seine Planung und Durchführung bietet eine von mir eigens
für diesen Zweck gegründete Stiftung. Sie ist Veranstalter
des Wettbewerbs.
nmz: Ihr Dreijahres-Konzept ist
offenbar angekommen?
Rometsch: Im Vorjahr hatten
sich 143 Kandidaten für Klarinette,
Fagott und Saxophon, in diesem Jahr 207 junge Musiker für
Trompete, Horn und Tuba aus 38 Ländern beworben. Die Ergebnisse
sind im Preisträgerkonzert mit den Düsseldorfer Symphonikern
am 30. September (11 Uhr) in der Tonhalle Düsseldorf zu hören.
Dabei wird zusätzlich ein Publikums-preis vergeben. Im nächsten
Jahr gilt die Ausschreibung für Flöte, Oboe und Posaune.
Ich bin zufrieden: Die junge Bläserelite der Welt trifft sich
in Düsseldorf. Der neue Aeolus-Wettbewerb – den Namen
hat übrigens der Musikkritiker der Rheinischen Post eingebracht – scheint
eine Marktlücke zu schließen.