[an error occurred while processing this directive]
nmz-archiv
nmz 2007/10 | Seite 43
56. Jahrgang | Oktober
Bücher
Einblicke in das virtuelle Klassenzimmer
E-Learning als Ergänzung zu konventionellen Unterrichtsformen
Michael Papst-Krueger: Musikstunde-ONLINE:
Musikpädagogische
Fortbildung im Virtuellen Klassenraum, Georg Olms Verlag, Hildesheim
u.a. 2006, XVI, 392 S., Abb. u. Graf., € 48,00,
ISBN 978-3-487-13119-1
Neue Medien sind allgegenwärtig und schon von daher eine
der zentralen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Gerade das
ungeliebte und defizitäre Schulfach Musik kann in hohem Maße
vom Einsatz digitaler, das heißt computerbasierter Technik
profitieren. Mit großem Einsatz und Sachverstand ist es Michael
Pabst-Krueger gelungen, eine besonders interessante und wirkungsvolle
Form des E-Learnings in der Musikausbildung zu realisieren: „Musikunterricht
Online“, als Live-Session via Computer und Internet, eingebunden
in ein Netzwerk virtueller Klassenräume. Im Gegensatz zu „asynchronen“ Lernmodulen
(zum Beispiel Gehörbildungs-Software auf CD-ROM) ermöglicht
ein solches „synchrones“ E-Learning „ein sehr
kommunikatives, motivierendes, flexibles, lebendiges und vielfach
besonders effektives Lernen.“ (S. 6, 9, 363) Mit ,Interwise
ECP‘ (Enterprise Communication Platform) steht eine international
renommierte, ausgesprochen leistungsfähige Kommunikationsplattform
zur Verfügung. Diese ist Garant für multimediale Interaktion
beziehungsweise Kommunikation in Echtzeit: über Sprache (Vollduplex;
Voice-over-IP), Texte, Zeichenwerkzeuge, flexible Kleingruppenbildung,
Live-Videostreams und anderen (S. 131 folgende). Darauf zugeschnitten
gibt es unterschiedliche Software-Pakete für Teilnehmer und
Kursleiter. In seiner fünf Jahre dauernden Studie hat der
Autor eine breite Palette an kleineren Projekten aus Musiktheorie,
-praxis und
-didaktik für ,Interwise ECP‘ entwickelt oder
schon ausgearbeitete Präsenz-Veranstaltungen (mit „realer“ Klasse
und „physisch“ anwesendem Lehrer) entsprechend arrangiert.
Das Herzstück bilden umfangreichere Fortbildungsreihen für
Lehrer/-innen wie „Sambarhythmen im Musikunterricht für
Einsteiger sowie für Percussionisten“. In der vorliegenden,
multimedialen Aufbereitung für virtuelle Klassenräume
sind diese einzigartig – zumindest im deutschsprachigen Raum.
Mit wissenschaftlicher Akribie hat Pabst-Krueger alles minutiös
protokolliert und ausgewertet, auch kleinere Pannen nicht verschwiegen,
vor allem aber nie den großen Zusammenhang aus den Augen
verloren. Ohne die beachtliche Leistung des Autors in Frage stellen
zu wollen, seien einige kritische Hinweise erlaubt.
Nicht zuletzt für das Fach Musik garantiert das IQSH (Institut
für Qualitätssicherung an Schulen Schleswig-Holsteins)
eine vorzügliche Ausstattung an Alten und Neuen Medien. Auch
ohne weitere Fördermittel steht somit ‚Musikstunde–ONLINE‘ auf
einer soliden Basis, von der viele Bundesländer nur träumen.
Von vergleichbaren Aktionen wie ‚Schulen ans Netz‘ (NRW)
profitiert die Musik herzlich wenig. Nur mit besonders engagierten,
belastbaren und kompetenten Mitstreiter/-innen ist es überhaupt
möglich, neue Musikmedien an Schule und Hochschule zu verankern – ein
langer und mühsamer, aber auch lohnender Weg, wie ich aus
eigener Erfahrung zu berichten weiß. Vielleicht tragen Pabst-Kruegers
nachweisbare Erfolge dazu bei, weitere politische Entscheidungsträger
in ganz Deutschland aufzuwecken; zumal längerfristig Geld
eingespart werden kann. Visionär, global und dennoch kontrolliert
das in die Zukunft gerichtete Resümee des Autors: „Durch
entsprechende Weiterentwicklungen und Innovationen könnte
synchrones Lernen über das Internet in Form von Unterricht
im Virtuellen Klassenraum dann einer der bewährten Bausteine
im Methodenpool des lebenslangen Lernens werden …“ (S. 364)
Fazit: Ein unbedingt lesenswertes Buch. Ein profunder und vielschichtiger
Einblick in die Neuen Medien im Allgemeinen wie im Dienste synchroner
Lernmodule – aus verschiedenen Blickwinkeln von Lehrenden
und Lernenden. Musikunterricht im Virtuellen Klassenraum: eine
ebenso reizvolle wie effektive Ergänzung zu konventionellen
Unterrichtsformen – wenn grundlegende inhaltliche und formale
Rahmenbedingungen stimmen.