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nmz-archiv
nmz 2007/10 | Seite 41
56. Jahrgang | Oktober
Noten
Flöte trifft Zeitgeist
Neue Musik in kleinen Dosen. Zwei interessante Projekte
Die Idee liegt wohl in der Luft, und die Nachfrage wohl auch:
nämlich neue Stücke aus dem Geist unserer Zeit für
Unterricht und Vorspiel zu schaffen, die leicht spielbar, gut hörbar
und verständlich und damit vor allem auch vergnüglich
sind. Gleich zwei Verlage setzten diese Aufgabe in recht ähnlicher
Weise um, zunächst für die Flöte. Für andere
Instrumente sollte solches folgen.
Flute Project. New pieces for flute solo von
Victoria Borisova-Ollas, David Cutler, Roxanna Panufnik, Arvo
Pärt, Jay Schwartz. UE
33661.
Flute update. Neue Musik für junge Flötisten. Für
Flöte solo (und mit Begleitung), mit CD. Herausgegeben
von Walter Wretschitsch & Universität für Musik
und darstellende Kunst Wien. Doblinger 19763, ISMN M-012-19763-8
Vor allem kommt
etwas brauchbares heraus, wenn der Komponist das Instrument aus
eigener Erfahrung selbst in und auswendig kennt,
für das er schreiben soll, oder umgekehrt, wenn der Interpret
wie bei „Flute update“ selbst kompositorisch umzusetzen
versteht, was ihm kreativ in den Sinn kommt und was es anderen
zu vermitteln gilt. Und wenn das alles einen nicht spürbaren
pädagogischen Background haben soll. So entstand Flute update,
indem komponierende Flötisten ihrer Fantasie freien Lauf ließen.
Beim Flute Project baten vier engagierte junge Musiker und Musikerinnen
bekannte Komponisten und Komponistinnen kleine und möglichst
einfache Stücke für Flöte alleine zu schreiben,
die aber zugleich Herausforderungen sein sollten. In all diesen
Circafünfminutenpiecen ist gut verteilt, aber just alles eingepackt,
was man einem ernsthaft aufsteigwilligen Flötenspieler im
Interesse musikalischer Vielfalt und Farbigkeit an Kunst-Stücken
zumuten kann, was es an klanglichen und dynamischen Varianten,
rhythmischer Sicherheit, Formverständnis, Zusammenspiel und
Hörvermögen zu lernen gilt, was man in gestuften Schwierigkeiten
an Fixigkeit, an Anblas-, Atem-, Lippen-, Finger- und Lesetechnik
abverlangen kann. Beide Publikationen überraschen als vernünftig
praktische flötistische Begegnung für und mit Musik unserer
Tage, die von brav und experimentell bis jazzig reicht und die
dazu lehrreich und originell präsentiert wird und zwar im
interessanten Notenbild und (CD)-Ton von (noch nicht überall)
bekannten Musikern, im Flute Project von Mathieu Dufour, Emmanuel
Pahud, Emily Beynon und Kazushi Saito, bei Flute update von Julia
Tinhof, Christina Wippel, Mihaela Anica, die ihre Stücke bei
Gabriel Ahumada, Wilfried Aigner, Maria Augustin, Martin Fuss,
Helmuth Hödl, Reza Najfar, Wil Offermans, Wolfgang Puschnig
und Alexander Wagendristel eingeholt haben.