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nmz-archiv
nmz 2007/11 | Seite 48
56. Jahrgang | November
Musik-Termine
Das Alte der Neuen Musik
Gegenteile bestimmen sich wechselseitig. Neues setzt sich von Altem
ab. Das eine ist nicht denkbar ohne das andere. Wer neu sagt,
muss auch alt sagen, und umgekehrt. Der Begriff der „neuen“ gar „Neuen
Musik“, suggeriert die Möglichkeit einer solch klaren
Grenzziehung. Indes wurden kategorische Alt-Neu-Zuschreibungen
nicht erst seit Theodor W. Adornos SDR-Radiovortrag „Das
Altern der neuen Musik“ 1954 und Heinz-Klaus Metzgers Replique „Das
Altern der Philosophie der neuen Musik“ 1957 fraglich.
Schon immer sagten ästhetische Distanzierungen von Bestehendem
zumeist mehr über die Selbstlegitimierungsstrategie der
Komponisten als über das tatsächlich Neue ihrer Musik.
Nach dem Ende der historischen Avantgardebewegungen spitzte die
Postmoderne die Situation zu: Was ist alt, wenn es kein neu mehr
gibt?
Wo ist beispielsweise jemand wie Albrecht Zummach zu verorten,
der nach „Alte Welt“ und „Alte Lieder“ sein
neu-altes Werktriptychon mit einem Horntrio „Alte Rechnungen“ vollendet,
das irgendwie in g-Moll steht und am 9. November im Rahmen eines
Konzerts anlässlich des 50. Geburtstags des Komponisten ausgerechnet
im „Alten Pfandhaus“, einer neuen Kölner Spielstätte,
zur Uraufführung gelangt? Neue Werke mit gattungsspezifischen
Besetzungen und Titeln werden unweigerlich an alten Vorbildern
gemessen. Das gilt auch für Friedrich Cerhas „Berceuse
céleste“ für Orchester, die Eliahu Inbal am 15.
November erstmals in der Stuttgarter Liederhalle dirigiert, und
Miroslav Srnkas „Les Adieux“ für Ensemble, das
am 28. November in der Alten Oper Frankfurt erstmals unter Leitung
von Matthias Pintscher erklingt. Manuel Hidalgo schließlich
setzt mit der Uraufführung der Orchestrierung von Bachs „Die
Kunst der Fuge“ am 17. November in Porto seine lange Werkliste
von Bearbeitungen alter Musik fort.
Die Tradition des Klavierkonzerts beschwören neue Werke für
Klavier und Orchester von Beat Furrer und Georg Friedrich Haas.
Das eine spielt Nicolas Hodges am 1. November im Rahmen des WDR-Wochenendes „Musik
der Zeit“ in der Kölner Philharmonie, wo bis zum 3.
November weitere Werke zur Uraufführung gelangen von Michael
Jarrell, Iris ter Schiphorst, Robert HP Platz, Philipp Maintz,
Klaus Huber und Wolfgang Rihm. Haas‘ neues Werk spielt Thomas
Larcher am 7. November im Wiener Musikverein im Rahmen des Festivals
Wien Modern, das sich neben Haas einem Porträt von Luciano
Berio widmet, der wiederholt Renaissance und Folksongs adaptiert,
zitiert und klassisch-romantische Musik bearbeitet hat. Bis zum
1. Dezember sind hier weitere Uraufführungen zu erleben von
Frank Scheffer, Nader Mashayekhi, Jennifer Walshe, Christopher
Fox, Claudia Molitor, Benedikt Schiefer, René Staar, Alexander
Stankovski, Roland Pfrengle, Pierluigi Billone, Beat Furrer und
Klaus Lang.
Rainer Nonnenmann
Weitere Uraufführungen:
1.11.: Nicolaus A. Huber, EN für Viola solo, Viola-Tagung
Münster.
4.11.: 10 Jahre Frau Musica (nova) mit Werken und Performances
von J. Dunaway, S. Jernberg, L. Grenager, H. Hartmann und J. Walshe,
DLF Köln.
4.11.: Helmut Oehring, Phoenix Musik für Ensemble, Gare du
Nord Basel.
4.11.: Wolfgang Rihm, Quid est Deus für Chor und Orchester,
KH Freiburg.
7.11.: Neue Werke für Violoncello von Nicolaus A. Huber, Sven-Ingo
Koch, Johannes Schöllhorn, Marcelo Toledo, Param Vir, Caspar
Johannes Walter, Musikhochschule Stuttgart.
7.11.: Christian Jost, Odyssee für Klarinette und Orchester,
Berliner Philharmonie.
9.11.: Alvis Hermanis und Monika Pormale, Musiktheater The Sound
of Silence, Haus der Berliner Festspiele.
16.11.: Thomas Heyde, Schwarzfahrer-Marsch, Leipziger Straßenbahn.
24.11.: Johannes Schöllhorn, Timo Ruttkamp, Alexander Karastoyanova-Hermentin,
Georg Kröll, neue Ensemblewerke, WDR Köln.
30.11.: Vadim Karassikov, Prana, Quintett für drei Stimmen,
Viola und Cello, Berlin.