[an error occurred while processing this directive]
nmz-archiv
nmz 2007/10 | Seite 39
56. Jahrgang | Oktober
Rezensionen
Kurz vorgestellt
CDs
Friedrich Cerha: Konzert für Violoncello und Orchester; Franz
Schreker: Kammersymphonie. Heinrich Schiff, Violoncello. Niederländisches
Rundfunk-Kammerorchester, Peter Eötvös. ECM 1887 (4763098)
Ein
fulminantes Cellokonzert aus den 90er-Jahren von Friedrich Cerha,
der in seinen späteren Jahren immer mehr zu griffiger
Plastik in der Musik tendierte, dazu die herrliche Kammersymphonie
von Franz Schreker aus dem Jahr 1916 – ein österreichischer
Bogen über das 20. Jahrhundert. Eötvös arbeitet
jedes Detail dieser Werke auf das Feinste heraus und lässt
auch, dafür sorgt im Cellokonzert natürlich ebenso Heinrich
Schiff, den fulminanten Schwung, den Farbenreichtum und die sinnliche
Präsenz dieser beiden Werke nicht zu kurz kommen.
Valentin Silvestrov: Sinfonie Nr. 6. Beethoven Orchester Bonn, Roman Kofman.
MDG 937 1478-6
Valentin
Silvestrov: Bagatellen I–XIII; Elegie; Stille Musik;
Abschiedsserenade; Der Bote; Zwei Dialoge mit Nachwort. Valentin
Silvestrov, Alexei Lubimov, Klavier; Münchener Kammerorchester,
Christoph Poppen.
ECM 1988 (476 6178)
Seitdem sich Manfred Eicher vom Label ECM immer mehr den Stillezonen
in der zeitgenössischen Musik zuwendete und auf diesem Weg
den Ukrainer Valentin Silvestrov entdeckte, wuchs das Interesse
an diesem Komponisten auch im Westen spürbar. Die vom Beethoven
Orchester Bonn unter Roman Kofman bei MDG eingespielte 6. Sinfonie
(komponiert 1994/95) erweist sich hierbei als aufregende Klanglandschaft
mit fragilen und unwirklichen Zonen und einem Geflecht von über
zitatartige Wendungen hergestellten semantischen Querverbindungen.
Die-se Spannung vermag man allerdings in der ECM-Veröffentlichung
einiger kleinerer Arbeiten von Silvestrov trotz beachtlicher interpretatorischer
Leistung nicht in diesem Maße wahrzunehmen. Beigefügt
sind auch von Silvestrov selbst vorgetragene Klavierbagatellen,
es ist verspielte, in sich gewendete Musik, zart ins Vertraute
greifend, es ist Musik, die nicht weh tut. Dadurch freilich scheint
ihr Horizont etwas flacher zu liegen – eine Beobachtung,
die in gewissem Maße auch für die Serenaden (so sind
die anderen Werke begrifflich zusammengefasst) für Streichorchester
zutrifft. Nur die sensible Auseinandersetzung mit Mozart („Der
Bote“), der wie hinter einem Vorhang versteckt wirkt, lässt
nachhaltiger aufhorchen.
Sebastian Claren: Potemkin 1: Baby Baby; Fehlstart (Detail); Alkan;
In der Hölle; Charms: Dub. Teodoro Anzellotti, Akkordeon;
trio recherche; Ensemble Mosaik; Ernst Surberg, Klavier; RSO Stuttgart
des SWR, Matthias Hermann. Wergo 6567 2
Plastische Bilder, klare inhaltliche Vorgaben, alles anschaulich.
Die Musik von Sebastian Claren liebt die harten Konturen und
acrylartige Farben. Dennoch kann man sich nicht ganz des Eindrucks
erwehren,
dass immer wieder dekorative Momente in der musikalischen Darstellung überwiegen.
Die sind teilweise schön erfunden, werden auch dialektisch
gegen sich selber gewendet, drohen sich aber mitunter dennoch tot
zu laufen. Vieles ist interessant, weniges aber schlägt
wirklich in Bann.