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nmz-archiv
nmz 2007/10 | Seite 41
56. Jahrgang | Oktober
Noten
Klangsinn, Metren und virtuose Technik
Von Mozart bis Fortin: Drei Autorinnen sichten neue Flötenliteratur
für die nmz
Wolfgang Amadeus Mozart: Sonate C-Dur KV 330 (300h) für Flöte
und Gitarre. Ed. Breitkopf EB 8732
Nach dem Motto: Was lässt sich noch von Mozart bearbeiten?
wurde diese durchaus bekannte, da auch für gute Klavier spielende
Laien nicht zu schwere Klaviersonate C-Dur für Flöte
und Gitarre von Stephan Schäfer eingerichtet. In seinem Nachwort
begründet er die Wahl dieses Werkes durch den relativ kleinen
Tonumfang, der für beide Spieler nicht zu viel Akrobatik abverlangt.
Schäfer hat sich, so weit es ging, in allen Aspekten an den
Urtext gehalten. Die Gitarrenstimme ist mit Fingersätzen für
den praktischen Gebrauch eingerichtet.
Eine Bereicherung in der Besetzung Flöte und Gitarre.
Jean-Jacques Dünki: Nulla Dies ..., Version für (Holz-)Querflöte
und Gitarre. Ricordi Sy. 2702 (1997) ISMN M-2042-2702-0
In der Verlagsreihe „Neue Klang-Spiel-Formen“ ist das
vorliegende Werk eine Komposition für Spezialisten, die a)
die geforderten Instrumente beherrschen, b) mit Liebe, Klangsinn
und Spaß die Feinheiten herausarbeiten können. J.-J.
Dünki hat die erste Version für Holz-Böhmflöte
(auch moderne Flöte oder Traverso) mit Clavichord komponiert.
Aber die vorliegende überarbeitete Fassung mit Gitarre spricht
sicher einen größeren Spielerkreis an, da das Clavichord
ein interessantes und „farbiges“, aber seltenes Instrument
ist. Die Holz-Böhmflöte bevorzugt Dünki wegen der
Farbigkeit bestimmter Töne.
Anstelle von ausgefallenen Techniken muss sich der Flötist „nur“ mit
der chromatischen temperierten Skala vertraut machen.
Für die Gitarre werden Flageolett-Griffe angegeben. Das durchweg
in ruhigem Tempo gehaltenen Stück, vom Verlag als mittelschwer
eingestuft, ist eine Herausforderung für beide Protagonisten.
John van Buren: Canzone für Flöte und Klavier. Zimmermann
34190 (2003)
ISMN M-010-34190-3
Das einsätzige Werk entstand 1995 als Beitrag für „Jugend
musiziert“. Zielsetzung war, verschiedene Spieltechniken
und Ausdrucksweisen in einer kurzen Komposition zu vereinen. Das
Werk ist langsam und liedhaft mit einem etwas bewegteren Mittelteil
in normaler Notation, aber variablen Metren und Tempi. Der Klavierpart
beansprucht fast die gesamte Tastatur und erscheint recht anspruchsvoll.
Es werden wenige moderne Techniken (Triller) für die Flöte
vorgeschrieben, die erläutert werden. Zwei Spielpartituren
erleichtern das (rhythmische) Zusammenspiel.
Georges Hüe: Nocturne für Flöte und Orchester.
Version für zwei Flöten von Richard Müller-Dombois.
Leduc AL 29 356 (2003)
Das „Nocturne“ von Hüe erfreute sich schnell großer
Beliebtheit in der Flötenwelt wegen seiner Fantasie und Poesie.
R. Müller-Dombois ermöglicht mit dem Arrangement für
zwei Flöten die (pädagogische) Möglichkeit, dieses
Werk in seiner wesentlichen Form kennen zu lernen und einzustudieren,
bevor es an erste Klavier- oder Orchesterproben geht.
Mirjam Nastasi (Herausg.): Die Soloflöte Band IV: 20. Jahrhundert
(bis 1960). Ed. Peters Nr. 8641d Copyright 2006
Diese repräsentative Sammlung an Sololiteratur für die
(Böhm-)Flöte ist eine Fundgrube für jeden Flötisten.
Den Beginn macht Debussy „Syrinx“, ein Meilenstein
der neueren Sololiteratur. Den Schluss bildet Luciano Berio „Sequenza“ von
1958, die noch heute die Flötisten und Komponisten herausfordert.
Zwar vermisst man einige Werke, die durch die Verlage nicht freigegeben
wurden, aber man entdeckt auch Komponisten, die etwas abseits
der gängigen Praxis liegen. Manches Mal sind exemplarisch einzelne
Sätze herausgegriffen, da die Fülle sonst das Compendium
gesprengt hätte. Aber so kann der Spieler sich mit dem Stil
vertraut machen und, neugierig geworden, sich dem ganzen Werk zuwenden.
Ein informatives Nachwort zu der Auswahl und deren stilistischen
Besonderheiten aus der Zeit schließt die Ausgabe ab.
John Kember and Catherine Ramsden: Flute Sight-Reading 2. Vom-Blatt-Spiel
auf der Flöte 2. Schott ED 12818 (2006) ISMN M-2201-2379-5
Der vorliegende Band möchte den ersten Teil fortsetzen und
die erworbenen Fähigkeiten erweitern. Melodisch werden bekannte
Patterns verwandt, die durchaus Vorlagen bekannter Werke erkennen
lassen.
In fünf Teilen wird der Spieler rhythmisch und stilistisch
sowie in der Verzierungtechnik an Hand von kurzen Solostücken
und Duetten (zwei Flöten/Flöte und Klavier)geschult,
die sich im Tonumfang nach und nach über die ganze Flöte
erweitern. Da die Stücke kurz sind, kann man sie immer wieder
in den Unterricht einfließen lassen. Das Heft ist als Ergänzung
in der Mittelstufe zu empfehlen.
Gabriele Sebald
Les Cahiers de L´École Normale de Musique de Paris „Alfred
Cortot“. Ètudes pour Flûte en trois cahiers.
Leduc AL 29 777 (2006)
Die drei Hefte der Flötenetüden bieten auch für
deutsche Flötisten eine sehr interessante Mischung. Das Autorenteam
der École Normale de Musique hat die Literatur aus verschiedenen
Heften des Verlags zusammengestellt und zwar unter pädagogischen
Aspekten, die die verschiedenen Ausbildungswege,- jahre und -abschlüsse
der französischen Hochschulen berücksichtigen. Bekannte
Komponisten von Böhm über Paganini, Fürstenau bis
zu französischen Komponisten wie Falk, Bozza, Castérède
sind mit virtuosen Etüden vertreten. Im dritten Heft kommen
auch vermehrt moderne Techniken ins Spiel. Für Studenten und
Profis eine lohnende Alternative zu den gängigen Etüdenkompendien.
Gabriele Sebald
Pierre Boulez: Deux extraits du „Marteau sans maître“. Études
pour flûte alto (1953). Universal Edition, Wien 2007. UE
33404
Pierre Boulez’ neunteiliges Werk „Le Marteau sans maître“ (1955)
für Altstimme, Altflöte, Viola, Gitarre, Vibraphon, Xylophon
und Schlagzeug zählt zu den zentralen Werken des Komponisten
und der Neuen Musik. Die gleichnamige Gedichtsammlung des surrealistischen
Dichters René Char diente Boulez als textliche Grundlage.
Die Altflötenpassagen des seriell komponierten Werkes eignen
sich Boulez’ eigenen Worten zufolge auch außerhalb
des Kontexts zu Studienzwecken. Die vorliegende Ausgabe enthält
das dritte Stück des Originalwerkes „L’artisanat
furieux“ und Fragmente des neunten Stückes „Bel édifice
et les pressentiments“.
Zur Orientierung werden die originale Singstimme und verschiedene
Instrumente des Orchesters mitgeführt. Sowohl Stimmführung
als auch Dynamik der Kompositionen erfordern höchste klangliche
Differenziertheit und ein ambitioniertes Studium des Taktmaßes.
Die Ausschnitte aus Boulez’ berühmtem Werk richten sich
nicht an Schüler/-innen der Altflöte, sondern an gestandene
Profis.
Paul Hindemith: Abendkonzert für Flöte und Klavier.
Nach der Originalfassung für Flöte und Streicher aus
dem „Plöner Musiktag“ (1932) bearbeitet von Elisabeth
Weinzierl und Edmund Wächter. Edition Schott, Mainz 2007.
FTR 195
Paul Hindemith komponierte das sechsteilige „Abendkonzert“ im
Rahmen der „Plöner Musiktage“. Der für Kinder
und Laien zeitlebens höchst engagierte Komponist verfasste
für die Jugendlichen, mit denen er in Plön im Juni 1932
vier Tage zusammenarbeitete, Stücke in verschiedenen Besetzungen.
Elisabeth Weinzierl und Edmund Wächter, selbst im Bereich
der Flötenpädagogik langjährig tätig, bearbeiteten
das zweite Stück des „Abendkonzerts“ in der Originalfassung
für „Flöte mit Streichern“ für Flöte
und Klavier unter der strengen Beibehaltung der Stimmführung
und Harmonik der Originalfassung. Die Musik der Flöte solo
ist für Schüler/-innen im Unterricht gut zu bewältigen,
eignet sich jedoch ebenso für das Konzert oder als Beitrag
zu „Jugend musiziert“. Im Zusammenklang der Stimmen
erfährt die linear geprägte Flötenstimme eine erweiterte
Tonalität und neue Farbigkeit.
Friederike Neermann
Viktor Fortin: No Problem, 14 leichte Duos für Querflöte,
Doblinger 35026
Das bei Doblinger erschienene Heft „No Problem“ von
Viktor Fortin beinhaltet 14 Duette für Querflöte, die
es zum Ziel haben, schon im ,,relativ frühen Stadium“ moderne
Spieltechniken in den Unterricht zu integrieren. Die Schüler
sollten die 1. und 2. Oktave sicher beherrschen. Häufig wird
Chromatik verwendet. Auch rhythmische Sicherheit ist für das
Zusammenspiel der meist dialogisch aufgebauten Stücke Voraussetzung.
Nur dann kann sich der Schüler auf die neuen Spieltechniken
konzentrieren und daran Freude finden. Diese werden in kleinen
Schritten und durch praktische und klar verständliche Tipps,
die nicht nur für Schüler interessant sind, von dem Flötisten
Arno Steinwider-Johannsen nahe gebracht. So erscheinen Techniken
wie Flatterzunge, whistle tones, glissando und so weiter auf einmal
ganz einfach (no problem). Jedoch wäre es manchmal hilfreich,
wenn die Griffnotation über den Noten stehen würde und
nicht in einer eigenen Legende. Geschickt setzt der Komponist die
meist programmatischen Titel mit Effekten um. Es entstehen Klangbilder,
die den Schülern Spaß machen, die Melodieführung
hingegen ist manchmal eher trocken. Eingestreut sind jazzige Stücke,
bei denen der Rhythmus im Vordergrund steht.