nmz 2007/11 | Seite 24
56. Jahrgang | November
Musikbildung
Ein neuer Landeswettbewerb für Thüringen
Die Preisverleihung ist erst der Beginn: Der 2. Landeswettbewerb „Jugend
komponiert“ 2009
Seit gut einem Jahr führten die zahlreichen Vorgespräche
zu einem Ergebnis: Ein neuer Landeswettbewerb für Thüringen
neben „Jugend musiziert“ und „Jugend Jazzt“ war
geboren: „Jugend komponiert“. Die Idee ist nicht neu,
schließlich gibt es seit Jahren in etwa einem Drittel aller
Bundesländer diesen Wettbewerb und man liest über deren
Erfolge.
Auch in Thüringen gab es bereits zwei Kompositionswettbewerbe,
ausgeschrieben für Jugendliche, die sich (noch) nicht in einer
Kompositionsausbildung befinden. Ausgangspunkt war seinerzeit das
Bachjahr 2000, das selbstverständlich in dessen Geburtsland
mit besonderem Engagement (unter anderem mit der 1. Landesausstellung)
begangen wurde. Aktivitäten des Deutschen Komponistenverbandes
und des Landesverbands Thüringen, dessen Bundesverband seit
Jahren einen derartigen Wettbewerb erfolgreich durchführt,
bereiteten ebenfalls den Boden. Dass die Schüler am Musikgymnasium
Schloss Belvedere in Weimar sich neben ihrer Instrumentalausbildung
auch mit Kompositionsstudien beschäftigen, ist seit Jahren
bekannt.
Wenn man ein derartiges Unterfangen in Angriff nimmt, muss man
sich fragen lassen: Wozu brauchen wir einen solchen Wettbewerb?
Benötigen wir mehr Komponisten? Wir lesen viel über eine „überaus
positiv zu bewertende Entwicklung der zeitgenössischen Musik
in Deutschland“ (Musik-Almanach), aber wie geht es den Komponisten?
Gibt es vielleicht ein böses Erwachen wie erst kürzlich
in der Bildenden Kunst mit der öffentlichen Diskussion des
durchschnittlichen Jahreseinkommens von 11.000 Euro bei Bildenden
Künstlern? Auch an der Franz Liszt Hochschule Weimar ist wie überall
in den Kompositionsklassen eine zunehmende Zahl von Studierenden
zu beobachten, die Komposition als Zweitfach oder im Aufbaustudium
studieren. Darin wird deutlich, dass den Musikstudierenden inzwischen
klar ist, dass eine künftige Berufskarriere allein auf dieser
Basis wohl kaum tragfähig sein dürfte. Dieser Realismus
bei der Beurteilung der künftigen Berufschancen ist zweifellos
zu begrüßen, ebenso wie die Erkenntnis über den „Mehrwert“ eines
vielseitigen Studiums.
Ein Kompositionswettbewerb für Schüler dürfte daher
weder auf eine berufliche Nachwuchsgewinnung noch auf eine eventuell
notwendige Erweiterung der Ausbildungskapazitäten an den Musikhochschulen
gerichtet sein, deren Zahlen ohnehin unaufhörlich seit 2000
auf über 300 Studierende anstieg; höchstens vielleicht
darauf, dass in den Kompositionsklassen der Hochschulen auch wieder
deutsche Studierende anzutreffen sind. Dass bei dieser Ausgangslage
nach dem Motto „Augen zu und durch“ oder „ein
Versuch lohnt immer“ oder vielleicht auch „warum nicht
in Thüringen“ eine finanzielle Basis als PPP-Projekt
gefunden wurde, ist bemerkenswert und gehört zu den erfreulichen
Erfahrungen eines Musikratspräsidenten. Wie bei „Jugend
musiziert“ konnten auch hier die Sparkassen, in diesem Fall
die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen als Hauptsponsor
gewonnen werden. Der Grund dafür dürfte im Konzept liegen,
das dem Wettbewerb zugrunde liegt. Der Ansatz klingt vielleicht
eher banal, nämlich den kreativen Umgang Jugendlicher mit
ihrer eigenen Musik zu stärken. Dieser Wettbewerb will dazu
beitragen, dass sich Schüler aktiv mit ihrer Musik beschäftigen,
er will zur Erkundung des weiten Feldes musikalischer Erfahrungen
anregen und will diejenigen, die sich von Musik auf diese Weise
inspirieren lassen, dadurch bestärken, dass sie in dieser
Freiheit ein Stück Normalität heutigen Umgangs mit Musik
sehen. Diesem komplexen Ansatz folgen demzufolge die drei diesjährigen
Wettbewerbskategorien: die klassische Komposition für eine
Instrumentenauswahl („Bleistiftmusik“), elektroakustische
Komposition (MIDI-Bereich) und Musik für Gesang und Bandbegleitung
umfassen.
Mit der Preisübergabe findet Ende November in der Landesmusikakademie
Sondershausen dieser 1. Landeswettbewerb seinen Abschluss. Der
Ausgang ist ungewiss, die Einsendungen sind noch zögerlich
und können bis Ende Oktober erfolgen. Es bleibt zu hoffen,
dass die Überlegungen aufgehen, wobei jetzt schon klar ist,
dass ein langer Atem benötigt wird. Was aber wird bleiben?
Unter der Leitung des gebürtigen Thüringers und heutigen
Berliner Komponisten Helmut Zapf wird es zusammen mit Johannes
K. Hildebrandt, Komponist und Veranstalter der Weimarer Frühjahrsstage
für zeitgenössische Musik, einen Workshop für komponierende
Jugendliche geben. Dieser Workshop, bei dem man über mehrere
Tage hinweg praktische Erfahrungen im Umgang mit der eigenen Musik
in einer anregenden Atmosphäre mit Gleichaltrigen machen kann,
wird fest installiert und im Netzwerk der Neuen Musik in Thüringen
verankert.
Im Tonstudio der Landesmusikakademie werden in Kooperation mit
dem VdS verstärkt MIDI – Fortbildungskurse für
Schüler und Lehrer angeboten. Die Weichenstellungen für
einen neuen Bandwettbewerb für Schüler in Deutschland,
an dem sich auch Thüringen beteiligen will, erfolgen in diesen
Tagen. Die Fachtagungen für Musiktheorie, die in diesem Jahr
in der Landesmusikakademie Sondershausen in Kooperation mit dem
Institut für Musikpädagogik und Musiktheorie der Weimarer
Musikhochschule begonnen haben, werden fortgesetzt und inhaltlich
erweitert. Und schließlich gibt es noch immer einen Platzhalter
für die Unterstützung einer außerordentlichen kompositorischen
Begabung im Förderprogramm für musikalisch Hochbegabte,
das auf Anregung des Landesmusikrates vom Thüringer Kultusministeriums
aufgelegt wurde.
Fazit: Mit der Preisverleihung beginnen die eigentlichen Aufgaben,
denn der 2. Landeswettbewerb „Jugend komponiert“ 2009
kommt ganz gewiss und wird offenbaren, ob es gelungen ist, einen
guten Schritt voranzukommen.Und abschließend nun doch ein
unterschwellig erhofftes Ergebnis: der erste Preisträger des
Bach-Kompositionswettbewerbs 2000 ist heute Kompositionsstudent
an der Weimarer Hochschule.
Eckart Lange
Der Autor ist Leiter des Institutes für Musikpädagogik
und Musiktheorie
der Weimarer Musikhochschule und Direktor der Landesmusikakademie
Sondershausen
Die Jury 2007
Helmut Peter Lang
Prof. Dr. Eckart Lange
Prof. Reinhard Wolschina
Wolfgang Wollschläger
Träger
Landesmusikrat Thüringen e.V. und
Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-
Thüringen
Kooperationspartner Deutscher Komponistenverband
Landesverband Thüringen
Wettbewerbskategorien
Kategorie A eine Komposition, in der nachfolgende Instrumente
in beliebiger Zusammenstellung vertreten sein können: Querflöte,
Violine, Klavier, Akkordeon oder Gitarre
Kategorie B eine Komposition als elektroakustische Musik oder
für
Instrumente (siehe oben) mit Live-Elektronik oder Zuspielband
Kategorie C einen Titel für Sologesang/Gruppe und Begleitung
(Gitarre, Bass oder Tasteninstrument und Drumset)