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nmz-archiv
nmz 2007/10 | Seite 44
56. Jahrgang | Oktober
Musik-Termine
Sprach´s,
und es ward Musik
Statt Texte traditionell zu vertonen, entdeckten im 20. Jahrhundert
führende Komponisten die Lautlichkeit und Struktur der Wortsprache
als autonomes expressives, komponierfähiges Material. Zu einem
Zentrum neuer Vokal- und Sprachkomposition entwickelte sich seit
den 1950er-Jahren insbesondere Köln, nicht zuletzt Dank des
Studios für elektronische Musik des WDR. Hier wurden Schlüsselwerke
im Spannungsfeld von Musik und Sprache, Klang und Bedeutung komponiert
und/oder uraufgeführt: Karlheinz Stockhausens „Gesang
der Jünglinge“, Mauricio Kagels „Anagrama“,
Luigi Nonos „Il canto sospeso“, György Ligetis „Artikulation“,
Hans G. Helms „fa:m´ Ahniesgwow“, Peter Eötvös „Mese“,
Luciano Berios „Coro“ und viele weitere. Bis heute
wird diese Tradition in der Domstadt fortgeschrieben.
Das Kölner „phonetisch-musikalische SprachKunstTrio
Sprechbohrer“ spricht am 6. Oktober in der Kunst-Station
Sankt Peter neben Werken von Helms, Heißenbüttel, Schnebel,
Elfriede Czurda und eigenen Stücken zwei neue Werke von Gerhard
Rühm und Peter Behrendsen. Am selben Abend singt im Rahmen
der Reihe „Ensembl[:E:]uropa“ im Großen Sendesaal
des WDR Köln die Schola Heidelberg unter Leitung von Walter
Nussbaum erstmals „Wasser, Rosen“ von Friedrich Jaecker
auf Textfragmente unter anderem von Emmy Hennings, Arthur Rimbaud
und Felix Paul Greve. Schließlich veranstalten am 23., 25.
und 30. Oktober die Kölner Ensemble „tra i tempi“ und „Multimode“ in
der Alten Feuerwache das Festival „Die entgrenzte Stimme“ mit
Uraufführungen neuer Vokalwerke von Bettina Wenzel, Jamilia
Jazylbekova, Johannes Quint sowie älterer Stücke von
Scelsi, Cage, Veltman und Klaus Lang. Auch andernorts steht die
menschliche Stimme im Zentrum des Interesses. Das Festival „Musica“in
Strasbourg bringt am 3. Oktober die Uraufführung von Heinz
Holligers „Contrechant sur le nom de Baudelaire“ für
Countertenor und Bassklarinette. Jan Kopps „Tres canciones“ sind
am 5. Oktober bei einer „Soirée espagnole“ im
Gymnasium Remchingen erstmals zu erleben. Wilfried Hillers A-cappella-Chorwerk „Die
Himmelsscheibe von Nebra“ nach Gedichten von Mimnermos und
Albert von Schirnding kommt am 13. Oktober in der Wieskiche bei
Steingaden zur Uraufführung. Zur Wiedereröffnung der
Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar erklingen am 25. Oktober
erstmals Manfred Trojahns „Lettera Amorosa“. Und Vocalconsort
Berlin und musikFabrik bringen am 28. Oktober im Berliner Radialsystem
die Kammeroper „Medea“ von Frank Schwemmer nach dem
Roman von Christa Wolff in der Inszenierung von Maren Strack zum
ersten Mal auf die Bühne.
Rainer Nonnenmann
Weitere Uraufführungen:
1.–6.10.: Dresdner Tage für zeitgenössische Musik
im Festspielhaus Hellerau mit neuen Kammermusikwerken von Benjamin
Schweitzer, Gerhard Stäbler, Matan Porat und Yinam Leef.
2.–7.10.: Musikprotokoll im Steirischen Herbst Graz mit
neuen Werken von Friedrich Cerha, Burkhard Friedrich, Beat Furrer,
Bernhard
Gander, Georg Friedrich Haas, Hanna Hartmann, Peter Jakober,
Tetsuo Kogawa, Isabel Mundry, Brice Pauset, Michael Pinter und
Wolfgang
Suppan.
4.–10.10.: Festival Internazionale di Musica Contemporanea
Biennale di Venezia mit neuen Werken vor allem italienischer Komponisten,
unter anderem von Giacomo Manzoni, Claudio Ambrosiani, Michele
dall’ Ongaro, Misato Mochizuki, und Michael Nyman.
19.–21.10.: Donaueschinger Musiktage mit neuen Werken von
Helmut Oehring, Makiko Nishikaze, Younghi Pagh-Paan, Michael Lentz,
Uli Winters, Alex Buess, Edgar Reitz, Johannes Kalitzke, Francesco
Filidei, Pär Frid, Michael Pelzel, Simon Steen-Andersen, François
Sarhan, Elliott Sharp, Bernhard Lang, Hans Thomalla, Arnulf Herrmann,
James Saunders, Hans Zender, Mark Andre und Enno Poppe sowie
Klangkunst von Marc Sabat, Lorenzo Pompa, Trimpin, Erwin Stache,
Mario Verandi,
Kristof Georgen und Stefan Fricke.
26.–28.10.: Festival Transit im belgischen Leuven mit neuen
Werken vor allem belgischer Komponisten